Die Lieblingsorte der Münchner – mehr als Englischer Garten und Isar
München – Auf einer Fläche von 310 Quadratkilometern leben in München 1,5 Millionen Menschen. München wächst in allen Altersgruppen. Bis 2040 wird die Bevölkerungszahl auf etwa 1,85 Millionen ansteigen.
Um die Wünsche der Bürger besser zu verstehen, hat das Stadtplanungsreferat die Freiraum-Studie "Mensch im Mittelpunkt" in Auftrag gegeben. Forscher von Gehl Architekten schwärmten aus in die Münchner Parks, sammelten 1200 Vor Ort-Interviews. Sie befragten Münchner auf neun Stadtspaziergängen und gaben mehr als 2900 Fragebögen aus.
Die überraschendsten Ergebnisse der Studie:
Nicht nur Englischer Garten und Isar: Das sind die Lieblingsorte der Münchner
Die Bürger suchen am häufigsten die Freiräume im eigenen Viertel auf. 68 Prozent genießen täglich oder mehrmals die Woche Spaziergänge, Sport und Freizeit "in meinem Viertel". Die Haupt-Lieblingsorte der Münchner insgesamt sind der Englische Garten und die Isar. Der erklärte Lieblingsort der Neuperlacher ist allerdings der Ostpark, Menschen aus Riem nennen den Riemer Park. Auch die Panzerwiese und der Perlacher Forst sind "Hot-Spots" für die Nachbarschaft.
Einfache und alltägliche Bedürfnisse sind essenziell. Auf die Frage, was in den öffentlichen Räumen fehlt, wird am häufigsten hingewiesen auf: Bänke, Sitzmöglichkeiten, Mülleimer, Toiletten, Sauberkeit, Schatten, ein Kiosk, bessere Beleuchtung, mehr Grün und Bäume und mehr Brunnen.
"Das sind sehr simple und eigentlich banale Forderungen. Auch ein angenehmes Klima und frische Luft sind 98 Prozent der Befragten sehr wichtig. Für die Stadt leiten sich daraus Handlungsempfehlungen ab", sagt Projektleiter Leon Legeland. Bei der Sitzung der Stadtgestaltungskommission am Dienstag stellte er die aktuellen Studien-Ergebnisse vor.
Von wegen München ist zu voll: Die Urbanität wird von Vielen geschätzt
"Es gab die Annahme, es könnte in München zu voll, zu hektisch und zu stressig sein im Freiraum", sagt Leon Legeland. Doch er habe jetzt herausgelesen: "Die Münchner leben die Urbanität, sie schätzen das volle Leben als Dichtefreude, mehr als einen negativen Dichtestress", sagt Legeland: "Wenn es an der Isar zu voll ist, kann ich einfach woanders hingehen."
Menschen mit Schwerbehinderung erleben sehr oft oder oft Hindernisse: Mit 61 Prozent wurde am häufigsten das rücksichtlose Verhalten von Radfahrenden genannt. Danach kamen Hindernisse auf Wegen, wie parkende Autos, fehlende Rampen und Rolltreppen. Fehlende oder unverständliche ÖPNV-Durchsagen monierten die Befragten ebenfalls.
Nicht alle mögen's grün: Junge Menschen zieht es ins Zentrum von München
Der Blickwinkel unterrepräsentierter Gruppen war konkret gefragt: Menschen mit Migrationsgeschichte fühlen sich unsicherer im öffentlichen Raum, besonders Frauen mit Migrationsgeschichte. Aus der Studie ergibt sich das Ziel sichere Orte für Transmenschen und queere Menschen zu schaffen, die den öffentlichen Raum momentan kaum oder gar nicht nutzen. "Auch Jugendliche sollten in den Fokus der Planung gerückt werden", empfiehlt Leon Legeland.
Denn: Nur 18 Prozent nutzten die Freiräume der Stadt täglich. Junge Münchner zieht es vor allem ins Zentrum. Das Grün und die Seen außerhalb der Stadt werden am häufigsten von Münchnern über 40 Jahre aufgesucht. Laut Studie hat das Einkommen nur eine geringe Auswirkung auf die Nutzung von Freiräumen.
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