Festpreis-Regelung: Taxifahrer in München sind skeptisch
München - Wer sich am Freitag in der Stadt bei den Taxifahrern umhört, stellt schnell fest: Ihre Begeisterung über die neue Festpreis-Regelung hält sich in Grenzen. Das ist zumindest das Ergebnis einer kleinen Umfrage der AZ.
"Wüsste gar nicht, wie das geht": Taxifahrer in München fremdeln noch mit den Festpreisen
Ulla Unger steht mit ihrem Taxi in der Bayerstraße vor dem Hauptbahnhof. "Wir sind alle neugierig, wie sich das auswirkt", sagt die 63-Jährige. "Es ist irgendwie schwierig. Ich befürchte, dass Kunden kommen werden und über Festpreise diskutieren", so die Taxifahrerin. Das sei ein Problem, denn sie selbst könne gar keine Festpreise vereinbaren.
"Die Festpreise werden nur von der Taxigenossenschaft oder von Isarfunk ausgegeben", erklärt Ulla Unger. Wie es dann aber genau weitergeht, ist der erfahrenen Taxifahrerin am Freitagvormittag noch nicht ganz klar: "Ich wüsste gar nicht so genau, wie das geht. Das hat man mir zwar gezeigt vorgestern, aber das müsste ich echt nachschauen."
"Wie soll das funktionieren?": Festpreis-Kritik unter Münchner Taxifahrern
Herbert Jöllingen hat sein Taxi in der Pfefferstraße, am anderen Ende des Hauptbahnhofs geparkt. Er hält von der neuen Regelung nichts: "Ich bin Taxiunternehmer seit 50 Jahren. Diese Regelung ist einfach hirnlos", findet der 72-Jährige.
"Da hat sich jemand was ausgedacht, der keine Ahnung von der Wirklichkeit hat. Wie soll das funktionieren?", so der Taxifahrer. Er werde sich die App nicht runterladen, sagt er. "Der Oberbürgermeister stellt das als neues Modell vor, und andere Städte wollen angeblich nachziehen – ich kann mir das nicht vorstellen."

Auch seine Befürchtung: Dass Fahrgäste diesen Festpreis direkt bei ihm am Taxi einfordern – was an diesem Freitag laut Taxizentrale tatsächlich bereits vorgekommen ist, berichtet Thomas Kroker von der Taxi-München eG. "Das sind kleine Anfangsschwierigkeiten, die wir sicher schnell in den Griff kriegen."
Nicht alle Taxifahrer in München haben etwas von der Festpreis-Regelung mitbekommen
Ein Taxler vor dem Bayerischen Hof reagiert völlig überrascht auf die Neuigkeit: Sami Salt hat von der neuen Festpreis-Regelung am Freitagvormittag nämlich noch gar nichts gehört und erklärt, er fahre mit seinem Taxameter.
So richtig angekommen ist die neue Regelung in der Stadt an diesem ersten Tag offenbar nicht überall. Bleibt abzuwarten, ob sich das in den nächsten Wochen ändern wird: Zur IAA und zur Wiesn werden in München viele Besucher erwartet – die auch bekanntlich gerne mal in ein Taxi steigen.

Eine gute Nachricht für alle, die gerne mit dem Taxi an ihr Ziel kommen – und das sind in der Landeshauptstadt täglich rund 25.000 Menschen, so die Einschätzung von Thomas Kroker von der Taxi-München eG: Seit Freitag können Münchner für ihre Taxifahrt vor der Abfahrt einen Festpreis vereinbaren.
Die Festpreis-Regelung gilt nicht für alle Taxifahrten in München
Das ist über einen Anruf bei der Taxizentrale (089/21610) oder über die Münchner Taxi-App möglich. Der Preis bis zum vereinbarten Ziel wird aus Grundpreis und Kilometerpreis errechnet und von der Zentrale an den Fahrer übermittelt. Der Vorteil der neuen Regelung für die Fahrgäste: Sollte das Taxi im Stau stehen oder wegen eines Unfalls einen Umweg fahren müssen, zählt das Taxameter nicht weiter nach oben. Der Preis bleibt fix.
Wichtig zu wissen: Wer ein Taxi am Straßenrand heranwinkt oder direkt am Taxistand einsteigt, hat die Möglichkeit auf den Festpreis nicht. Die Erklärung: "Die Fahrer haben an Bord nicht die technischen Möglichkeiten, die Festpreise zu berechnen. Das funktioniert nur über die App oder die Zentrale", sagt Thomas Kroker. Er hält die Neuerung für einen sehr wichtigen Schritt, um auf dem Taximarkt weiter konkurrenzfähig zu bleiben.
"Das Echo ist durchaus positiv", sagt Kroker am Freitag. Gegen 14 Uhr hätten bereits 350 bis 400 Fahrgäste das neue Angebot genutzt, hauptsächlich durch einen Anruf in der Taxizentrale.
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