Falsche Polizisten nehmen ihren Opfern 317.000 Euro ab
München - Sie lieben schnelle Autos, Drogen, Fußball und Frauen. Die beiden mutmaßlichen Betrüger auf der Anklagebank, 22 und 25 Jahre alt, geben im Prozess der Vorsitzenden Richterin Regina Holstein bereitwillig Auskunft über ihre Hobbys und ihren Drogenkonsum.
Die beiden Brüder lebten vor ihrer Verhaftung im August 2020 noch bei ihren Eltern. Aus Respekt vor der Mutter, so erklärt der Jüngere, habe er Drogen nicht zu Hause konsumiert.
Weniger Respekt hatte das Trio - die Freundin (24) des älteren Angeklagten sitzt ebenfalls auf der Anklagebank - für ihre meist älteren Opfer übrig. Die wurden von der Bande mit der "Falsche-Polizisten"-Masche um ihre Ersparnisse gebracht. Die beiden Männer sollen dabei als Abholer fungiert haben, die junge Frau hat ihnen laut Anklage ihr Auto zur Verfügung gestellt.
Betrüger erschleichen sich das Vermögen ihrer Opfer
So funktioniert die betrügerische Masche: Den Opfern, in diesem Fall sind es ausschließlich Frauen mit altmodisch klingenden Vornamen, wurden von einem Anrufer, der sich als Polizist ausgab, vor einem möglichen Verlust ihres Vermögens gewarnt. Um das Geld oder die Wertsachen in Sicherheit zu bringen, sollte man sie einem "Polizisten" übergeben, den sogenannten Abholern. Die Brüder schlüpften laut Anklage in 13 Fällen in diese Rolle.
Ein Beispiel vom Juni 2020: Eine Puchheimerin (80) wird angerufen. Der Mann gibt sich als "PHK König" aus und erzählt, dass in Puchheim drei rumänische Einbrecher festgenommen wurden. Dabei sei ein Buch gefunden worden, in dem Name und Anschrift der 80-Jährigen notiert seien.
Opfer übergab den "Polizisten" ihr Geld zum Verwahren
Der angebliche Polizist erkundigte sich nach Bankkonten und Wertsachen des Opfers. Die Frau erklärte, dass sie knappe 20.000 Euro auf einem Sparkassenkonto habe und zu Haus noch mal 5.600 Euro in bar.
Nach diesem ersten Anruf kam es zu weiteren Anrufen, bei denen der "Polizist" berichtete, dass auch ein Mitarbeiter der Sparkasse an dem Einbruch beteiligt gewesen sei. Die Frau solle ihr Geld abheben und der Polizei zur sicheren Verwahrung übergeben. Abgeholt wurde das Geld dann von dem 22-jährigen Angeklagten.
Insgesamt erbeutete die Bande auf diese Weise 317.000 Euro. Der Prozess wird fortgesetzt.