Hannovers S-Bahnen ungeeignet für München? Fahrer spricht Klartext
München - Eigentlich soll der neue Fahrplan, der seit Mitte Dezember im MVV-Gebiet gilt, für mehr Qualität sorgen – auf allen Strecken. Die Fahrgäste der Linie S7 dürften davon aber nicht viel mitbekommen haben. Denn auf der Strecke zwischen Wolfratshausen und Hauptbahnhof sind nun auch Fahrzeuge der Baureihe ET 424 aus Hannover im Einsatz – und die fallen bislang durch Probleme auf.
Das Fahrgastinformationssystem etwa funktioniert nicht einwandfrei, es werden auch falsche Haltestellen angezeigt. "Am Problem der teils fehlerhaften Anzeige der nächsten Haltestelle arbeiten wir mit Hochdruck", sagt eine Sprecherin der Bahn.

Darüber hinaus fehlt auf den Displays aktuell etwa die Anzeige des Fahrtverlaufs. Ein Sprecher der Bahn teilte der AZ mit, dass für eine standardmäßige Anzeige neue Rechner an Bord der Züge notwendig seien – die laut Bahn vor ihrem Einsatz in München umfassend modernisiert worden seien."Wegen langer Lieferzeiten und Zulassungsprozesse für diese Rechner sind die Fahrzeuge aktuell noch mit älteren Modellen unterwegs. Wir beginnen im Frühling mit der Erneuerung der Rechner."
Nicht nur bei den Anzeigen hapert es offenbar, wie sich am Sonntagnachmittag zeigte. Einer der neuen Züge der Linie S7 fuhr mit einigen Minuten Verspätung stadteinwärts, als sich der Fahrer per Durchsage meldete – um zu betonen, dass er mit diesem Zug die Verspätung leider nicht aufholen könne.
Der AZ liegt ein Mitschnitt dieser Durchsage vor, den ein Fahrgast im Zug aufgezeichnet hat. Über die Züge aus Hannover sagt der Fahrer: "Das sind jetzt nicht gerade die besten. Mit der ET 423 hätte ich weniger Probleme. Vor allem, um Verspätungen reinzufahren."
S7 München: Die Strecke ist anfällig für Verspätungen
Die Strecke der S7, auf der es viele eingleisige Abschnitte gibt, ist ohnehin anfällig für Verspätungen. Ein eingleisiger Streckenabschnitt darf abwechselnd nur in jeweils eine Richtung befahren werden. Entgegenkommende Züge müssen in einem mehrgleisigen Bereich, etwa an einem Bahnhof, warten, bis der eingleisige Teil wieder frei ist. Züge, mit denen die Fahrer Probleme beim Aufholen von Verspätungen haben, tragen da sicher nicht zum Einhalten eines Fahrplans bei.
Bei der Bahn will man das so nicht bestätigen: "Die Fahrzeuge haben kein signifikant anderes Beschleunigungsverhalten als andere Baureihen der S-Bahn München", sagt eine Sprecherin. "Die Fahrzeuge sind uneingeschränkt für den Einsatz auf der Strecke geeignet."
Wie zufrieden ist die Bahn selbst mit dem Betrieb auf der besagten Strecke seit dem Fahrplanwechsel? "Für eine belastbare Zwischenbilanz zur S7 ist es so wenige Wochen nach dem Fahrplanwechsel noch zu früh", sagt ein Sprecher der Bahn der AZ.
Die Züge seien im Schnitt zwar pünktlicher – doch Bahnübergangs- und Fahrzeugstörungen sowie Personen im Gleis und Langsamfahrstellen, die aktuell an der S7 bestünden, hätten seit dem Fahrplanwechsel für Verspätungen gesorgt.
Hat der neue Fahrplan also wirklich für mehr Qualität gesorgt? So mancher Fahrgast der S7 wird das bislang wohl bezweifeln. Und offenbar auch so mancher Fahrer.
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