Für 87 Millionen Euro: Rischart-Areal geht an die Stadt
München - "Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass das geklappt hat", sagt Linken-Stadtrat Stefan Jagel am Mittwochnachmittag. Die Stadt hat den Zuschlag für das rund 3.800 Quadratmeter große Rischart-Grundstück an der Buttermelcherstraße 16/Baaderstraße 38 bekommen.
Geht es nach Jagel, entstehen hier nun familiengerechte Wohnungen für Pflegekräfte der München Klinik. Rund 100 Wohnungen werden hier mitten im schönsten Gärtnerplatzviertel nun tatsächlich entstehen, 2025 soll es losgehen, so das Kommunalreferat in einer Mitteilung. Bereits im November soll der Kaufvertrag beurkundet werden.
"Fairer Preis": Grundstück-Kauf für 87 Millionen Euro
Der Kauf dieses "Sahnestücks" sei ein großer Wurf zur Wohnraumsicherung in München. "In intensiven Verhandlungen" haben sich Stadt und Rischart auf einen "fairen Preis" so Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU), geeinigt. Dem Vernehmen nach 87 Millionen Euro. Zunächst waren 100 Millionen Euro im Gespräch, so viel wollte die Stadt allerdings nicht zahlen. Der Stadtrat entschied daraufhin in einer nicht-öffentlichen Sitzung, dass er "nur" den offiziell ermittelten Verkehrswert, nämlich 87 Millionen Euro, ausgeben will.
Frank bedankt sich beim Münchner Traditionsunternehmen – mit dem Verkauf habe Rischart gezeigt , "dass ihre Stadt ihr mehr am Herzen liegt als Gewinnmaximierung". Die Gewofag übernimmt in einer Baubetreuung die Realisierung des Neubaus und die spätere Verwaltung.
Dass der Deal geglückt ist, ist laut Jagel immens wichtig für die soziale Mischung des Viertels, in dem die Erhaltungssatzung zuletzt auf der Kippe gestanden habe. Auch Grünen-Stadträtin Sibylle Stöhr hatte sich in der Sache sehr engagiert und freut sich, dass das "wertvolle Grundstück" so "der Spekulation entzogen" werde. "Es ist großartig, dass ein Münchner Traditionsunternehmen Verantwortung für seine Stadt übernimmt und das Grundstück nicht einem x-beliebigen Investor verkauft hat", so Stöhr.
Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) sagt, dass die Münchnerinnen und Münchner städtische Wohnungen auch im Herzen der Stadt und nicht nur in Randlagen und Neubaugebieten verdient hätten. "Uns ist es mit diesem Ankauf nicht nur gelungen, rund 100 neue Wohnungen zu schaffen – sondern auch eine lebende Innenstadt mit einer bunten Mischung zu erhalten", so Dietl.
Gerhard Müller und Magnus Müller-Rischart, Inhaber und Geschäftsführer, betonen ihre Verbundenheit mit dem Viertel. Man freue sich, dass die Stadt, die ihr Favorit gewesen sei, sich für den Kauf entschieden habe. Das Grundstück sei wichtig, "um die dort gewachsenen Bevölkerungsstrukturen zu bewahren und Verdrängungsprozesse zu vermeiden", erklären die Inhaber. Den Kauf durch die Stadt bezeichnen sie als "wichtiges Signal an die Münchnerinnen und Münchner".
Kritik von der FDP/Bayernpartei
Die Stadtratsfraktion der FDP/Bayernpartei übt Kritik am Kauf – vor allem der Preis sei zu hoch. Denn der Fraktion zufolge würde der Bau der 100 Wohnungen nochmals rund 87 Millionen Euro kosten. Fraktionschef Jörg Hoffmann wird deutlich: "Wir halten es nicht mit verantwortungsvoller Haushaltsführung vereinbar, Wohnungen für rund 1,8 Millionen Euro pro Stück zu bauen, um sie dann für elf Euro zu vermieten. Das belastet alle Münchner Steuerzahler und schützt gerade mal 200 Mieter, die dann dort einziehen."
Hoffmanns Gegenvorschlag: Die Stadt solle sich lieber darauf konzentrieren, ihre eigenen Grundstücke zu bebauen, "anstatt sündhaft teure Grundstücke dazuzukaufen".
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