Kir Royal und Kondensmilch

Hier erzählen Leute von ihrem Wochenende: Heute ist das der Star-Friseur Wolfgang Lippert, der die Stadt von oben genießt, in Hotels schwimmt und überall für Haar-Aufruhr sorgt
Laura Kaufmann |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Anstoßen aufs Wochenende: Wolfgang Lippert mit seinen Mitarbeitern Alexander, Angelina und Marcello (r.).
Daniel von Loeper Anstoßen aufs Wochenende: Wolfgang Lippert mit seinen Mitarbeitern Alexander, Angelina und Marcello (r.).

Der 54-Jährige aus Bogenhausen lässt Promis und Normalos frisieren – im L1 im Lenbach Palais und im L2 in der Alten Börse.

Von Wolfgang Lippert

Ein großes Haferl Kaffee mit verboten viel Zucker und Kondensmilch – das ist mein großer Luxus an einem Wochenendmorgen. Dazu zwei Zigaretten und einfach blöd schauen. Um neun Uhr eröffnen samstags die Geschäfte – und wenn ich in einem Umkreis von 500 Kilometern bin, frage ich mich sofort, ob alles gut läuft, alle Stühle besetzt sind. Ich bin da von ewiger Existenzangst geplagt.

Also rufe ich im Laden an und frage meine Geschäftsleitungen, ob sie mich brauchen. Die sagen dann natürlich nein, und daraufhin bin ich natürlich ein bisschen beleidigt. Ich komme meist trotzdem, irgendwas zu tun ist immer. Ich checke etwa, ob ich mit unseren Aufzeichnungen für die Montagskolumne bei „taff“ auf Pro7 oder der Folge für RTL2 „Extrem schön“ zufrieden bin.

Mittags rufe ich meine Töchter an, um herauszufinden, ob sie schon unter den Lebenden sind, weil sie mit großer Wahrscheinlichkeit im P1 abgefeiert haben. Natalie und Maxyne studieren in New York, sind aber gerade zu Besuch. Seit sie Teenager sind, sind sie bei mir aufgewachsen und wir haben ein enges Verhältnis, darauf bin ich stolz.

Wir treffen uns in Schumann’s Tagesbar. Ich bekomme meinen Tisch im Eck – von dort können wir durchs Schaufenster „Kir Royal“ beobachten, wie es leibt und lebt. Wenn ich durch so ein Lokal gehe, fassen sich die Frauen ins Haar, als wollten sie verbergen, dass sie nicht toll frisiert sind. Dabei achte ich privat nicht so auf Haare.

Samstag Nachmittag ist auch eine schöne Zeit für Tee in der Lobby des Vier Jahreszeiten. Da taucht man von der Hektik der Stadt ab in eine andere Welt. Wie bei Schumann’s genieße ich da Dienstleistung auf hohem Niveau. Ich weiß das zu schätzen, weil ich selbst weiß, was für eine Arbeit dahinter steckt. Der Chefportier begrüßt mich persönlich, mein Wagen wird geparkt. Im Vier Jahreszeiten bin ich gern, weil da alle möglichen Kulturen und Religionen zusammentreffen. Einer lümmelt in der Jogginghose herum, während die Nächste im Abendkleid Richtung Oper aufbricht.

Abends ziehe ich vielleicht mit meinen Friseuren los. Ich nenne uns immer den elitären Kindergarten mit Qualitätsanspruch, weil es ein sehr junges Team mit extrem unterschiedlichen Typen aus aller Welt ist. Oft treffen wir uns dann um den Gärtnerplatz, weil die meisten aus meinem Team dort leben.

Oder ich gehe mit Freunden ins Ballett, ins Theater oder in die Oper. Oder zum Essen: Da gehe ich gern ins Vinaiolo, Käfer’s Bistro oder ins Makassar. Und wenn ich in alten Jeans gehen will, dann in den Dalmatiner Grill. Da war ich schon mit zwei Jahren. Sieht aus wie ein altes Wohnzimmer mit Häkeldeckchen, und ich esse immer das Gleiche, die Dalmatinerplatte, und zum Nachtisch karamellisierten Palatschinken mit Topfenfüllung.

Sonntags frühstücke ich gern bei meiner Freundin Petra Schmid im Backspielhaus in der Weltenburger Straße. Das ist ein tolles Café, und dort trifft man die ganzen wichtigen Adabeis, die mit ihren Porsches und Aston Martins angefahren kommen. Aber deswegen komme ich nicht dort hin – sondern: um mit Petra über die Selbstständigkeit zu jammern, um am Ende festzustellen, dass es uns doch ganz gut geht.

Sie hat das ganze gesunde Dinkelzeug im Angebot, was ich eigentlich essen sollte. Meist nehme ich aber ein Omelett mit etwas mehr Eiern und Mozzarella. So vergehen locker drei Stunden wie im Flug.

Nachmittags gehe ich oft im Sheraton schwimmen oder im Bayerischen Hof, um später noch ein bisschen von der Dachterrasse aus den Blick über München zu genießen. So lasse ich den Abend auch gern ausklingen: Auf meiner eigenen Dachterrasse in Bogenhausen, mit Baguette, Parmaschinken und Parmesan vom Käfer gegenüber. Zu der Edelbrotzeit mit Natalie und Maxyne über die Welt philosophieren und debattieren.

Oder doch den „Tatort“ schauen.

 

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.