Demo vor CSU-Zentrale in München: Bis zu 10.000 protestieren gegen Kurs der Union

München - Der mit den Stimmen der AfD im Bundestag durchgesetzte Unions-Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik hat auch in München die Menschen auf die Straße gebracht.
Die bewusste und gewollte Mehrheitsbildung mit der AfD durch CDU-Parteichef Friedrich Merz sei "ein Dammbruch", wie es Micky Wenngatz, Vorsitzende von "München ist bunt" und Versammlungsleiterin der Kundgebung, in ihrer Rede nannte und vor einer Wiederholung warnte.
7000 Teilnehmer laut Polizei, 10.000 laut den Veranstaltern – in nur 24 Stunden mobilisiert
Tausende hatten sich am frühen Donnerstagabend vor der CSU-Landesleitung in der Mies-van-der-Rohe-Straße in der Parkstadt Schwabing versammelt, um gegen den Kurs der Union zu protestieren.
Unter dem Motto "Sei die Brandmauer!" hatte das Bündnis "München ist bunt" zu der Kundgebung aufgerufen und in gerade mal gut 24 Stunden laut Polizeiangaben 7000 Teilnehmer, laut Veranstalter sogar 10.000 Teilnehmer mobilisiert.
Am Donnerstagvormittag war man beim KVR und Polizei noch von einer nur zweistelligen Teilnehmerzahl ausgegangen. Dies sei aber im Verlauf des Tages stetig nach oben korrigiert worden, so ein Polizeisprecher. Letztlich waren 100 Polizeibeamte während der Kundgebung im Einsatz, was "aufgrund des friedlichen Verlaufs" völlig ausreichend gewesen sei, so die Polizei.

"Das Gefühl, dass nicht allen egal ist, was gerade passiert"
Als "friedlich" beschreibt auch eine Teilnehmerin die Demo im Gespräch mit der AZ. "Alle waren sehr rücksichtsvoll miteinander. Die Stimmung war gut, aber auch sehr ruhig, sehr ernst", so die junge Frau. "Man hat gemerkt, wie angefasst alle von dem Thema sind". Sie sei "froh, dort gewesen zu sein", sagt sie. "Es hat mir ein bisschen das Gefühl gegeben, dass nicht allen egal ist, was in diesem Land gerade passiert."
Eine "schöne" und "empowernde" Atmosphäre beschreibt auch ein weiterer Demoteilnehmer der AZ. Trotzdem man dicht gedrängt gestanden habe, sei die Atmosphäre nicht unangenehm gewesen. "Jung und Alt" seien vertreten gewesen. "Man hat eine Fassungslosigkeit gespürt, die durch diese Situation nun entstanden ist, aber auch eine Energie und Hoffnung", so der Teilnehmer.
Die Veranstalter hatten trotz des kurzen Vorlaufs diverse Redner für die Veranstaltung gewinnen können. Alt-OB Christian Ude und der frühere Grünen-Stadtrat Siegfried Benker, beide Ehrenbürger Münchens, kritisierten die Übernahme von rechtsextremen Positionen und die Aufgabe des demokratischen Konsenses der Brandmauer durch CSU, CDU und FDP.
Till Hoffmann vom Bellevue di Monaco kritisierte menschenfeindliche Asylpolitik und forderte die Abschaffung von Arbeitsverboten für Geflüchtete.
Simone Burger vom DGB München forderte die Bundestagsabgeordneten der CSU, CDU und der FDP auf, sich zu besinnen und eine Zusammenarbeit mit Faschisten klar abzulehnen. Abgeordnete aller demokratischen Parteien wurden aufgefordert, die Brandmauer zu stützen, dem Rechtsruck Einhalt zu gebieten und nicht weiter zu befeuern.

Lieder und Lichtermeer
Zwischendurch ertönten immer wieder Sprechchöre wie "Alle zusammen gegen den Faschismus!" oder auch "Schämt Euch!" in Richtung der CSU-Zentrale. Auch Lieder wurden von der Masse gesungen. Viele hatten selbst gestaltete Schilder dabei. Aus den Lichtern der Handykameras wurde ein Lichtermeer. Auch aus einem gegenüberliegenden Gebäude und sogar auch aus dem CSU-Gebäude hätten Handylichter gewunken, so ein Teilnehmer zur AZ.