Deutsches Museum in München zeigt tödlichen Raser-Wahnsinn
München - Der Jeep mit der auffälligen, pink-lilafarbenen Lackierung liegt zertrümmert auf der Seite. Die Windschutzscheibe ist zersplittert, das Blech eingedellt. Innen liegen die Einkaufstüten, die der Fahrer wohl gerade nach Hause transportieren wollte.
Doch dazu kam es nicht: Michael Warshitsky starb in diesem Wagen. Er war im Februar 2016 bei Grün auf eine Kreuzung in Berlin gefahren und mit einem der beiden Raser kollidiert, die sich auf dem Kurfürstendamm ein illegales Autorennen geliefert hatten.
Polizei-Statistik 2022: Über 600 illegale Autorennen in Bayern
Warshitskys Jeep steht nun im Verkehrszentrum des Deutschen Museums, wo eine neue Sonderausstellung den tödlichen Temporausch beleuchten soll. Entstanden ist sie in Berlin, dort wurde sie im vergangenen Jahr im Deutschen Technikmuseum gezeigt.
Das Thema ist auch hier brandaktuell, wie eine Statistik zeigt: 2022 hat die Polizei in Bayern 605 illegale Rennen erfasst, dabei starben vier Menschen.

Ein Fahrzeug, in dem ein Mensch zu Tode gekommen ist, in einem Museum zu zeigen, kann schnell auch wie Effekthascherei wirken. Das soll es auf keinen Fall sein, betont Frank Steinbeck, der die Ausstellung in Berlin kuratiert hatte.
Selbst die Polizei nutze etwa das Motorrad eines tödlich verunglückten Rasers in ihrer Präventionsarbeit. "Ohne die Zustimmung der Angehörigen würden wir es nie zeigen."
Sohn von Todesopfer: "Illegale Autorennen sind gang und gäbe"
Als das Museum mit der entsprechenden Anfrage auf ihn zukam, war er positiv überrascht, sagt Michael Warshitskys Sohn Maximilian. Für ihn ist das Fahrzeug nicht nur eine schreckliche Erinnerung, sondern auch ein Symbol für ein größeres Phänomen. "Illegale Autorennen sind gang und gäbe." Maximilian Warshitsky hofft, dass die Ausstellung wachrüttelt.
Im Verkehrszentrum wird klar, wie vielschichtig das Thema ist. Wie kommen Menschen überhaupt dazu, gegen jede Vernunft mit halsbrecherischem Tempo über die Straßen zu rasen? Handelt es sich um ein modernes Phänomen? Diese Fragen werden unter anderem beleuchtet.
Filme wie "Fast and Furious" vermittelte fragwürdige Ideale
Dabei zeigt sich, dass schnelles Fahren schon in Zeiten tief in der Gesellschaft verankert waren, in denen noch nicht Filme wie "Fast and Furious" riskante Idole vermittelten. "Leitlinien wie Geschwindigkeit sind uralt", sagt Steinbeck.
Zu sehen ist das an einem alten, in schwarz-weiß gezeichneten Werbeplakat für Reifen, das mit zu hohem Tempo kokettiert: Abgebildet ist ein Polizist, der eine Strafe für ein vorbeirasendes Auto notiert. "Natürlich wieder zu schnell gefahren mit Excelsior Pneumatic", liest man.
Deutsches Museum: Ausstellung lässt Kinder Rennen simulieren
Der Stellenwert des Autos lässt sich auch an Spielzeugen sehen: In der Ausstellung steht ein kleines Modell eines Mercedes AMG, in dem schon Kinder Rennen simulieren können. Für Ältere gibt es dann Computerspiele, die den Rausch der Geschwindigkeit demonstrieren.
Aber nicht nur die Wurzeln des Problems, sondern auch mögliche Lösungsansätze werden präsentiert: Zum Beispiel gebe es straßenbauliche Maßnahmen, die ein Stechen zwischen zwei Autos erschweren. In einigen Städten, so Steinbeck, habe man bereits zweispurige Strecken zurückgebaut.
Fahrassistenzsysteme bringen mehr Sicherheit auf die Straßen
Während es Geschwindigkeitskontrollen schon lange gibt, kann moderne Technik neue Möglichkeiten bieten. Fahrassistenzsysteme können etwa die Geschwindigkeit im Fahrzeug automatisch so beschränken, dass man nur noch das erlaubte Tempo fahren kann. Für Steinbeck ist das sehr vielversprechend: "Vielleicht stehen Schüler mal vor dem Wrack und wundern sich, dass man früher so schnell fahren konnte, wie man wollte."
Die Sonderausstellung "Wahnsinn - Illegale Autorennen" ist ab 26. Mai in Halle III des Verkehrszentrums des Deutschen Museums zu sehen.
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