Für 87 Millionen Euro: Rischart-Areal geht an die Stadt

Entscheidung gefallen: Die Stadt kauft den Grund in der Buttermelcherstraße für 87 Millionen Euro. Sowohl die Stadt als auch Rischart sind zufrieden.
Myriam Siegert,
Michael Schleicher |
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Noch wird an der Buttermelcherstraße gebacken. Doch bald entstehen hier Wohnungen.
Noch wird an der Buttermelcherstraße gebacken. Doch bald entstehen hier Wohnungen. © Bernd Wackerbauer

München - "Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass das geklappt hat", sagt Linken-Stadtrat Stefan Jagel am Mittwochnachmittag. Die Stadt hat den Zuschlag für das rund 3.800 Quadratmeter große Rischart-Grundstück an der Buttermelcherstraße 16/Baaderstraße 38 bekommen.

Geht es nach Jagel, entstehen hier nun familiengerechte Wohnungen für Pflegekräfte der München Klinik. Rund 100 Wohnungen werden hier mitten im schönsten Gärtnerplatzviertel nun tatsächlich entstehen, 2025 soll es losgehen, so das Kommunalreferat in einer Mitteilung. Bereits im November soll der Kaufvertrag beurkundet werden.

"Fairer Preis": Grundstück-Kauf für 87 Millionen Euro

Der Kauf dieses "Sahnestücks" sei ein großer Wurf zur Wohnraumsicherung in München. "In intensiven Verhandlungen" haben sich Stadt und Rischart auf einen "fairen Preis" so Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU), geeinigt. Dem Vernehmen nach 87 Millionen Euro. Zunächst waren 100 Millionen Euro im Gespräch, so viel wollte die Stadt allerdings nicht zahlen. Der Stadtrat entschied daraufhin in einer nicht-öffentlichen Sitzung, dass er "nur" den offiziell ermittelten Verkehrswert, nämlich 87 Millionen Euro, ausgeben will.

Frank bedankt sich beim Münchner Traditionsunternehmen – mit dem Verkauf habe Rischart gezeigt , "dass ihre Stadt ihr mehr am Herzen liegt als Gewinnmaximierung". Die Gewofag übernimmt in einer Baubetreuung die Realisierung des Neubaus und die spätere Verwaltung.

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Dass der Deal geglückt ist, ist laut Jagel immens wichtig für die soziale Mischung des Viertels, in dem die Erhaltungssatzung zuletzt auf der Kippe gestanden habe. Auch Grünen-Stadträtin Sibylle Stöhr hatte sich in der Sache sehr engagiert und freut sich, dass das "wertvolle Grundstück" so "der Spekulation entzogen" werde. "Es ist großartig, dass ein Münchner Traditionsunternehmen Verantwortung für seine Stadt übernimmt und das Grundstück nicht einem x-beliebigen Investor verkauft hat", so Stöhr.

Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) sagt, dass die Münchnerinnen und Münchner städtische Wohnungen auch im Herzen der Stadt und nicht nur in Randlagen und Neubaugebieten verdient hätten. "Uns ist es mit diesem Ankauf nicht nur gelungen, rund 100 neue Wohnungen zu schaffen – sondern auch eine lebende Innenstadt mit einer bunten Mischung zu erhalten", so Dietl.

Gerhard Müller und Magnus Müller-Rischart, Inhaber und Geschäftsführer, betonen ihre Verbundenheit mit dem Viertel. Man freue sich, dass die Stadt, die ihr Favorit gewesen sei, sich für den Kauf entschieden habe. Das Grundstück sei wichtig, "um die dort gewachsenen Bevölkerungsstrukturen zu bewahren und Verdrängungsprozesse zu vermeiden", erklären die Inhaber. Den Kauf durch die Stadt bezeichnen sie als "wichtiges Signal an die Münchnerinnen und Münchner".

Kritik von der FDP/Bayernpartei

Die Stadtratsfraktion der FDP/Bayernpartei übt Kritik am Kauf – vor allem der Preis sei zu hoch. Denn der Fraktion zufolge würde der Bau der 100 Wohnungen nochmals rund 87 Millionen Euro kosten. Fraktionschef Jörg Hoffmann wird deutlich: "Wir halten es nicht mit verantwortungsvoller Haushaltsführung vereinbar, Wohnungen für rund 1,8 Millionen Euro pro Stück zu bauen, um sie dann für elf Euro zu vermieten. Das belastet alle Münchner Steuerzahler und schützt gerade mal 200 Mieter, die dann dort einziehen."

Hoffmanns Gegenvorschlag: Die Stadt solle sich lieber darauf konzentrieren, ihre eigenen Grundstücke zu bebauen, "anstatt sündhaft teure Grundstücke dazuzukaufen".

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4 Kommentare
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  • HB_eine_Meinung am 20.10.2022 16:29 Uhr / Bewertung:

    Dieses Projekt ist aus folgenden Gründen falsch:
    1. Das Grundstück hätte man 2019 für 79 Mio. erhalten können (somit wurden 8 Mio. Euro von unserem Stadtrat verschenkt -> Konsquenzen?)
    2. 87 Mio kostet nur das Grundstück -> plus Baukosten von ca. 90 Mio.
    3. Somit werden ca. 180 Mio. Euro für 100 Wohnungen investiert = 1,8 Mio. Euro für jede Wohnung (wie groß sind denn diese Wohnungen?)
    4. Mit dieser Maßnahme stoppt man weder den Wohnungsmangel noch die schon lange verpennte Gentrifizierung.
    5. Es ist eine sehr teure Maßnahme in einer Zeit wo die Stadt das Geld an vielen Stellen braucht
    6. Mit dem Geld hätte man bereits existierende (!) Gebäude kaufen und deren Mieter schützen können
    7. Alternativ hätte man für 180 Mio. Euro mehr als 100 Wohnungen für sozial benachteiligte Bürger (Geringverdiener, Obdachlose) schaffen können.
    Insgesamt eine überteuerte Maßnahme ohne Effekt auf die eigentliche Problematik, dazu noch zur falschen Zeit. Warum regt sich da niemand auf? Es ist UNSER Geld!

  • konlaut am 20.10.2022 08:57 Uhr / Bewertung:

    Ich bin ein Verfechter von der Schaffung von neuen, bezahlbarem Wohnraum. Hier muss ich jedoch den kritischen Stimmen recht geben. 87 Millionen für 100 Wohnungen bedeutet auch, dass jede Wohnung schon mit 870.000 € nur für das Grundstück belastet wird. Eine Vermietung zu unrealistisch, niedrigen Preisen sehe ich auch als nicht wirtschaftlich.

  • Schorsch77 am 19.10.2022 23:53 Uhr / Bewertung:

    An so zentrale Stelle nur die Idee für 100 Wohnung.

    Ich würde mir wünsche die Verwaltung wäre da in der Nutzung etwas kreativer.

    Soziale Einrichtung, zentrale Informationstelle für Behörden, Kultur, Jugend.
    Irgendwas mit Allgemeinnutzen und nicht nur sehr teurer geförderter Wohnraum für wenige dann Privilegierten.

    Ein Teil kann sicher auch mit geförderten Wohnungen genutzt werden, aber doch nicht die ganze Fläche.

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