Tödlicher S-Bahn-Unfall in Schäftlarn bei München: Dieses Rauschmittel beim Lokführer nachgewiesen
München - Der Lokführer liegt schwer verletzt am Boden des demolierten Zuges, fünf Meter entfernt vom Führerstand. Als er kurz bei Bewusstsein ist, fragt er völlig benommen: "Was ist passiert? Ist das meine Schuld?" So schildert es der Einsatzleiter der Feuerwehr, der Richard Z. am Unfallort gefunden hat. Es ist der zweite Prozesstag zum S-Bahn Unglück in Schäftlarn am 14. Februar 2022, bei dem ein junger Mann ums Leben kam und 51 Insassen verletzt wurden.
Lokführer Richard Z. ist wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Er hat automatische Zwangsbremsungen, akustische und Halte-Signale missachtet, was zu dem Frontal-Zusammenstoß der Züge führte. An all das erinnert sich Richard Z. nicht mehr. Der 56-Jährige sagte bereits am Montag aus . Nun stehen verschiedene Gutachten von Sachverständigen im Fokus der Verhandlung.
Als der Rechtsmediziner all die gravierenden Verletzungen des Verstorbenen aufzählt, senkt Richard Z. den Kopf und bricht in Tränen aus. Auch wenig später, als eine forensische Toxikologin die Ergebnisse einer Haarprobe vorstellt, die dem Angeklagten wenige Tage nach dem Unfall und der darauffolgenden Operation entnommen wurde.
S-Bahn-Unglück bei Schäftlarn: Ketamin-Wert der Haarprobe deutet auf regelmäßige Einnahme hin
Durch eine solche Probe kann nachgewiesen werden, ob jemand etwa Alkohol, Drogen oder Medikamente in den vergangenen Monaten eingenommen hat – beim Angeklagten wurde unter anderem Ketamin festgestellt: Ein Narkosemittel, das auch als Rauschdroge missbraucht wird und zu einer eingeschränkten Konzentrationsfähigkeit führt und Halluzinationen hervorrufen kann.
"Mit einer einmaligen Aufnahme wäre der Wert nicht erklärbar", sagt die Toxikologin. Sie sieht den Wert im Suchtbereich. Unter diesem Einfluss könne man keine S-Bahn problemlos lenken. Die Haarprobe wurde dem Angeklagten eine Woche nach dem Unfall entnommen. Ob er am Unfalltag selbst Drogen genommen hat, könne man anhand dieser Probe nicht feststellen.
Strafverteidiger: "Die Haar könnte durch Schweiß verunreinigt worden sein"
Stephan Beukelmann, der Anwalt des Angeklagten, hat eine ganz andere Theorie für die Werte: "Das sind just die Medikamente, die er ab dem 14. Februar bekommen hat", sagt er und fragt, ob Haare diese Substanzen auch durch Schweiß aufnehmen können. "Bei starkem Schwitzen und Wälzen im Bett ist das nicht ausschließbar", sagt die Forensikerin.
Eindeutiger scheint der Sachverhalt in Bezug auf das Betriebssystem der S-Bahn München: Ein Gutachter schließt technische Fehler aus. Der Fahrdienstleiter habe nicht falsch gehandelt.
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