Herzinfarkt! Star-Figaro Wolfgang Lippert ist tot
München - Am Lenbachplatz ist an diesem Freitagvormittag eigentlich alles wie immer. Wer das L1, so heißt das dreistöckige Verschönerungs-Stammhaus von Star-Friseur Wolfgang Lippert, betritt, wird freundlich lächelnd begrüßt. Es riecht nach Schönheit, die Mitarbeiter tragen Schwarz. Das tun sie sonst auch jeden zweiten Tag (abwechselnd mit Weiß), weil der Chef das so elegant findet. Doch so sehr sich hier und heute auch alle bemühen, wer genauer hinschaut, sieht und spürt die Trauer. Rot geweinte Augen gibt’s sonst bei Lippert’s Friseure, wo die Stimmung immer so hairlich fröhlich und leicht auftoupiert ist, nie. Jetzt ist es nur ein paar Stunden her, dass hier – und im L2, dem zweiten Geschäft gegenüber – die rund 35 Mitarbeiter erfahren haben, dass ihr Chef, der für viele mehr wie ein Vater war, gestorben ist.
Für die meisten völlig überraschend und immer noch unvorstellbar: Am Donnerstagnachmittag um 16.35 Uhr steht das Herz von Wolfgang Lippert plötzlich still.
Bandscheibenvorfälle, Knieoperationen, schlimme Schmerzen
Mit 58 Jahren stirbt er an einem Herzinfarkt. Daheim in Bogenhausen, im Beisein seiner zwei Töchter Natalie (25) und Maxyne (23). Die beiden studieren in München, wohnen seit der Trennung der Eltern bei ihrem Vater. Der hatte zuletzt zwei Bandscheibenvorfälle und zwei Knie-Operationen, dazu sein Übergewicht und schlimme Schmerzen.
Er arbeitete deshalb mehr von zu Hause aus. „Ich finde das Thema Krankheit total unerotisch“, sagt er der AZ zuletzt. „Deshalb ziehe ich mich zurück, bis ich wieder voll auf den Beinen bin.“
Doch dazu kommt es nicht. Am Donnerstag ist Geschäftsführer Markus Ruidl bei Lippert. Er merkt, dass es seinem Chef nicht gut geht. Zur AZ sagt er: „Er war vergrippt, hat eine Erkältung verschleppt. Trotzdem dachte ich nicht gleich an das Schlimmste.“ Markus fährt in den Salon. Irgendwann merken die beiden Töchter, dass mit ihrem geliebten Papa etwas nicht stimmt. Sie rufen sofort den Notarzt. Als der ankommt, kann nur noch der Tod festgestellt werden. Die verschleppte Erkältung soll das Herz geschwächt haben. „Es ging so schnell“, so Markus Ruidl. „Ich kann es alles noch gar nicht glauben. Es ist unfassbar traurig.“ Jetzt muss er die Beerdigung planen, die nächste Woche stattfinden soll. Und natürlich auch die Zukunft. Ein Management-Circle, den Lippert vor sieben Jahren selbst in die Geschäftsführung integrierte, wird sein Unternehmen weiterführen.
1996 hat er den Salon von seinem Vater übernommen
Noch am Dienstag haben sich die Mitarbeiter zum wöchentlichen Meeting bei ihrem Big Boss versammelt. Wolfgang Lippert sei sehr gut drauf gewesen, erinnern sich viele. Habe von seiner Rückkehr ins Geschäft gesprochen. Über Sachen, die verbessert werden sollten. So wie jeden Dienstag. Seit Jahren pflegt der Promi-Figaro, der die Arbeit wie die Luft zum Atmen braucht, den Kontakt zum Team, bestellt dann abends gerne Sushi oder Schmankerl von seinem Schul-Spezl, Feinkost-König Michael Käfer, zu sich nach Hause. Seine Mitarbeiter sind seine Familie. Wolfgang Lippert, der Mann mit den Scherenhänden und den Fäden in der Hand, ist der Vater – von all den jungen, trendy Stylisten und Friseuren, die auch mal größenwahnsinnig werden können, wenn sie Paris Hilton, Teri Hatcher, Sarah Connor, Lothar Matthäus, Verona Pooth, Jenny Elvers oder Claudia Effenberg verschönern.
1996 übernimmt Lippert den Friseursalon von seinem Vater, baut ihn aus und auf. Er hat die Idee eines Séparées, wo die Society ungestört gesträhnt werden kann. Jede Kundin soll sich wie eine Königin fühlen. Mindestens.
Es dauert nicht lange, bis die ersten Promis kommen. Und es dauert nicht viel länger, bis Wolfgang Lippert selbst zum Promi wird. Er geht auf Partys, schmeißt selbst welche, tanzt und frisiert auf Hochzeiten. Doch oberflächlich ist er nicht, er weiß, dass es in München dazugehört, sich zu zeigen. Vielmehr ist Wolfgang Lippert ein warmherziger, sensibler und loyaler Mann. Er hilft, wenn ein Angestellter keine Wohnung findet, nicht ins P1 reinkommt, Liebeskummer hat oder die Mutter Arbeit braucht.
Wolfgang Lippert mag eine große Erscheinung sein, stets gegen Kilos und Heißhungerattacken kämpfend („Ich liebe es, nachts Kartoffelbrei mit Ketchup zu essen“), aber sein Herz ist noch größer. Vielleicht ist es ein bisschen zu groß, sodass es am Donnerstag einfach nicht mehr schlagen kann.
Ein Wochenende mit... Wolfgang Lippert: Kir Royal und Kondensmilch