Fahrgastverband übt Kritik an Münchner S-Bahn: "Schlechte Qualität nicht hinnehmen"

München - Die neuen Züge, die seit dem Fahrplanwechsel auf der Strecke der S-Bahn-Linie S7 fahren, sorgen seit ihrem Einsatz für reichlich Diskussionsstoff. Ein Kritikpunkt sind etwa teils fehlerhafte Haltestellen-Anzeigen. Laut einer Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) arbeite man mit Hochdruck an diesem Problem. Am Freitag teilte die Bahn mit, dass es mittlerweile gelöst sei. Bei einer Testfahrt der AZ wurde auf dem Display an einer Station aber immer noch die falsche Haltestelle angezeigt.
Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn sieht den Freistaat in der Pflicht: "Hier muss der Freistaat Bayern als Auftraggeber der DB die Qualität einfordern, anstelle de facto die schlechte Qualität hinzunehmen."
Probleme mit der S7 in München – Wo Fahrgäste auch Verbesserungsbedarf sehen
Fahrgäste der S7 sehen aber auch an anderer Stelle Verbesserungsbedarf. Ein Leser unserer Zeitung schrieb uns, dass das größte Problem bei den neuen Zügen (ET 424) der Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Waggon sei, etwa am Bahnhof "Donnersbergerbrücke". Um die S-Bahn betreten zu können, müssen die Fahrgäste eine Stufe hinabsteigen, da der Einstiegsbereich der Züge tiefer liegt als bei den anderen S-Bahnen

Das Problem: Die Bahnsteige sind unterschiedlich hoch
Doch das Problem gibt es nicht erst seit dem Einsatz der neuen Züge: Auch wenn die Münchner mit einem der Standard-Züge (ET 423) fahren, bei denen der Einstiegsbereich rund 20 Zentimeter höher liegt, müssen sie an manchen Stationen einen Höhenunterschied zum Bahnsteig hinnehmen.
Das Problem: Die Bahnsteige entlang der Strecke sind unterschiedlich hoch. An den Stationen, an denen Fahrgäste beim Zustieg zu den Standard-Zügen eine Stufe überwinden müssen, ist mit den neuen Zügen ein ebenerdiger Zustieg möglich – und umgekehrt.
"Ich kann verstehen, dass sich Fahrgäste ärgern, die es jetzt trifft und die bisher einen ebenerdigen Einstieg hatten", sagt Barth. "Allerdings: Die Gesamtsituation der Barrierefreiheit ist weiterhin unbefriedigend wie davor."
Er hielte es für sinnvoller, alle Bahnsteige auf 76 Zentimeter abzusenken und dafür passende Züge zu beschaffen, wie es in Nürnberg der Fall sei. "Dies hat aber das Bayerische Verkehrsministerium für München explizit abgelehnt", sagt Barth.
Rampen-Einsatz bei der S-Bahn München: Eine langfristige Lösung?
Ein Höhenunterschied zwischen Zug und Bahnsteig kann vor allem für Rollstuhlfahrer und Personen mit Kinderwagen zum Problem werden. Die Bahn bietet bislang folgende Lösung an, um auch dieser Personengruppe den Ein- und Ausstieg in die Fahrzeuge zu ermöglichen:

Alle Fahrzeuge besitzen laut einer Sprecherin der Bahn eine ausklappbare Rampe, mit deren Hilfe der Höhenunterschied überbrückt werden kann. "Die Rampe wird vom Lokführer bedient", erklärt die Sprecherin der AZ.
In wenigen Jahren steht die nächste große Veränderung an, denn dann bekommt München die "modernsten S-Bahnen Deutschlands". Ab Ende 2028 sollen die ersten Züge in Betrieb gehen. Sie werden laut Faktenblatt der Deutschen Bahn "sämtliche Anforderungen der Barrierefreiheit" erfüllen.
Ob die Bahn auch bei der "innovativsten S-Bahn Deutschlands" eine Rampen-Lösung vorsieht, wird sich zeigen. Andreas Barth schätzt jedenfalls, dass die Höhenproblematik den Münchner Fahrgästen noch länger erhalten bleibt.