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Expertin erklärt: Diese Vorteile bietet eine Baugenossenschaft

Wie eine Genossenschaft funktioniert und was man beachten muss, erklärt eine Expertin.
Conie Morarescu |
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In Freiham bauen einige Genossenschaften.
In Freiham bauen einige Genossenschaften. © Carsten Hoefer/dpa

München - Immer mehr Menschen tun sich zusammen, um ein gemeinsames Wohnkonzept zu entwickeln, das Schutz vor Kündigungen und steigenden Mietpreisen bietet. Besonders in einer Stadt wie München, in der die Mieten oft unbezahlbar scheinen, sicherlich keine schlechte Idee.

Gemeinschaftsorientiertes Wohnen in München

Nicht nur ein lebenslanges Wohnrecht und eine stabile Miete zeichnen die Baugenossenschaften aus, in der Regel geht es auch um das Miteinander und geteilte Werte. Die Mitbauzentrale berät Bürgerinnen und Bürger in München und Umgebung zum Thema gemeinschaftsorientiertes Wohnen. Wer eine Genossenschaft gründen möchte, kann sich hier erst einmal zu den wichtigsten Themen Rat holen.

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Katharina Winter von der Mitbauzentrale hat der AZ verraten, was eine Baugenossenschaft ausmacht und wie man Mitglied werden kann.

Katharina Winter.
Katharina Winter. © privat

Was genau ist eine Baugenossenschaft?
Das ist ein Zusammenschluss von Menschen, die langfristig bezahlbaren Wohnraum schaffen möchten und für sich selbst wirtschaften. Jedes Genossenschaftsmitglied legt einen gewissen Anteil ein, so wird Gemeinschaftseigentum geschaffen. Die Bewohner erhalten ein lebenslanges Nutzungsrecht für ihre Wohnung. Sie sind Mieter und Vermieter zugleich. Es wird keine Rendite erzielt, daher bleibt die Höhe der Miete stabil.

Langfristig bleibt die Miete stabil

Fällt die Miete deutlich niedriger aus?
Wegen der Bau- und Finanzierungskosten sind die Mieten anfangs bei jungen Genossenschaften oft nicht so gering. Das hängt von den Investitionskosten ab. Langfristig gesehen aber wird die Miete in der Regel nicht teurer, sondern bleibt stabil, denn der monatliche Mietpreis einer Genossenschaft ist vom Wohnungsmarkt entkoppelt.

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Welche weiteren Vorteile bietet die Genossenschaft?
Neben dem lebenslangen Nutzungsrecht und der stabilen Miete ist es vor allem die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, die viele Genossenschaftsmitglieder suchen. Oftmals gibt es auch viele gemeinsam genutzte Bereiche, wie Dachterrassen, Kindertobstuben, Musikzimmer, Werkstätten, oder auch Gästeapartments für Besuch. Dadurch kann der Platz in der eigenen Wohnung eingegrenzt werden, ohne auf einen gewissen Komfort zu verzichten. Schließlich braucht man viele Lebensbereiche nicht dauerhaft und kann sie gut mit den anderen Bewohnern der Wohnanlage teilen.

Man sollte die Werte der Genossenschaft teilen

Was muss ich mitbringen, um in einer Genossenschaft aufgenommen zu werden?
Wichtig ist erst einmal, dass man die Werte der Genossenschaft teilt. Jede Baugenossenschaft hat andere Schwerpunkte. Um Mitglied zu werden, muss man Pflichtanteile kaufen und eine Verwaltungsgebühr, das sogenannte Eintrittsgeld, bezahlen. Die Höhe legen die Genossenschaften fest. Um dann in eine Wohnung zu ziehen, fallen in der Regel weitere Pflichtanteile an. Die berechnen sich aus der Größe der Wohnung und weiteren Kriterien, die auch von der Genossenschaft bestimmt werden. Ein Startkapital braucht man auf jeden Fall.

Was ist, wenn ich kein ausreichendes Startkapital habe?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Förderung, zum Beispiel durch ein Kfw-Darlehen oder über die einkommensorientierte Förderung (EOF) der Stadt München.

Genossenschaft vs. Baugemeinschaft

Was ist der Unterschied zu einer Baugemeinschaft?
Eine Genossenschaft ist eine Solidargemeinschaft. Zu ihr gehören Menschen, die wohnen, aber auch Menschen, die auf eine Wohnung warten und Menschen die rein aus solidarischen Gründen Anteile kaufen, weil sie das Projekt unterstützen. Eine Baugemeinschaft ist ein Zusammenschluss von Bauherren, die gemeinsam ein Bauprojekt umsetzen.

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Wie viele Genossenschaften gibt es in München und nehmen die überhaupt noch Mitglieder auf?
Es gibt rund 150 Baugenossenschaften in München, viele von ihnen nehmen aber keine neuen Mitglieder mehr auf. Einen Überblick über alle Genossenschaften, die noch Mitglieder aufnehmen, gibt es leider nicht. Auf der Internetseite der Mitbauzentrale kann man geplante und umgesetzte Projekte einsehen und sich dann direkt bei den Genossenschaften informieren.

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6 Kommentare
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  • Witwe Bolte am 09.06.2022 14:50 Uhr / Bewertung:

    Die neuen Genossenschaften (z.B. wagnis, wogeno) verlangen Pflichtanteile von ca. 500 Euro pro qm Wohnfläche. Plus Eintrittsgeld. Alles unverzinst. Im geförderten Wohnungsbau ca. 350 Euro pro qm.Bei Auszug die Pflichtanteile zurück.
    Und was die angeblich gleichgesinnten Mieter angeht: wie wird das überprüft? Parteibuch?
    Im Neubau müsse jetzt ca. 40 % aller Genossenschaftswohnungen gefördert sein. Und ob es da mit den Sozialmietern immer ein harmonisches Miteinander gibt?

  • UlliStein am 09.06.2022 11:09 Uhr / Bewertung:

    Ein wichtiger Punkt, der bei eigenen Geräten schlimmer ist, weil man da allein für alles aufkommen muss. Eine neue Gemeinschaftswaschmaschine ist schnell gekauft, wenn sich der Preis durch 18 teilt. Ich hatte genau diesen Fall grad, in meiner Eigentümergemeinschaft.

  • Tonio am 09.06.2022 10:24 Uhr / Bewertung:

    Baugenossenschaft ist auch etwas unflexibel, da man in dieser Wohnung bleiben muss. Die Baugemeinschaft ist da schon vorteilhafter, da man die Wohnung auch wieder verkaufen kann, wenn man zB. berufsbedingt in eine andere Stadt ziehen muss.

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