Griabige Wiesn: Ein Fest für die Münchner
München - Das geht ja gleich gut los, mochte man meinen: Am ersten Wochenende der Wiesn sticht die Gattin (33) eines Hamburger Multimillionärs einen Mann (33) aus Poing vor dem Käfer-Festzelt mit einem Messer nieder, flüchtet – und feiert die Nacht im P1 durch. Später stellt sie sich der Polizei, kommt in U-Haft, wird wieder freigelassen und in Hamburg erneut festgenommen. Die Ermittlungen wegen versuchten Mordes laufen noch.
Zum Glück gibt es dann aber doch mehr Schönes als Schlimmes zu berichten vom Oktoberfest 2015 – auch schon vom ersten Wochenende. Sonne zum Anstich, ein souverän zapfender Dieter Reiter (zwei Schläge) und: wenig Geschiebe. Die Wiesn startet ruhig. Und bleibt es erst mal. Als es nach dem Start zum Wochenbeginn kühl und teils nass wird, bleiben noch mehr daheim.
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Die zweite Woche holt das aber wieder auf. Und am Feiertag, der auf den zweiten Samstag fällt, ist es gerammelt voll. Am Schluss schätzt das zuständige Referat für Wirtschaft und Arbeit unter Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) die Besucherzahl auf rund sechs Millionen – 400 000 weniger als im Vorjahr. Darunter besonders viele Münchner mit Familie, heißt es.
An Tische zu kommen ist trotzdem nicht einfach, in den Zelten ist wieder ausreserviert. Dieses Jahr tun die Wirte aber etwas gegen den Wucherhandel mit Tischen auf dem Schwarzmarkt im Internet – auf Initiative der AZ. Die Redaktion hat den Büros der Festzelte unter geändertem Namen Hinweise auf Auktionen geschickt, bei denen die fortlaufenden Nummern der Reservierungen oder Gutscheine erkennbar sind. Die Folge: Mehrere Zelte stornieren Reservierungen.
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Die Wiesn 2015 in Zahlen: 7,3 Millionen Maß Bier trinken die Festgäste (Vorjahr: 7,7 Millionen). Die Ochsenbraterei meldet 114 verspeiste Ochsen, die Kalbsbraterei 50 Kälber. Über 3300 Menschen versorgt das Bayerische Rote Kreuz. Insgesamt hat die Polizei weniger zu tun: 280 Einsätze statt 364 im Jahr 2014. Der verstärkte Einsatz von Zivilfahndern fällt allerdings auf: In Käfer-Schänke gibt es täglich Razzien, Gäste werden abgeführt und kontrolliert – oft nur auf vagen Verdacht hin. In der AZ spricht eine Betroffene von einer unwürdigen Visite. Zahlen über Fahndungserfolge werden nicht bekannt.