Immobilien-Experte über fortlaufende Mietpreis-Explosion in München: "Eigentlich unvorstellbar"

Krisen, knappes Angebot und Inflation: Münchner Mieten steigen weiter. Das wird sich nicht so schnell ändern, sagen Experten. Vielen bleibt nur die Flucht ins Umland.
Hüseyin Ince
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Überall in München das gleiche, und es ist kein Ende in Sicht: die Mieten für Wohnungen, wie hier in Moosach, steigen und steigen. (Archiv)
Überall in München das gleiche, und es ist kein Ende in Sicht: die Mieten für Wohnungen, wie hier in Moosach, steigen und steigen. (Archiv) © Imago/Wolfgang Maria Weber

München - Manchmal veranschaulichen wenige Zahlen eine dramatische Lage ganz eindrücklich. Bis zu 1,8 Millionen Menschen könnten schon 2040 in München leben. Das sind fast 15 Prozent oder 220.000 mehr als jetzt - und die müssen alle irgendwo wohnen.

München ist auch die Stadt der Singles. Mehr als die Hälfte der Leute wohnt in Ein-Personen-Haushalten. Das wird sich wohl nicht ändern. Und geht man von 165.000 Wohnungen aus, die wir bis 2040 bräuchten, erahnt man schon den Ernst der Lage.

Mietpreis-Alarm in München: Stadt bräuchte 10.000 neue Wohnungen jedes Jahr

Etwa 6.500 Wohnungen werden derzeit jährlich in München fertiggestellt. Tendenz sinkend. "Material- und Baukosten sind so weit gestiegen, dass die Bautätigkeit in beängstigendem Ausmaß erlahmt", sagt Stephan Kippes vom Immobiliendachverband Süd (IVD). Bauzement etwa hat sich zwischen 2022 und 2023 um 41 Prozent verteuert. Bauträger versuchen, bei steil fallenden Grundpreisen noch schnell das Grundstück zu verkaufen, statt zu bauen.

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München bräuchte aber grob gerechnet 10.000 Wohnungen pro Jahr. Angebot und Nachfrage sind lange aus dem Gleichgewicht, weshalb vor allem seit der Ukraine-Krise die Mieten steigen und steigen. Das zeigt auch der neueste IVD-Bericht.

Demnach hat im Mietsegment vor allem der Neubau ungeahnte Höhen erreicht. Im Schnitt kostet der Quadratmeter (m²) derzeit 23,50 Euro. Für eine 100-m²-Wohnung zahlt man also in diesem Segment 2.350 Euro Kaltmiete. Vor etwa einem halben Jahr lag der Preis noch bei etwa 22 Euro je Quadratmeter.

"Eigentlich unvorstellbar": Immobilien-Experten zur Münchner Mietpreis-Explosion

Wer soll das noch zahlen, denken Sie sich? Sie kennen die Mietpreise der neugebauten Doppelhaushälften noch nicht. IVD-Chef Stephan Kippes kann selbst kaum glauben, was er da in der Presserunde vorliest. "Also, ähm, 3.850 Euro Kaltmiete im Schnitt. Tja. Ich mein, das ist ja eigentlich unvorstellbar", stammelt er ein wenig.

Da bleibt vielen nur noch die Flucht, wenn mal der Wohnungswechsel ansteht. Oder man weicht gleich in andere Städte aus. Augsburg ist so ein Ort, in dem die Makler Münchenflüchtlingen Mietwohnungen vermitteln. Und das sind keine Schlechtverdiener.

"Haben Ansprüche": Wie Mieter außerhalb von München nach Wohnungen suchen

"Die haben Ansprüche, die nehmen nicht alles", sagt etwa Immobilienfachfrau Irina Lüdendonk. Entscheidend seien neben der Wohnqualität Details. Ob das Apartment Homeoffice-geeignet sei oder gut angebunden an Straßen oder Bahn, um gut nach München pendeln zu können. Inzwischen hat die Stadt etwa 11.000 berufliche München-Pendler (2013: 7.000).

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Auch in Augsburg steigen die Mieten wegen der allgemein großen Nachfrage. Von "sehr kurzen Vermarktungszeiten" spricht Lüdendonk. Aber das Niveau ist noch lange nicht so hoch wie in München. Bestandswohnungen etwa kosten derzeit 12 Euro je Quadratmeter. In München sind es 20,30 Euro.

In vielen Städten Bayerns steigen die Mieten derzeit; zwar nicht so stark wie in München, aber dennoch, weil seit längerem eine weitere Gruppe auf den Mietmarkt drängt: Kaufwillige, die sich aber die Preise nicht leisten wollen oder können. Bayernweit verteuerten sich Mietobjekte im Halbjahresvergleich um 1,1 Prozent.

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12 Kommentare
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  • Asgardi am 05.05.2024 07:07 Uhr / Bewertung:

    Vielleicht bringt man Flüchtlinge halt nicht in München unter, wenn man schon vorher weiß das das problematisch ist.

  • Brunhilde am 01.05.2024 10:07 Uhr / Bewertung:

    Das sind alles Verbrecher die uns nur Schaden raus mit den Gesindel
    Syrier Rumänien Bulgarien Marokko Ukrainer dann haben wir auch wieder Wohnungen frei und weniger Belastungen für den Sozialstaat
    Dadurch spart der Staat Millionen an Bürgergeld.Und können den Rentner helfen die es verdient haben wo Jahre lang gearbeitet haben.

  • Daleks am 30.04.2024 22:28 Uhr / Bewertung:

    Tja, der Markt regelt halt. Die Menschen wollen es so. Und solange es Ausländer gibt muss man nicht über die Problemen des Kapitalismus denken.

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