"Hätte fatale Folgen": Verband sieht düsteres Szenario für Gastro-Betriebe

Trotz der anhaltenden Umsatzrückgänge in der Gastro-Branche soll die Mehrwertsteuer zum neuen Jahr wieder erhöht werden. Diese Entscheidung könnte dem Dehoga-Präsidenten zufolge drastische Auswirkungen sowohl auf Betreiber als auch auf Kunden haben.
Rose Heimig |
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In einigen Gastro-Betrieben könnten die Tische und Stühle bald nicht mehr ausgeklappt werden. Die nahende Mehrwertsteuererhöhung stellt viele Gastronomen vor Probleme. (Symbolbild)
In einigen Gastro-Betrieben könnten die Tische und Stühle bald nicht mehr ausgeklappt werden. Die nahende Mehrwertsteuererhöhung stellt viele Gastronomen vor Probleme. (Symbolbild) © Christoph Schmidt/dpa

Berlin/München - Die Umsatzzahlen des deutschen Gastgewerbes liegen weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Das geht aus am Donnerstag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) ist alarmiert.

Die Branche steht vor dem vierten aufeinanderfolgenden Verlustjahr – die konkreten Zahlen: Von Januar bis Juni verzeichneten die inflationsbereinigten Umsätze Verluste von 10,4 Prozent im Vergleich zu 2019. Im spezifischen Blick auf Juni lag der reale Umsatzrückgang bei 10,7 Prozent – nicht nur unter dem Juni 2019, sondern auch unter dem Juni 2022 mit einem realen Rückgang von 5,4 Prozent.

Dehoga-Präsident: "In Deutschland muss Gastronomie für alle bezahlbar bleiben"

"Für die Zukunftssicherung der Restaurants und Wirtshäuser ist es von zentraler Bedeutung, dass für Essen, egal wo und wie zubereitet und verzehrt, dauerhaft sieben Prozent Mehrwertsteuer gelten", appelliert Dehoga-Präsident Guido Zöllick. "In Deutschland müssen Gastronomie sowie in besonderem Maße auch Kita- und Schulverpflegung für alle bezahlbar bleiben. Alles andere widerspricht den Zielen der Ernährungsstrategie der Bundesregierung", sagt Zöllick weiter und warnt vor den Konsequenzen einer solche Erhöhung.

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Dehoga: Immer mehr Gastro-Betriebe werden schließen müssen

Während der Pandemiejahre verzeichnete das Gastgewerbe nach der Umsatzsteuerstatistik von 2020 und 2021 einen Verlust von insgesamt 36.000 steuerpflichtigen Unternehmen. Gemäß einer Dehoga-Umfrage vom vergangenen Juli könnten zusätzlich weitere 12.000 Betriebe schließen. "Für die Gesellschaft bedeutet es einen Verlust von Lebensqualität, wenn noch mehr Restaurants und Cafés verschwinden", warnt Zöllick. "Restaurants und Cafés sind die öffentlichen Wohnzimmer der Gesellschaft. Sie sind wichtige soziale Treffpunkte. Ohne sie würden viele regionale Wertschöpfungsketten nicht mehr funktionieren."

Die Warnung begründet der Dehoga-Präsident damit, dass höhere Steuern zu weniger Gästen und geringeren Umsätzen führen würden. Zudem sei der Kostendruck für die Betriebe ohne schon enorm, während gleichzeitig die Gäste aufgrund der Inflation zurückhaltender konsumieren würden. Diese Ergebnisse basieren auf einer selbst durchgeführten Umfrage des Bundesverbands.

Dehoga fordert dauerhaft gesenkte Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe

Eines zentrale Forderung des Verbands ist daher die gleichberechtigte Besteuerung von Produkten in Supermärkten und Discountern im Vergleich zur klassischen Gastronomie. "Es wäre widersprüchlich und wettbewerbsverzerrend, frisch zubereitetes Essen in unseren Restaurants ab dem 1. Januar 2024 wieder mit 19 Prozent zu besteuern, während auf Essen zum Mitnehmen, im Supermarkt oder bei der Essenslieferung sieben Prozent Mehrwertsteuer anfallen", sagt Zöllick.

Zum 1. Januar steigt die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent

Die Politik reagierte während der Pandemie, indem sie die Mehrwertsteuer auf Speisen von 19 auf sieben Prozent gesenkt hatte, um dem Gastgewerbe in den schweren Corona-Jahren zumindest teilweise zu helfen.

Allerdings ist diese temporäre Mehrwertsteuersenkung bis zum Ende des Jahres befristet. Mit dem Beginn des neuen Jahres wird die Mehrwertsteuer wieder auf das Niveau vor der Pandemie angehoben. Eine Entscheidung, die Gastronomen große Sorgen bereitet.

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Dehoga-Präsident Zöllick ist sich sicher: Kommt es zur Steuererhöhung, dann wird es zu weiteren Gastro-Schließungen kommen: "Sterben unsere Restaurants und Cafés, verlieren die Städte und auch der ländliche Raum massiv an Attraktivität. (...) Eine Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen zum Jahreswechsel hätte fatale Folgen."

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6 Kommentare
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  • Klara Fall am 18.08.2023 19:26 Uhr / Bewertung:

    Habe heute in Augsburg eine superleckere Steinbackofen-Pizza gegessen, noch dazu im Außengarten in schöner Lage, und zu einem fairen Preis (nicht Schnäppchenpreis). Der Belag würde in München erfahrungsgemäß locker für zwei Pizzas reichen. Da hatte ich ganz spontan eine Idee, wie die Gastro in München ihre Kunden halten und neue gewinnen könnte statt einen Umsatzrückgang herbei zu reden. Da kommen die Münchner Wirte NIE drauf... zwinkern

  • Wolff am 18.08.2023 15:59 Uhr / Bewertung:

    Der größte Witz ist die Formulierung "frisch zubereitetes Essen". Das trifft ja wohl nur noch die wenigsten Lokalitäten überhaupt zu.

    Außerdem dachte ich die Gastro hat so furchtbaren Fachkräftemangel? Da wäre doch eine Marktbereinigung durchaus zu begrüßen, damit sich die durchsetzen, die ihre Kunden am Ende mit Qualität überzeugen.

  • Klara Fall am 18.08.2023 19:31 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Wolff

    In der Tat. "Frisch aus der hauseigenen Tiefkühlung geholt bzw. aus dem Kanister geschüttet und erhitzt" träfe es in aller Regel besser.

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