Fachkräftemangel spitzt sich zu: So lange müssen Münchner auf Handwerker warten

Bis zu elf Wochen beträgt die Wartezeit, denn Fachkräfte fehlen. Gleichzeitig wird die Arbeit immer teurer. Doch die Branchefreut sich – auf die Handwerksmesse.
Laura Meschede |
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Elf Wochen kann es dauern, bis man einen Elektriker findet, der Zeit hat.
Elf Wochen kann es dauern, bis man einen Elektriker findet, der Zeit hat. © IMAGO/Wolfgang Maria Weber

München - Durchschnittlich elf Wochen müssen Kunden auch in München momentan auf einen Handwerker warten, auf Bauhandwerker sogar rund vier Monate.

Branche kämpft mit Lieferengpässen, Preissteigerungen und Fachkräftemangel 

"Das sind Rekordwerte", sagte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Die Wartezeiten dürften auch kaum sinken: Die Branche kämpft mit Lieferengpässen, enormen Preissteigerungen und Fachkräftemangel - alles auf einmal.

Dabei hatte die Handwerkskammer für München und Oberbayern eigentlich einen wirtschaftlichen Aufschwung erwartet, jetzt, wo die Corona-Beschränkungen nahezu vollständig ausgelaufen sind.

Die Handwerkskammer ist ernüchtert

Die Nachfrage, da war man sich sicher, war nur aufgeschoben, bald würde sie in die Höhe schnellen. Aber stattdessen: noch mehr Krise. Krieg in der Ukraine, strapazierte Lieferketten, steigende Energiepreise, Inflation. Die Handwerkskammer ist ernüchtert.

So wird die Internationale Handwerksmesse (IHM) 2022 in Riem

Anfang Juli findet immerhin zum ersten Mal seit zwei Jahren Corona-Pause wieder die Internationale Handwerksmesse (IHM) in Riem statt. Vom 6. bis 10. Juli werden rund 1.000 Aussteller aus 60 Gewerken erwartet. Sogar Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird nächste Woche kommen, um die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft zu treffen. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wollen mit der Handwerksbranche ins Gespräch kommen. Ein Zeichen dafür, dass sie ihre Sorgen ernstnehmen.

Denn Energiewende, Ukraine-Krise und den Fachkräftemangel sind gerade eine Herausforderung. "Für viele Baustoffe sind Belarus, Russland und die Ukraine wichtige Lieferländer", sagt Holger Schwannecke vom Zentralverband des Deutschen Handwerks.

Einst Konjunkturanker: Auf vielen Baustellen stocken die Arbeiten

Selbst auf dem Bau, der bisher ein stabiler Konjunkturanker war, habe sich die Lage dramatisch verschärft. "Auf vielen Baustellen stocken die Arbeiten, in Kfz-Werkstätten fehlen Ersatzteile, bei den Industriezulieferern des Handwerks Rohstoffe und Vorprodukte."

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Es mangele beispielsweise an Parkett, an Vorprodukten für das Fliesenhandwerk und an Bitumen, das für den Straßenbau verwendet wird. "Das bedeutet", sagt Schwannecke, "dass viele Kunden länger warten müssen, bis Arbeiten ausgeführt und Produkte geliefert werden können."

40.000 Stellen in Handwerksberufen in Bayern unbesetzt 

Aber es mangelt nicht nur an Baustoffen, sondern auch an Arbeitskräften. "In Bayern sind aktuell 40.000 offene Stellen in Handwerksberufen gemeldet", sagt Franz Xaver Peteranderl, Präsident der hiesigen Handwerkskammer für München und Oberbayern. "Für rund die Hälfte davon sind keine geeigneten Arbeitslosen bei den Agenturen registriert." Grund für diesen Engpass sei auch durch eine verfehlte Bildungspolitik.

Die Folge trifft nun alle. Die Preise hätten sich um 20 Prozent gesteigert, schilderte der bayerische Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl die Lage. In einigen Kommunen werde ein Viertel der Bauanträge zurückgezogen. "Die ersten Wohnungsbauunternehmen warnen bereits vor einem abrupten Ende des Baubooms im kommenden Jahr", sagt er.

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10 Kommentare
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  • Hel am 28.06.2022 21:11 Uhr / Bewertung:

    "elf Wochen"?
    Mein Maler hat vor kurzem gesagt, er macht das nächsten Februar!!!

  • Andi K. am 28.06.2022 17:46 Uhr / Bewertung:

    Das Thema geflüchtete, asylsuchende "Fachkräfte" ist natürlich tabu.

  • Heide Fröttmaninger am 28.06.2022 17:39 Uhr / Bewertung:

    Wie erklärt es sich eigentlich, dass Westdeutschland in den 50er Jahren mit damals ca. 50 Millionen Deutschen ein vom Krieg völlig zerstörtes Land wieder aufgebaut und bei der Gelegenheit gleich noch ein Wirtschaftswunder hingelegt hat?
    Im Jahr 2022 völlig unvorstellbar. Heute hat Gesamtdeutschland 83 Millionen Einwohner und es herrscht Dauer-Fachkräftemangel. Dieses Land hat so dermaßen abgebaut!

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