Ende der Parkplatznot in München? Unternehmer will dafür sorgen, dass jeder einen Platz findet
München - Unternehmer und Bergsteiger sind sich ähnlich. Davon ist Joachim Glatthaar überzeugt – vielleicht, weil der fast 70-Jährige selbst beides ist. "Ein Unternehmer muss wie ein Bergsteiger planen, ein Ziel vor Augen haben, auch mal ein Risiko eingehen und wenn es nicht klappt, umkehren", sagt er.
Glatthaar hat – und darauf ist er stolz – die höchsten Berge aller Kontinente bestiegen, außer den Mount Everest. Und er war auf über 60 Viertausendern – mehr als Reinhold Messner.
Fertigkellerbauer Joachim Glatthaar: Auch nach über 40 Jahren ist nicht Schluss
Sein Geld hat Glatthaar aber nie mit dem Bergsteigen verdient, sondern mit seiner Firma für Fertigkellerbau. 1980, mit 27 Jahren, gründete er sie im Schwarzwald, heute hat sie über 650 Mitarbeiter.
Seine Heimatstadt Schramberg bei Freiburg hat sogar einen Platz nach Joachim Glatthaar benannt. Es wirkt wie eine Karriere, bei der man es sich mit 70 durchaus an einem sonnigen Örtchen bequem machen könnte. Aber das hat Glatthaar nicht vor.

Glatthaars Idee: Tiefgaragen, um Münchens Parkplatzmangel zu beheben
Vor Kurzem hatte er eine neue Idee, wie er es schaffen könnte, Geld zu verdienen und gleichzeitig ein Problem zu lösen, mit dem vor allem München zu kämpfen hat: den Parkplatzmangel.
Glatthaar will in München Tiefgaragen bauen – und zwar unter bestehende Gebäude. Um das genauer zu erklären, ist er an einem Montagvormittag 300 Kilometer nach München gefahren.
"Diese Häuser kann ich doch unterkellern": Glatthaar und die Suche nach Parkplätzen in München
Treffpunkt ist in einem Wohnviertel in Schwabing. Vor Kurzem war Glatthaar hier schon einmal. Er besuchte München, weil er hier in ein Unternehmen für Elektroautos investierte.
Glatthaar übernachtete in einem Hotel, aber die Tiefgarage war voll. "Eine Viertelstunde musste ich umherfahren", sagt er. "Und da dachte ich mir: Diese Häuser kann ich doch unterkellern."
Glatthaars Firma baut normalerweise Keller für neue Gebäude auf leeren Grundstücken. Allerdings hat sich Glatthaar vor einer Weile ein neues Geschäftsfeld erschlossen. Er entwickelte ein Verfahren, um Wohnraum unter Einfamilienhäusern ohne Keller zu schaffen. 15 Häuser habe er bislang unterkellert und so Einliegerwohnungen geschaffen.
Ganz grob funktioniert das so: Bauarbeiter ziehen unter einem Haus nach und nach Wände ein, dann saugen sie Erdboden ab. Auch eine zweite Decke und Schienen müssen eingezogen werden, damit das Haus nach der Unterkellerung stabil bleibt. Etwa drei Monate dauere es, ein Eineinfamilienhaus zu unterkellern und rund 4.500 Euro pro Quadratmeter habe das gekostet, sagt Glatthaar.
Münchner Gebäude aus dem letzten Jahrhundert können Tiefgaragen bekommen
Sein Ziel ist nun, nicht mehr nur Einliegerwohnungen unter Einfamilienhäuser zu bauen. Sondern Tiefgaragen unter Mehrfamilienhäuser in München. Dafür gibt es Voraussetzungen. Zum Beispiel dürfe das Gebäude nicht zu alt sein. "Von einem denkmalgeschützten 150 Jahre alten Haus würde ich die Finger lassen", meint Glatthaar. Auch Risse in der Wand seien kein gutes Zeichen.
Doch alle Gebäude aus dem letzten Jahrhundert seien möglich, wenn sie nicht mehr als drei oder vier Stockwerke haben. Denn wie aufwendig der Kellerbau ist, hängt von dem Gewicht des Hauses ab. Wenn Häuser schon Keller haben, ist das aber kein Hindernis.
Tiefgaragen-Parkplätze für München: Joachim Glatthaar ist auf der Suche nach Partnern
Einen Preis zu nennen, wie viel eine neue Tiefgarage unter einem alten Gebäude kostet, fällt Glatthaar schwer zu sagen. Er schätzt, dass ein Stellplatz etwa 30.000 Euro kostet. Glatthaar glaubt, dass sich das am Ende lohnt.
Er habe gehört, dass ein Tiefgaragen-Parkplatz in München gut 100.000 Euro wert sein könne. Gerade ist er auf der Suche nach Immobilienbesitzern, die dieses Projekt mit ihm durchziehen wollen.

"Ein junger Ingenieur würde sich das wahrscheinlich nicht trauen", meint Glatthaar. Denn noch gebe es für dieses Verfahren wenig offizielle Vorgaben. Es wirkt, als gefalle Glatthaar das besonders. Denn zwar ist er inzwischen Chef von mehreren Firmen, die Millionen umsetzen, aber er versteht sich immer noch als Handwerker.
Als Bub habe er lieber den Eltern bei der Ernte geholfen, als in die Schule zu gehen, erzählt er. Der Hauptschulabschluss habe ihm genügt. Drei Meisterausbildungen machte er: zum Straßenbauer, zum Maurer, zum Betonbauer. Von Anfang an sei ihm klar gewesen, dass er in eine Nische muss, wenn er Erfolg haben will. Bei den Kellern hat das geklappt. Vielleicht tut es das ja bei den Tiefgaragen auch.
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