"Fehler gemacht": Ehemalige Managerin aus München erlebt betrügerische Horror-Story

Simone Lempa-Kindler aus München erzählt, wie Trickbetrüger sie mit einem Schockanruf hereingelegt haben.
Ralph Hub
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Aufklärung ist Simone Lempa-Kindler wichtig. Deshalb erzählt die Münchnerin bei einer Präventionsveranstaltung der Polizei, wie Trickbetrüger sie um ein Haar um eine Menge Geld betrogen hätten.
Aufklärung ist Simone Lempa-Kindler wichtig. Deshalb erzählt die Münchnerin bei einer Präventionsveranstaltung der Polizei, wie Trickbetrüger sie um ein Haar um eine Menge Geld betrogen hätten. © rah

München - Manchmal fragt sich Simone Lempa-Kindler noch heute, wie es passieren konnte, dass sie jemand so aufs Glatteis führen konnte. "Es ist mir ein Rätsel", sagt die ehemalige Managerin, "eigentlich stehe ich mit beiden Beinen fest im Leben. Ich habe mich so geschämt." Doch als an jenem Abend vor zwei Jahren abends das Telefon klingelte, verfing sie sich innerhalb kürzester Zeit in einem Netz aus Lügen. Wie durch ein Wunder kam die 64-Jährige am Ende mit einem blauen Auge davon.

Als das Telefon klingelte, lag Simone Lempa-Kindler entspannt auf dem Sofa. Ein Mann, der sich als Polizist ausgab, erzählte ihr von einer Einbrecherbande, von zwei Männern, die man festgenommen habe. Einer habe eine Liste dabeigehabt, auf dem ihr Namen und ihre Adresse standen. Der Mann behauptete, sie sei die Nächste auf der Liste der Bande.

"Ich habe ihm einfach vertraut": Trickbetrüger legt 64-Jährige aus München rein

"Ich hatte sofort ein ungutes Gefühl", sagt die heute 64-Jährige. Oft genug hatte sie in Zeitungen von Enkeltrick und anderen Betrugsmaschen gelesen. Doch der Anrufer klang irgendwie vertrauenswürdig. "Er klang so einfühlsam, er hatte einen leichten bayerischen Akzent", sagt Simone Lempa-Kindler, "ich habe ihm einfach vertraut."

Als die Münchnerin trotzdem Zweifel äußerte, lobte sie der angebliche Polizist für ihr Misstrauen. Er bot an, sie mit einem Kollegen zu verbinden. "Ich habe in der Situation einen großen Fehler gemacht", sagt Simone Lempa-Kindler, "ich hätte auflegen und selbst im Präsidium anrufen sollen." So wurde sie von dem Trickbetrüger an einen Komplizen weitergereicht, der natürlich die Horror-Story bestätigte.

"Geheimoperation": Der falsche Polizist ringt der Frau aus München ein Versprechen ab

Geschickt verstand es der Anrufer, die Frau einzulullen. "Ich fühlte mich bei ihm sicher, ich dachte, der beschützt mich." Stattdessen fragte der Mann sie geschickt über ihre Vermögensverhältnisse aus. Sie erzählte, dass sie 20.000 Euro in Aktien investieren wolle, von Schmuck und Wertsachen. Der Mann schien sogar zu wissen, dass sie einen Safe hat. "Das war natürlich ein Zufallstreffer", sagt die 64-Jährige.

Ob sie der Polizei bei der Fahndung helfen wolle, frage der Anrufer. Natürlich sagt man in so einer Situation nicht Nein. Simone Lempa-Kindler wollte helfen. Der Anrufer nahm der Münchnerin das Versprechen ab, dass sie über die nun folgende "Geheimoperation" mit niemanden reden werde.

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Glück im Unglück: Die Polizei schnappt den Täter – und bringt das gestohlene Geld zurück

Sie holte das Geld von ihrer Bank, packte Schmuck dazu und setzte sich in ein Taxi, das ihr angeblich die Polizei geschickt hatte. Wie verlangt, ließ sie Geld und Schmuck im Taxi liegen. Der Fahrer sollte alles ins Präsidium bringen. Simone Lempa-Kindler: "Ich war erleichtert, als ich ausstieg, weil ich das Gefühl hatte, endlich alles überstanden zu haben und in Sicherheit zu sein." Was sie nicht ahnte, der Taxler war ein Betrüger. Kaum hatte er die Beute, telefonierte er mit Komplizen: "Ich hab' das Geld, ich fahre nach Hause, hole mir einen Cappuccino und bringe es dann nach Stuttgart." Sein Pech: Die Polizei hörte das Gespräch ab. Der Mann wurde festgenommen.

Abends stand dann die echte Polizei bei Simone Lempa-Kindler vor der Tür. Die Beamten klärten sie auf. Schmuck und Geld bekam sie zurück. Im Prozess begegnete sie dem Mann erneut: "Da war ich extrem grantig auf ihn." Der 35-Jährige wurde vom Gericht zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.

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23 Kommentare
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  • Kaiser Jannick am 06.03.2024 00:23 Uhr / Bewertung:

    Schlimm genug, dass es immer noch solche Tätergruppen und damit auch Opfer gibt, die auf diese längst bekannte Masche hereinfallen.

    Wenn jemand > 80 Jahre alt ist, schon lange nicht mehr im Berufsleben steht, mit dem Internet überfordert ist, keine Zeitung liest, Nachrichten ansieht/hört und keinen Ehegatten/Partner/Kinder/Enkel/Bekannte/Nachbarn hat, mit denen man reden kann und die einen warnen etc., ist es vielleicht noch nachvollziehbar.

    Aber bei der erst 64-jährigen Simone Lempa-Kindler, die vor nicht allzu langer Zeit noch im "Projektmanagement BMW i, Nachhaltigkeit" tätig war, frag ich mich schon, in welcher Welt diese Dame lebt, wenn sie solchen Betrügern auf den Leim geht. Da fehlt mir nun wirklich jedwedes Verständnis.

  • Weigand am 05.03.2024 20:11 Uhr / Bewertung:

    Die interessanteste Frage wird wieder nicht gestellt hier:Wie konnte der Fahrer so schnell abgehört werden? Wurde er schon überwacht?Oder war das Anruf-u."Taxler"-Handydas gleiche und man kam ihnen über die Telefonnr. und die darauffogendeStandortermittlung auf die Spur? Und wie konnte man überhaupt den Gesprächsinhalt abhören? Anscheinend auch ohne richterliche Genehmigung zu dem Zeitpunkt?

  • Der wahre tscharlie am 05.03.2024 17:01 Uhr / Bewertung:

    Wenn man die Geschichte der Frau genau liest merkt man, dass der größte Teil der Masche auf Psychologie basiert.
    Mann mit bayr. Akzent, die Frau darin bestätigen, dass man bei Telefonbetrügern vorsichtig sein muß und um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, sie an einen "Kollegen" weiterreichen. Viellicht noch die richtige Geräuschkulisse a la Büro im Hintergrund.
    All das hat mit Naivität nichts zu tun, wie manche hier schreiben.

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