Gesetzesänderung kommt: Das Leid der Stalking-Opfer
München - Immer mehr Menschen in Bayern werden gestalkt. Meist sind es Frauen. Die Opfer leiden unter massiven psychischen Folgen wie Depressionen, Angstattacken oder Schlafstörungen.
Die Zahl der Stalking-Fälle in Bayern steigt nach Angaben des LKA kontinuierlich. Im vergangenen Jahr seien 1.742 Fälle registriert worden, fast 200 mehr als noch 2018, teilte das LKA am Mittwoch in München mit. 2016 registrierten die Behörden 1.260 Vorfälle.
Neues Gesetz ab Oktober
Im Oktober tritt eine Gesetzesänderung in Kraft, die es Opfern erleichtert, frühzeitig gegen ihre Peiniger vorzugehen. LKA-Präsident Harald Pickert appelliert, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. "Niemand muss Stalking einfach ertragen", betont Pickert.
In 80 Prozent der Fälle sind Frauen betroffen. "In 75 Prozent der Fälle kennen sich Täter und Opfer. Das können Partner beziehungsweise Ex-Partner sein, aber auch Arbeitskollegen oder Nachbarn", sagt Michael Weinzierl, Leiter der Präventionsstelle des LKA.
Oft sind es Ex-Partner, die stalken. Oder Fans bei Prominenten
Die Motive für Stalking sind unterschiedlich. Oft kämen Ex-Partner nicht damit klar, dass die Beziehung zu Ende sei. Auch Eifersucht oder Rachegelüste seien häufige Motive. Prominente werden oft auch von fanatischen Fans verfolgt.
Über Anrufe, Briefe, aber auch Social Media Kanäle versuchen Stalker, in Kontakt mit ihren Opern zu bleiben, Druck auszuüben oder sie mit kompromittierenden Fotos oder Posts öffentlich bloßzustellen.
Manch einer muss den Arbeitsplatz wechseln
Experten raten, solche Ereignisse gut zu dokumentieren, etwa mit Hilfe der No-Stalk-App für Smartphones, die die Opferschutzorganisation Weißer Ring anbietet. Manche Opfer wechseln die Wohnung und den Arbeitsplatz, legen sich eine Geheimnummer fürs Telefon zu und löschen ihre Internetaccounts. Das LKA zitierte eine Studie des Weißen Rings, nach der gut ein Drittel der Stalking-Opfer auch körperlich angegriffen werden.
Der Terror geht oft über Jahre und war bisher schwer zu stoppen. Durch die Gesetzesverschärfung können Betroffene frühzeitig strafbare Handlungen anzeigen. Den Tätern drohen bis zu zehn Jahren Haft.
Stalking kann tödlich enden
Tödlich endeten die massiven Nachstellungen ihres Ex-Freundes für eine Architektin aus Giesing im August 2016. Der 45-Jährige, ebenfalls Architekt, erstach die Frau vor einem Mietshaus. Er wurde später am Jakobsweg in Spanien festgenommen. Das Landgericht München verurteilte ihn im November 2017 zu lebenslanger Haft.
Warum die Zahlen zuletzt so stark gestiegen sind, ist unklar. Eine Rolle könne spielen, dass die Toleranz in der Gesellschaft gesunken sei und Opfer das früher anzeigten. Allein damit lasse sich das Ansteigen der Fälle aber nicht erklären.