Die Köpfe hinter Pegida in München
München - Sie skandieren „Wir sind das Volk“ – und stehen in Wirklichkeit am äußersten rechten Rand der Gesellschaft: die Köpfe hinter den Pegida-Töchtern „Muegida“ und „Bagida“, die am kommenden Montag zwei parallele Kundgebungen in München abhalten wollen.
Bagida
Die „Bayern gegen die Islamisierung des Abendlandes“ sehen sich als offiziellen Ableger der Dresdner Pegida. Am 12. Januar wollen sie mit 300 Teilnehmern ab 18.30 Uhr vom Sendlinger Tor zum Stachus ziehen. Angemeldet hat die Demonstration eine Privatperson: Birgit W. – so weit, so unverdächtig. Wer allerdings auf die Facebook-Seite der Dame klickt, wird eines Besseren belehrt: Dort hetzt sie gegen multikulturelle Gesellschaften und „so genannte gemäßigte Moslems“.
Laut Robert Andreasch vom a.i.d.a. Archiv München gehört die Aktivistin zum Umfeld von Michael Stürzenberger, Chef der rechtsextremen Splitterpartei „Die Freiheit“. Der wurde 2013 wegen Beleidigung eines Polizisten verurteilt, vergleicht den Koran gerne mit Hitlers „Mein Kampf“ und sammelte Unterschriften gegen das Moschee-Projekt Ziem des Penzberger Imams Benjamin Idriz. Er sprach im Oktober auf einer Kundgebung der „Hooligans gegen Salafisten“ in Hannover – und wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Seinen Blog „Politically Incorrect“ und die gleichnamige Münchner Gruppierung bewerten die Schlapphüte als „islamfeindlich“, weil „pauschale Ängste“ geschürt und „alle Muslime aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit als Feinde des Rechtsstaates“ verunglimpft würden. Robert Andreasch wird deutlicher: Stürzenbergers Blog sei schlicht „volksverhetzend, rassistisch und antisemitisch“.
Interessant: Auf eben jener Homepage wirbt Michael Stürzenberger (50) nun für den Bagida-Aufmarsch in München und berichtet von den Vorbereitungen des Organisationsteams. Was er allerdings verschweigt: „Da war auch ein NPD-Funktionär dabei“, sagt Robert Andreasch. Zudem unterstützten Rechtspopulisten der „Republikaner“ und von „Pro Bayern“ die Aktion.
Auch Philipp Hasselbach, einst Mitglied im bayerischen Landesvorstand der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“, will am Montag mit von der Partie sein.
Der 27-Jährige hat bis Februar 2014 eine Haftstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung abgesessen. Kaum entlassen, gründete er – just an Hitlers 125. Geburtstag – den Münchner Kreisverband der Partei „Die Rechte“. Diese sei „neonazistisch ausgerichtet, ein Großteil der Mitglieder stammt aus der Neonazi-Szene“, heißt es im Verfassungsschutzbericht.
In einer Pressemitteilung droht Neonazi Hasselbach nun mit Blick auf die Bagida-Kundgebung: „Wenn die Politik weiterhin nicht reagiert, dann werden wir sie dazu bewegen.“
Davon träumt ein weiterer Rechtsextremist schon seit langem – vergeblich: Karl Richter, von der SZ einmal als „der erfolgloseste Stadtrat am Marienplatz“ bezeichnet, weil seine Anträge im Gremium konsequent ignoriert werden. Seit 2008 sitzt der NPD-Funktionär für die „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ im Rat, bei seiner Vereidigung zeigte der 52-Jährige dreist den Hitlergruß und wurde dafür zu einer Geldstrafe von mehreren tausend Euro verurteilt. Auch Richter wird vom Staatsschutz beobachtet und als Schlüsselfigur der Neonazi-Szene eingestuft.
Bei Facebook spricht er sich auch für Bagida aus: „Weil wir München nicht den Gehirnamputierten überlassen dürfen.“
Muegida
Lieber macht sich die rechte Szene selbst Konkurrenz. Denn am 12. Januar ist noch eine weitere Demonstration der Islamfeinde geplant: Nach der Mini-Versammlung am Promenadeplatz und dem „Stadtspaziergang“, der zum Spießrutenlauf wurde, will „Muegida“ („Münchner gegen...“) an diesem Tag ebenfalls demonstrieren. Und zwar mit 100 bis 200 Teilnehmern am Weißenburger Platz – zeitgleich zur Bagida-Veranstaltung.
Warum? Weil sich Muegida-Organisator Thomas Weiß, früher Generalsekretär der „Freiheit Bayern“ und laut Robert Andreasch Michael Stürzenbergers „rechte Hand“, mit seinem einstigen Gesinnungsgenossen zerstritten hat.
Ein paar treue Mitstreiter sind dem 56-jährigen Programmierer jedoch geblieben: Am Sendlinger Tor wurden unter anderem Ingeborg Schmidt von der rechtsextremen Gruppierung „Pro Bayern“ sowie Thomas Fügner und Fritz Schmude von der AfD gesichtet. Letzterer gehörte bis vor kurzem noch der islamfeindlichen „Bürgerbewegung Pax Europa“ an – unter dem Landesvorsitzenden Michael Stürzenberger.