Gewalt, Drogen, Übergriffe: Immer mehr Straftaten an Münchner Hotspot

Die Zahl der Straftaten an den Hauptbahnhöfen München und Nürnberg hat in den vergangenen fünf Jahren deutlich zugenommen – die Mehrheit der Täter ist ohne deutschen Pass.
Ralf Müller |
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Die Kriminalität am Münchner Hauptbahnhof nahm in den vergangenen fünf Jahren deutlich zu. Noch deutlicher ist der Anstieg am Nürnberger Hauptbahnhof.
Die Kriminalität am Münchner Hauptbahnhof nahm in den vergangenen fünf Jahren deutlich zu. Noch deutlicher ist der Anstieg am Nürnberger Hauptbahnhof. © imago/Smith

München - Die bayerische Staatsregierung rühmt den Freistaat regelmäßig als sicherstes Bundesland. "In Bayern leben, heißt sicherer leben", war die jüngste bayerische polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS) überschrieben. Das gilt aber offensichtlich nicht für die großen Bahnhöfe, wo nicht die Landes-, sondern die Bundespolizei für Recht und Ordnung zu sorgen hat.

Auf Anfrage des Bundestagsabgeordneten und Polizeibeamten Martin Hess aus Baden-Württemberg (AfD) lieferte das Bundesinnenministerium Kriminalitätszahlen für die Hauptbahnhöfe von München und Nürnberg, die eine deutlich zunehmende Kriminalitätsbelastung in den vergangenen fünf Jahren belegen.

Straftaten an Bahnhöfen: In München und Nürnberg ist es besonders schlimm

Obwohl täglich in Nürnberg nur etwas mehr als halb so viele Reisende ein- oder umsteigen wie in München, wurden in Franken in den vergangenen Jahren mehr schwere Straftaten registriert als an der Isar. Die Bundespolizei registrierte im Vor-Corona-Jahr 2019 am Nürnberger Hauptbahnhof 494 Gewalt- und 924 Eigentumsdelikte, außerdem 81 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.

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2023 waren es 608 Gewalt-, 1185 Eigentums- und 159 Rauschgiftstraftaten. Nach einer Sicherheitsoffensive sanken die Zahlen 2024 etwas. Mit 545 Gewalt- und 1304 Eigentumsdelikten lagen sie in Nürnberg aber immer noch deutlich über dem Niveau von 2019. Dasselbe gilt für die Rauschgiftstraftaten (2024: 138).

In München wurden bereits 2019 weniger Straftaten im Bahnhofsbereich gezählt als in Franken, nämlich 361 Gewalt-, 676 Eigentums- und 68 Rauschgiftdelikte. 2024 lagen diese Zahlen auch in der Landeshauptstadt zum Teil erheblich höher (Gewaltdelikte: 735, Eigentumsdelikte: 876). Nur die Zahl der festgestellten Rauschgiftdelikte hat sich nach Angaben des Bundesinnenministeriums 2024 mit 46 gegenüber dem Vorjahr (71) reduziert.

Der Nürnberger Hauptbahnhof gilt als Kriminalitätsschwerpunkt. (Symbolbild)
Der Nürnberger Hauptbahnhof gilt als Kriminalitätsschwerpunkt. (Symbolbild) © Daniel Karmann/dpa

Zunehmende Zahl an Messerangriffen an Bahnhöfen in Bayern

Separat erfasst werden an den beiden Hauptbahnhöfen die Sexualdelikte. 2024 wurden in Nürnberg 26 und in München 40 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung erfasst. Deren Zahl schwankt von Jahr zu Jahr. Vor der Corona-Pandemie (2019) zählte die Bundespolizei in München 15 und in Nürnberg 33 solcher Taten.

In den vier Deliktsgruppen Gewalt, Diebstahl, Rauschgift und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurden 2024 in München 839 Ausländer und 366 Deutsche als Tatverdächtige ermittelt. In Nürnberg waren es im Jahr 2024 1034 ausländische und 718 deutsche Täter.

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Auffallend ist in der Fünf-Jahres-Betrachtung der zunehmende Einsatz von Messern. In München griffen 2024 neun Täter zur Stichwaffe (2019: Null), in Nürnberg waren es 2019 drei und im Vorjahr 15. Im Vorjahr meldete die Bundespolizei 81 Attacken auf ihre Beamten in München und 56 in Nürnberg.

2023 ist die Zahl der Straftaten im gesamten Freistaat gegenüber 2019 nach der PKS nur um 2,9 Prozent gestiegen. Die Zahlen der Bundespolizei sind in der bayerischen Statistik nach Angaben des bayerischen Innenministeriums enthalten.

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  • Hanswurst am 04.03.2025 12:47 Uhr / Bewertung:

    Ich bin in München aufgewachsen und bunt sozialisiert worden. Ich fühle mich hier sicher und wohl.
    Ich musste öfter nach Dresden und dessen national befreites Hinterland. Keine Ausländer auf der Strasse, überall besoffene Nazis in Springerstiefeln. Nein Danke.
    Gab es jemals eine Zeit, in der der Münchner HBF keine Kriminalitätsschwerpunkt war? Dort war es schon immer versifft, schmutzig und von Obdachlosen bewohnt.

  • Himbeergselchts am 05.03.2025 13:07 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Hanswurst

    Das kann ich so nicht bestätigen. Ich habe - lang ists her - Anfang der 80er Jahre in Haidhausen studiert und fuhr jede Woche nachhause. Vom Hbf aus.
    Den Dreck und diese Armut, Alkoholismus und Obdachlosigkeit konnte ich in diesem Ausmaß damals und auch in den 90ern und 2000ern nicht wahrnehmen.
    Es ist traurig und erbärmlich.

  • Himbeergselchts am 04.03.2025 09:44 Uhr / Bewertung:

    Die Entwicklung kann ich seit Jahren bei meinen Aufenthalten bis zur Weiterfahrt nach Berlin beobachten.
    Im letzten Oktober, Ausgang Hbf Arnulfstraße dachte ich endgültig „schlimmer geht’s nimmer“.
    Dreck, Kippen, Auswurf, Müll, Urin auf dem Boden direkt am Ein-/Ausgang. Menschenmassen, sitzend, liegend, kniend - in völlig verdreckten Klamotten, mit kaputten Zähnen, verfilzten Haaren, verk.ckten Hosen. Mittags um 12.30 Uhr, stockbetrunken. Junge Männer, die weggeworfene Kippen auflesen und gierig noch ein, zwei Züge aussaugen.
    Unwürdig, menschenverachtend, heruntergekommen, obdachlos, heimatlos, völlig kaputt, körperlich wie psychisch. „Wir sind ein reiches Land“ dröhnts mir in den Ohren.
    Kann sein. Aber nicht für alle.

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