Begrenzte Zeit für Gäste in Münchner Restaurants: Was hinter der Taktik steckt

Auch in München begrenzen immer mehr Gaststätten die Verweildauer ihrer Gäste. Sie sagen: Oft hat man kaum eine andere Wahl.
Martina Scheffler
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Blick ins L'Osteria-Restaurant am Lenbachplatz.
Blick ins L'Osteria-Restaurant am Lenbachplatz. © imago/Manfred Segerer

München - Gemütlich essen gehen und danach den Abend ausklingen lassen, ganz ohne Zeitdruck – so richtig funktioniert das in manchen Restaurants nicht mehr.

Zeitlimits beschränken die Verweildauer – wer etwa über ein Buchungsportal einen Tisch reserviert, bekommt dann gleich mitgeteilt, dass der Platz nicht länger als für eineinhalb oder zwei Stunden zur Verfügung gestellt wird. Dann sind die nächsten Gäste dran.

Juristin erklärt: Zeitlimits geben den Restaurants mehr Planungssicherheit

"Gerade sehr beliebte Gaststätten geben gerne einen konkreten Zeitraum vor, für den ein Tisch reserviert werden kann", sagt Tatjana Halm, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern. Dies gebe den Restaurants mehr Planungssicherheit "und gegebenenfalls mehr Umsatz". Das sei grundsätzlich erlaubt, wenn es vorab angekündigt werde, sagt Halm.

Auch bei der L'Osteria gibt es feste Zeit-Slots

Auch die in München ansässige Kette L'Osteria handhabt das so. "Der Time-Slot beträgt bei uns 1,5 Stunden beziehungsweise 90 Minuten", antwortet die L'Osteria auf AZ-Anfrage. "Grundsätzlich gilt dieses Zeitfenster auch bei spontanen Restaurantbesuchen, jedoch immer mit Blick auf die aktuelle beziehungsweise zu erwartende Auslastung – also gegebenenfalls noch anstehende Reservierungen – des jeweiligen Restaurants und mit einer entsprechenden transparenten Kommunikation mit dem Gast." Die Zeitbegrenzung gelte unabhängig von der Tageszeit.

Die L'Osteria im Künstlerhaus am Münchner Lenbachplatz. Auch hier gibt es ein Zeitlimit für die Reservierung.
Die L'Osteria im Künstlerhaus am Münchner Lenbachplatz. Auch hier gibt es ein Zeitlimit für die Reservierung. © imago

Das Restaurant Azuki am Hofgraben kündigt ebenso vorab auf seiner Webseite an, was den Gast erwartet: "Ihr Tisch wird zwei Stunden für Sie reserviert. Gerne können Sie uns im Vorfeld anrufen, wenn Sie länger bleiben möchten."

In manchen Restaurants gibt es die Zeitbegrenzung nur am frühen Abend

In Häusern der Bellezza Group, darunter das Supernova in der Türkenstraße und Marta in der Leopoldstraße, wird ebenfalls mit einer begrenzten Aufenthaltsdauer gearbeitet, allerdings nur am früheren Abend: "Bitte beachte, dass die Verweildauer bei allen Reservierungen bis 20 Uhr nur bei zwei Stunden liegt. Reservierungen ab 20 Uhr sind ohne Zeitlimit möglich", so informieren Supernova und Marta Interessenten online.

"Wir haben bereits vor Corona mit diesem Modell gearbeitet", heißt es bei L'Osteria. "Es gibt sowohl unseren Gästen als auch uns eine gewisse Planbarkeit. So können wir beispielsweise unseren Einkauf oder unsere Personalplanung optimieren, da wir besser kalkulieren können, mit wie vielen Gästen wir am Tag rechnen können", erläutert das Unternehmen seine Beweggründe. Die Gäste hätten in der Regel keine Einwände.

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Je nach Auslastung können Gäste auch länger am Tisch bleiben

Und Angst, dass es zeitlich vielleicht nicht mehr für einen Nachtisch reichen könnte, müsse auch niemand haben. "Je nach Auslastung des Restaurants und anschließenden Reservierungen können unsere Gäste gerne auch länger bleiben. Dies muss je nach Situation individuell entschieden werden – unser Servicepersonal ist hierauf entsprechend geschult und stets bemüht, eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung zu finden."

Auch Tatjana Halm rät dazu, mit der Bedienung zu sprechen, wenn einen kurz vor Schluss die Lust auf etwas Süßes packt. Und: "Ob man tatsächlich den Platz räumen muss, wenn es eine nachfolgende Reservierung gibt und der Reservierungszeitraum abgelaufen ist, wurde noch nicht gerichtlich geklärt", so die Juristin.

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Chef des Dehoga Bayern: Zeitbegrenzung ist auch "Ausdruck einer gewissen Notlage"

Generell sei die Praxis der zeitlichen Begrenzung im Restaurant noch nicht sehr verbreitet, sagt Thomas Geppert, Geschäftsführer des Dehoga Bayern, der AZ. Wer sie aber nutze, kommuniziere dies auch klar. Die Zeitgrenze sei auch "Ausdruck einer gewissen Notlage", denn die Gaststätten seien mit immer weiter steigenden Kosten konfrontiert. Dazu komme das Auslaufen des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von sieben Prozent. "Man ist auf den Ertrag angewiesen, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen."

Auch Geppert beruhigt alle, die fürchten, einen Gang schneller verspeisen oder ganz darauf verzichten zu müssen: "Ich glaube, dass nicht mit der Stechuhr gearbeitet wird."

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  • muc_original_nicht_Plagiat! am 07.08.2023 22:30 Uhr / Bewertung:

    "Die Gier der Wirte" - eine derart undifferenzierte Conclusio sagt sehr viel aus ... aber nicht über die Gastronomen, sondern über diejenigen, die so schreiben. na klar, Kritik ist erlaubt, und auch nötig, denn es gibt selbstverständlich schwarze Schafe, es gibt Menschen, denen der Geist fehlt, Gastgeber zu sein. der Geist für Gastronomie, die Liebe für diesen Beruf ... aber die Art und Weise, wie hier auf wirklich übelste Weise ein General-Hass auf WirtInnen abgeladen werden darf, stößt mich ab, ist unter der Gürtellinie. Viele, die so schreiben, habe nicht mal ansatzweise eine fachliche Ahnung davon, wie Gastronomie funktioniert, wie Gastronomie betrieben werden muss, welche Herausforderungen für Gastronomen zu bewältigen sind. es ist, wie bei diesem Dauer-Neid-und Hassthema mit den Preisen. Häufig schreiben Menschen, die ohnehin keine Wertschätzung für Produkte haben.Keinen Sinn dafür. Das ist dann ein Streuverlust.

  • muc_original_nicht_Plagiat! am 06.08.2023 05:07 Uhr / Bewertung:

    Möge doch jeder hier in seinem Job alles richtig machen, bitte dringend um weniger Lohn bei Chef fragen(oder sich selbst weniger auszahlen als Unternehmer), wäre ja schrecklich, wenn man auch noch um Einkommens- und/oder Gewinnmaximierung schauen würde. Sagt mal, was ist das hier?
    Schon mal daran gedacht, dass auch Gäste unerträglich, unpassend, zu wenig wertschätzend, stillos und geizig sein können? Und das ist der Grund dafür, dass es eben keine großen Leerzeiten, und schon gar keine unplanbaren, geben kann, wenn es darum geht, den entsprechend großen Andrang von beliebten, gefragten Restaurants bewältigen zu können. ich weiß ja nicht, wie Ihr es handhaben würdet ... 18-22h, noch ein Wasser, vielleicht einen Espresso...nach dem Essen wird Ewigkeiten fast nichts mehr konsumiert. Wer versteht nicht, wenn Planbarkeit beim Wareneinkauf herrschen muss durch rechtzeitige Kalkulation über entsprechende Reservierungen in 2-3 Slots?
    Mich nervt, wenn hier nur polemisiert und gehetzt wird.

  • Max Merkel am 04.08.2023 15:53 Uhr / Bewertung:

    Das hab ich vor Jahrzehnten schon beim Roiderer in Straßlach erlebt. Der hat mich nie wieder gesehen. Ist dem auch wurscht denn sein Lokal ist trotzdem total voll.

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