"Hat sehr gefehlt": Legendäres Atzinger-Lokal in München ist endlich wieder offen
München – Wer schon einmal aus nächster Nähe mitbekommen hat, wie eine Kneipe, ein Lokal oder eine Bar eröffnet wird, traf bestimmt auf ziemlich gestresste Wirte. Wenig Schlaf geht damit einher, Dutzende Details müssen geklärt werden, vom Menü bis zur Getränkeauswahl, das richtige Personal, Steuerangelegenheiten, Vereinbarungen mit der Brauerei, Strom, Gas, Kühlung, Eismaschine...
Doch Agon Bajrami, seit Mittwoch neuer Wirt des Traditionslokals Atzinger im Univiertel, wirkt völlig entspannt, als die Abendzeitung bei ihm eintrudelt. "Ich habe super geschlafen und war überhaupt nicht gestresst heute Morgen", sagt Bajrami. Er habe sich einfach gut vorbereitet. Zudem sei ja die Einrichtung zum großen Teil schon da gewesen. Auch die Mitarbeiteranzahl passe. Ausschankkellner, Service, Küche: "Zur Zeit sind wir insgesamt etwa 40", sagt Bajrami.
Atzinger-Wirt Agon Bajrami: "Auch meine frühere Arbeitsstelle in München ist ein Traditionslokal"
Seine Erfahrung habe ihm schon sehr geholfen, sagt er, auch wenn es im Vorfeld selbstverständlich etwas stressig gewesen sei. "Am Ende mache ich fast genau das, was ich auch schon in der Harlachinger Einkehr 16 Jahre lang gemacht habe", sagt Bajrami, "bayerische Küche eben, nur in meiner eigenen Wirtschaft". Irgendwie scheinen es ihm die Traditionslokale angetan zu haben. "Auch meine frühere Arbeitsstelle, die Harlachinger Einkehr, hat eine 150-jährige Geschichte", weiß Bajrami.
Für viele Gäste dürfte das Atzinger-Ambiente wirken. Nur die Ballons, die Bajrami aufgehängt hat, müssten aufgefallen sein. Viele Gäste sagen der AZ, dass sie zufällig vorbeikommen und sich gefreut haben, dass hier wieder offen ist. Andere wiederum fragen: "Wie, es war geschlossen?"

Vor allem Studenten scheinen den Atzinger vermisst zu haben. Das sagen zum Beispiel Massimiliano Veronese, Maximilian Raith und Min-Hyouk Seo. Sie sind alle im zweiten Semester Jura, alle 19 Jahre jung. Und an ihnen sieht man gut, wie vielfältig München ist. Namentlich kann man die Geburtsstadt nicht erahnen. Veronese, viersprachig aufgewachsen, ist aus Brünn in Tschechien, Raith ein Franke und Seo gebürtiger Kleinhaderner.
Der Atzinger in München ist wieder offen: Das ist nicht nur ein Lokal, sondern eine Institution
Seo kannte den Atzinger schon lange vor seinem Studium, obwohl er ja in Kleinhadern aufgewachsen ist, "eine Institution", sei der Atzinger. Viele asiatische und italienische Lokale gebe es rund um die LMU. Aber: "Eine echte bayerische Küche mit bayerischem Vibe, mitten im Univiertel, das ist schon etwas Besonderes und darf nicht fehlen." Ein sehr entspanntes Lokal sei das einfach. Daher freue er sich so, dass wieder offen ist.

Auch seine Kommilitonen waren schon vor der Schließung Mitte Dezember regelmäßig hier. Raith, gebürtiger Amberger, findet vor allem, dass es eine sehr gute und nahe Alternative zur Mensa ist. "Der Atzinger hat drei Monate sehr gefehlt", sagt er. Er liebt die gute Auswahl in der deftigen Küche, vor allem Schweinsbraten und Schnitzel, die im Grunde so geblieben ist.
Das sagen die Atzinger-Gäste: "Hoffentlich gibt es mittags wieder den Burger"
Kommilitone Veronese hat vor allem den Burger mittags gerne gegessen und ist schon gespannt auf die neue Mittagskarte. "Es wäre wirklich schade gewesen, wenn hier etwas Neues reingekommen wäre", sagt er – und findet das Atzinger einfach nur schön.

Bis Freitag noch hat Wirt und Chefkoch Bajrami eine Eröffnungskarte, dann will er sein Menü starten, mit Suppen, Hauptspeisen und Nachspeisen, freitags Fisch und an Wochenenden mit Empfehlungen des Kochs. Sieben Tage die Woche wird Bajrami offen haben. Auch saisonale Gerichte wie Spargel werde er selbstverständlich anbieten. Und im Mai möchte Bajrami eine Eröffnungsparty veranstalten, zum 99-jährigen Jubiläum des Atzinger.
Wer von der Eröffnungskarte eine Speise nimmt, wird belohnt mit einer Überraschung: nämlich einem Freibier. Die Auswahl: ofenfrischer Krustenschweinsbraten (15 Euro), ein viertel knusprige Ente mit Knödel und Blaukraut (17 Euro), Wiener Backhendl mit Pommes (18 Euro), Münchner Kalbsschnitzel (22 Euro) und vegetarische Käsespätzle mit Salat (16 Euro).