Diskussion in München: Müssen wir Angst vor einem Atomkrieg haben?

Der Angriff auf die Ukraine hat alte Ängste belebt – muss man einen Atomkrieg fürchten? Der ehemalige Nato-General Hans-Lothar Domröse und die Sicherheitsexpertin Julia Berghofer diskutieren in München.
Martina Scheffler
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Droht ein Atomkrieg zwischen den Supermächten?
Droht ein Atomkrieg zwischen den Supermächten? © IMAGO/Bihlmayerfotografie

München - Ganz harmlos und fast filigran sieht sie aus im Vergleich zu einem Lkw, die Atomrakete, die Politikwissenschaftler Christian Grünler auf einem Foto am Dienstagabend beim Salon Luitpold in München zeigte.

Angst vor Atomkrieg: Wie lange hält das nukleare Tabu noch?

"Wie lange hält das nukleare Tabu noch?" – zu diesem Thema hatte die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik den ehemaligen Nato-General Hans-Lothar Domröse und die Sicherheitsexpertin Julia Berghofer vom European Leadership Network geladen.

Wichtigste Frage des Abends: Wie wahrscheinlich ist ein Atomschlag von Russlands Präsident Wladimir Putin? "Putin hätte die Pest am Hals", sagte Domröse, es ergeben sich nur Nachteile, "das wäre die berühmte rote Linie". Dass Russland Atomwaffen einsetzt, habe wenig Sinn, sagte auch Berghofer. Auch sie war der Ansicht, eine "nukleare Botschaft" an den Gegner, also die Ukraine und den Westen zu senden, funktioniere nicht, weil Russland keine Botschaft habe. "Russland käme noch beschädigter aus dem Krieg heraus."

Sollte Putin dennoch taktische Atomwaffen gegen die Ukraine einsetzen, werde dies zunächst keinen nuklearen Gegenschlag der Nato provozieren, meinte die Politikwissenschaftlerin Berghofer. Westliche Cyberattacken seien eher möglich. Auch Domröse war der Ansicht, der Westen würde mit konventionellen Waffen reagieren. Die Reaktion würde "fürchterlich". Putin verliere zudem seine chinesischen Partner, sagte Berghofer.

Braucht Deutschland Atomwaffen?

"Der möglichste Fall" eines nuklearen Konflikts sei der zwischen Iran und Israel, fand Ex-General Domröse. Auch von Israel würden aber zunächst konventionelle Waffen gegen eine anstehende nukleare Bewaffnung des Iran eingesetzt werden. "Diese unfassbare Dimension einer nuklearen Explosion ist so groß, dass jeder sagt: Bloß das nicht. Aber ausschließen kann man es nicht."

Sollte nun Deutschland über eine eigene atomare Bewaffnung nachdenken? "Absolut nicht", sagte Berghofer. Man müsse den gegenwärtigen Stand der atomaren Bewaffnung weltweit bewahren. "Wir müssen Aufrüstung verhindern." Um Abrüstung könne es in der momentanen Situation aber nicht gehen. "Wir haben darauf verzichtet", sagte Domröse zur Frage einer deutschen Nuklearbewaffnung. "Mehr als nukleare Teilhabe sehe ich nicht."

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Dennoch: "Wenn man Atomwaffen stationiert hat, sollte man sich mit ihnen beschäftigen", sagte Berghofer. Das Thema sei in Deutschland lange vernachlässigt worden. Dies habe sich zwar geändert, aber ob dies so bleiben werde, sei fraglich.

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10 Kommentare
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  • Tonio am 16.02.2023 12:19 Uhr / Bewertung:

    Schon merkwürdig. Bei Atomkraftwerken gibt es eine eine unglaubliche Angst vor dem GAU, dessen Eintrittswahrscheinlichkeit minimal, aber eben nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Bei Atomwaffen gibt es hingegen eine nahezu kindliche Naivität, dass nichts passiert und nicht doch mal einer die Nerven verliert, falsch reagiert oder aus Versehen mal was losgeht. Diese derzeit in der Gesellschaft vorherrschende Waffen- und Kriegsbegeisterung wird nicht gut ausgehen.

  • Dr. Right am 16.02.2023 14:56 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Tonio

    Es hat nichts, wirklich überhaupt nichts, mit Waffen- oder Kriegsbegeisterung zu tun, wenn man einen Wiederholungstäter völkerrechtswidriger Angriffskriege in die Schranken verweisen möchte, bzw. muss. Tut man es nicht, wird der Wiederholungstäter weitermachen.

  • Tonio am 16.02.2023 15:13 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Dr. Right

    Meinen Sie die USA? 😉

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