Für Pflegekräfte wird´s in München eng
München - Große Arbeitsbelastung, ständig auf Abruf und dazu hohe Lebenshaltungskosten: Das Pflegepersonal an staatlichen Kliniken in München ist zahlreichen Belastungen ausgesetzt.
Eine Antwort der Bayerischen Staatsregierung auf eine Anfrage der Grünen im Landtag zeigt nun: Nicht nur die Personalnot ist groß, sondern auch bezahlbare Dienstwohnungen sind knapp - und der Freistaat tut nach Ansicht der Oppositionspartei zu wenig, um das zu ändern.
Aus der Anfrage, die der AZ exklusiv vorliegt, geht hervor: Derzeit arbeiten am Klinikum Rechts der Isar (TU), LMU-Klinikum und am Deutschen Herzzentrum München (TU) insgesamt 5.609 Pflegekräfte - in den kommenden fünf Jahren geht die Bayerische Staatsregierung von einem zusätzlichen Bedarf von 630 Vollzeitkräften aus.
Die Staatsregierung räumt Engpässe ein
Gleichzeitig räumt die Staatsregierung schon jetzt Engpässe ein: Dem Wissenschaftsministerium zufolge herrsche "an den staatlichen Münchner Kliniken ein Mangel an Pflegekräften, der durch vakante Stellen bestätigt wird". Die Auswirkungen sind zumindest am LMU-Klinikum bereits spürbar.
Hier wurde laut Staatsregierung die Pflegepersonaluntergrenze vorwiegend in der Nachtschicht unterschritten - und zwar im gesamten vergangenen Jahr - mit Ausnahme von Dezember.
Die Patientenzahlen sind in diesem Monat nicht so hoch
In diesem Monat seien die Patientenzahlen jedoch generell nicht so hoch wie zu anderen Zeiten, sagt Florian Siekmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Landtags-Grünen, der AZ.
"Das Problem der Pflegekräfte in München ist eine maximal unattraktive Mischung aus hoher Arbeitsbelastung und hohen Lebenshaltungskosten", sagt der 26-Jährige weiter. Dabei spiele in München insbesondere die Belastung durch hohe Mieten eine große Rolle.
So groß ist der Bedarf an Personalwohnungen
Deshalb wollte Siekmann auch wissen, wie groß der Bedarf an Personalwohnungen an den Kliniken ist. Die Antwort: Im Verdichtungsraum München gebe es für die drei Kliniken 2.367 vom Wissenschaftsministerium verwaltete Personalwohnungen. Das LMU-Klinikum verfüge zudem über 27 extern angemietete Personalwohnungen, alle vermietet.
Der Bedarf liegt jedoch weit höher. Insgesamt stehen in den drei Kliniken 367 Personen auf den Wartelisten. Wie viele davon Pflegekräfte sind, wird nicht explizit genannt. Denn mit Ausnahme des Klinikums rechts der Isar, das Pfleger bei der Vergabe bevorzugt, werden die Wohnungen allen Krankenhausmitarbeitern angeboten.
Warum steuert der Freistaat nicht gezielt dagegen?
Für Siekmann ist unverständlich, weshalb der Freistaat hier nicht gezielt gegensteuert - etwa mit einer Verdoppelung der Ballungsraumzulage oder ähnlichen Leistungen, um die hohen Wohnkosten in München zu kompensieren.
Laut Anfrage ist eine Erhöhung der Zulage (derzeit 132,50 Euro) nicht geplant. Die Landeshauptstadt selbst hatte die sogenannte München-Zulage Anfang des vergangenen Jahres für städtische Beschäftigte in den unteren Einkommensgruppen von 133,87 Euro auf 270 Euro verdoppelt.
Siekmann: "Der Freistaat ist unverständlicherweise nicht nachgezogen, obwohl es bei den Beschäftigten exakt das gleiche Problem gibt."
An dieser fehlenden Zustimmung scheitert es aktuell
Die Staatsregierung verweist zur Begründung etwa darauf, dass für eine Erhöhung der Ballungsraumzulage die Zustimmung der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) eingeholt werden müsse - und dies "nicht zu erreichen" sei.
Darüber hinaus begegne man den hohen Lebenshaltungskosten auch durch die staatliche Wohnungsfürsorge. Aus Sicht Siekmanns hat es die Staatsregierung bisher aber schlicht "verschlafen", hier tätig zu werden.
Die staatliche Wohnungsbaugesellschaft Bayernheim habe noch keine einzige Wohnung gebaut. Und, so teilt es die Staatsregierung mit: Auf dem neuen Klinik-Campus in Großhadern sind derzeit lediglich 230 neue Personalwohnungen geplant.
Der Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum steigt
Auch das Klinikum rechts der Isar sieht einen steigenden Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum bei seinen Pflegekräften. Dieser könne derzeit nicht gedeckt werden, teilt eine Sprecherin auf AZ-Anfrage mit.
Auch deshalb bevorzuge man Pflegepersonal bei der Vergabe klinikumseigener Unterkünfte - geplant ist demnach auch, weitere vergleichbare Berufsgruppen hier zu priorisieren.
Auch eine "monetäre Kompensation von Lebenshaltungskosten" hält das Klinikum für eine geeignete Maßnahme zur Personalgewinnung. Man sei hierzu im ständigen Austausch mit dem Ministerium, heißt es.
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