Interview

Münchner Sternekoch veröffentlicht Outdoor-Kochbuch: "Für viele ist das eine Traumwelt"

Andi Schweiger kennt man als Sterne- und Fernsehkoch. Zusammen mit seiner Frau Franzi hat er jetzt ein Kochbuch für Naturliebhaber geschrieben.
Ruth Frömmer
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Wenn Andi Schweiger nicht draußen ist, werkelt er in seiner Kochschule am Wiener Platz.
Wenn Andi Schweiger nicht draußen ist, werkelt er in seiner Kochschule am Wiener Platz. © Daniel von Loeper

München -  Franzi und Andi Schweiger sind so eine Art Traumpaar der Münchner Kochszene. Sie ist Konditorin, er Koch. Von 2006 bis 2017 betrieben sie gemeinsam das Sternerestaurant Schweiger2. Inzwischen haben sie eine Kochschule, einen Onlineshop und veranstalten Koch-Events. Jetzt haben die beiden zusammen ein Kochbuch geschrieben. Thema: Outdoorküche. Was das genau bedeutet, erzählt Andi Schweiger im AZ-Interview.

AZ: Vom Michelin-Stern unter den Sternenhimmel – wie sind sie darauf gekommen, ein Kochbuch für draußen zu schreiben?
ANDI SCHWEIGER: Tatsächlich will ich schon seit ein paar Jahren ein Kochbuch über gesunde Küche schreiben. Wir hatten einen schweren Krankheitsfall in der Familie und achten seit 2015 sehr auf gesunde biologische Ernährung – auch in unserer Kochschule. Im Lockdown hatten wir dann plötzlich mehr Freizeit. Eines Tages war ich mit einem Freund auf dem Samerberg und auf der Hütte ruft jemand: "Ach, der Andi Schweiger, der Koch! Ich bin vom GU-Verlag." Darauf habe ich ihm erzählt, dass ich schon lange mal wieder ein Kochbuch machen wollte. Das Gesundheitskochbuch. Nach zwei Tagen kam dann der Anruf vom Verlag. Das Telefon war auf laut gestellt und meine Frau Franzi quatschte von hinten rein: "Wir könnten doch auch ein Outdoor-Kochbuch machen!" Und das ist es dann geworden.

Münchner Sternekoch: "Vieles im Buch ist rund um unser Haus herum entstanden"

Was bedeutet das jetzt konkret?
Es geht nicht darum, dass Outdoor-Urlaub mit dem Bulli jetzt im Trend ist und wir das passende Buch dazu machen. Im Gegenteil. Vieles, was man im Buch sieht, ist rund um unser Haus herum entstanden. Der Garten, der Wald, den Franzis Papa nebenan gepflanzt hat, wo wir Brennnesseln, Bärlauch, Sauerklee usw. sammeln. So leben wir, wenn wir mal frei haben. Es kommt schon mal vor, dass wir mit dem Bulldog eine Schneebar zusammenschieben, einen Dreizack aufstellen und einen großen Topf dranhängen. Oder wir sitzen abends an der Feuerschale und trinken Bier. Das ist authentisch, jedoch für viele auch eine Traumwelt.

Ist für Outdoor-Fans das Kulinarische nicht eher zweitrangig?
Nein. Die Zeiten ändern sich. Die Leute machen sich Gedanken. Es gibt inzwischen auch immer mehr Ausstattung, wie Kugelgrills für Camper. Und träumen kann man immer. Wir haben zwar alle Rezepte fürs Buch draußen gemacht. Aber natürlich funktionieren sie auch am Herd.

"Es ist die Leidenschaft, draußen zu sein"

Für wen ist Ihr Buch noch gedacht?
Für den, der gerne kocht und für den es auch im Urlaub und draußen wichtig ist, was Gutes zu essen. Es geht darum, auch wenn man auf Reisen ist, gut zu essen. Für uns bedeutet Outdoor auch nicht unbedingt nur Camping. Es kann auch sein, dass etwas in der Küche vorbereitet wird und dann wird es draußen finalisiert. Es sind auch sehr einfache Rezepte und Getränke dabei, auch für den Winter! Und alles aus unserem Leben gegriffen.

Angenommen ich fahre mit Ihrem Buch ein paar Wochen zum Campen. Muss ich dann ein extra Zelt für Equipment mitschleppen?
Wir haben keine elektrischen Geräte genutzt. Aber einen mechanischen Blitzhacker. Und manche mögen es übertrieben finden, aber ich habe immer einen Kerntemperaturmesser dabei. Das ist mein Werkzeug. Das ist kein schweres Gerät und ich kann Fisch und Fleisch immer auf den Punkt garen. Messer und Schneidebrett ist bei uns auch immer im Gepäck – auch wenn wir in einen Bungalow fahren. Da findet man immer nur stumpfe günstige Messer und kleine gebogene Plastikbretter, auf denen man nicht arbeiten kann. Außerdem packen wir eine scharfe Reibe und Kochgeschirr aus Gusseisen ein.

Sie sind Haute Cuisine gewohnt. Was ist der besondere Reiz am Essen im Freien?
Es ist die Leidenschaft, draußen zu sein. Wenn's nicht gerade regnet und stürmt, sind wir draußen. Wir haben bestimmt zehn Lammfelle daheim, eine Feuerschale, die man leicht von A nach B transportieren kann, und dann sitzen wir draußen. Franzi liebt Feuer und Grillen. Ich bin auch gerne mit meinen Freunden mit dem Motorrad unterwegs. Aber auch da kümmere ich mich dann um gutes Essen, während meine Kumpels den Ölwechsel machen.

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"Wir wollten einfach zeigen, was draußen möglich ist"

Unterscheidet sich Ihre Outdoor-Küche sehr vom Kochen in der Küche?
Nein. Alle Gerichte aus dem Buch kann man auch in der Küche machen. Wir wollten einfach zeigen, was draußen möglich ist. Wir haben geschaut: was verbindet die Leute, was ist kreativ? Und so sind die Gerichte entstanden.

Hand aufs Herz: greifen Sie im Freien auch mal auf Fertigprodukte zurück?
Nein!

Gibt es ein Rezept, das Sie mit unseren Lesern teilen möchten?
Es gibt so viele einfache, aber tolle Gerichte im Buch. Den gebratenen Doppeldecker hat meine Mutter früher immer gemacht. Den kann man in der Pfanne auf dem Grill machen oder auf dem Herd.

Was haben Sie sonst noch vor in diesem Jahr?
Ich arbeite schon am nächsten Projekt. Gemeinsam mit dem Ernährungswissenschaftler Dr. Stephan Lück schreibe ich jetzt mein Buch über gesunde Ernährung. Es erscheint voraussichtlich im nächsten Frühjahr. Und es wird kein Abnehm-Buch! Vielmehr geht es darum, ohne Fertigprodukte und mit guten Zutaten selbst zu kochen. Mehr kann ich aber noch nicht verraten!! Wenn man sich so ernährt, ernährt man sich eigentlich schon ziemlich gut. Das macht mir gerade einen riesen Spaß!


Franzi & Andi Schweiger: Schweigers Outdoorküche, Gräfe und Unzer, 29 Euro

© Gräfe und Unzer

Rezept für die AZ-Leser

Ein Rezept aus dem Buch: Gebratener Doppeldecker mit Bergkäse und gekochtem Schinken (für 2 Personen) – 25 Minuten

© Gräfe und Unzer

Zutaten:

  • 3 Eier
  • 100 g Sahne
  • 1/4 Bund Schnittlauch
  • 3 Stängel Pimpernelle
  • 3 Stängel Petersilie
  • 2 Kapuzinerkresseblätter
  • 2 Borretschblätter
  • Salz
  • 2 Tomaten
  • 2 EL Butter
  • 4 Scheiben Vollkorn-Toastbrot
  • 4 Scheiben Bergkäse
  • 4 Scheiben gekochter Schinken

Zubereitung: Die Eier und die Sahne in einer weiten Schüssel mit einer Gabel verquirlen. Kräuter abbrausen und trocken schütteln, fein schneiden und zur Eiersahne geben. Mit Salz würzen.

Die Tomaten waschen und in dünne Scheiben schneiden. Toastbrotscheiben mit wenig Butter bestreichen. 2 Brotscheiben mit Käse, Tomaten und Schinken belegen und mit den übrigen beiden Toasts abdecken. Doppeldecker in die Eiersahne tauchen, damit sie sich vollsaugen können.

Übrige Butter in einer großen Pfanne schmelzen. Darin die Doppeldecker bei mittlerer Hitze von jeder Seite in 3-4 Min. goldbraun braten.

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