Wucherhandel mit Wiesn-Tischen: Preise, Tricks und Fallen
Wieso es heuer mehr Reservierungen auf der Wiesn gibt – und mit welchen Tricks die Händler bei Online-Auktionen arbeiten
München - Der Handel mit Wiesn-Tischen hat ein neues Niveau erreicht: Die Preise sind wieder gestiegen, für einen einzelnen Platz kann man auf dem Schwarzmarkt über 500 Euro ausgeben, und das bereits jetzt, noch zwei Wochen vor der Wiesn.
Um den Reservierungswahnsinn einzudämmen und die Wiesn wieder münchnerischer zu machen, gibt es seit heuer neue Regeln. Bürgermeister Josef Schmid (CSU), der als Wirtschaftsreferent der Stadt auch Wiesn-Chef ist, hat sie vorgeschlagen, der Stadtrat hat sie beschlossen.
An Samstagen, Sonntagen und Feiertagen können jetzt bis 15 Uhr 15 Prozent mehr Tische reserviert werden – aber nur von Menschen mit Wohnsitz in München. Rund 10 500 Plätze sind das. Außerdem wurde die Mindestabnahme begrenzt auf zwei Bier- und eine Hendlmarke im Mittelschiff und zehn Euro mehr in der Boxe. Ausnahmen gelten für die kleinen Zelte sowie Käfers Wiesn-schänke und Kufflers Weinzelt.
Trotz der Preislimits und mehr Reservierungen: Auf dem Schwarzmarkt laufen die Wuchergeschäfte gut. Und dabei sind nicht nur die Preise fragwürdig, sondern oft auch die Angebote nicht ganz sauber. Das fängt etwa dabei an, dass Angebot und Bild nicht ganz zusammenpassen.
Das Portal „Get your Guide“ etwa bietet ab 143 Euro „VIP-Tickets“ für die Wiesn an. Dafür bekommt man dann einen Platz beim Schichtl oder in der Kalbsbraterei, also in einem der kleinen Wiesnzelte. Bei dem Angebot ist aber ein Bild aus einem großen Wiesnzelt zu sehen. Denn da wollen gerade Gäste von auswärts ja rein, um den großen Wiesn-Wahnsinn zu erleben. Mei, Abbildung ähnlich, quasi.
Ist das noch harmlos, lauern woanders weitaus gemeinere Fallen. In Auktionen werden auch Wiesn-Tische angeboten, bei denen man dann auf dem Bielefelder Oktoberfest landet oder auf der „Wiesn“ in Berlin. Anjezapft is!
Händler werben dafür, dass sie noch mehr Tische haben
Auf den ersten Blick ist das nicht immer klar. Auch Reservierungen für Wiesn-Partys abseits der Theresienwiese werden als „Tischreservierung Oktoberfest“ angeboten. Und es finden sich auch „Reservierungen“ für die Oide Wiesn, womit dann aber einfach nur Einlassbänder für das Gelände gemeint sind. Die gibt es vor Ort für je drei Euro.
Durchaus dreist ist auch dieses Angebot eines Profi-Händlers: Es wird eine Reservierung als „Tisch“ angeboten – und erst in den Details zur Auktion findet sich der Hinweis: „Der Ebaypreis gilt pro Person.“ Wer nicht aufmerksam ist, hat einen völlig überteuerten Einzelplatz für 415 Euro gekauft. Vor allem Ausländer können in die Falle gelockt werden: In der englischen Beschreibung der Auktion fehlt der Hinweis ganz.
Die Händler machen auch gar keinen Hehl aus ihrem Geschäft. So schreibt einer etwa zu einer Versteigerung von Plätzen im Armbrustschützenzelt ungeniert: „Ich habe noch Reservierungen in der Bräurosl und im Marstall.“ Alles am selben Datum, zur selben Uhrzeit. Diese Reservierungen wurden offensichtlich nie gekauft, um sie selbst wahrzunehmen. Ein anderer schreibt, er habe „weitere Reservierungen im Käfer, Schützen- oder Weinzelt“.
Mittlerweile handeln übrigens auch Wirte selbst auf Ebay mit ihren Tischen. Christian und Michael Schottenhamel bieten Reservierungen in ihrem Festzelt auf der Online-Plattform an: Die Reservierung für einen Mittagswiesn-Tisch mit zehn Maß Bier und zehn Hendln gibt’s direkt vom Festwirt. Natürlich für den Originalpreis von 206 Euro, wie die Wirte schreiben.
- Themen:
- CSU
- Josef Schmid
- Oide Wiesn
- Oktoberfest
- eBay