Desinteresse? Glyptothek München greift Stadt München an
München – "Es ist doch traurig, dass so eine Kulturmetropole wie München eines ihrer Highlights so ignoriert"
Florian Knauß, der Leiter der Glyptothek und Antikensammlung, ärgert sich. Konzerte, Sportevents, Kunstaktionen: Der Königsplatz ist ein beliebter Veranstaltungsort. Doch nur selten werden die Museen als direkte Anlieger im Vorhinein gefragt oder benachrichtigt. Noch seltener werden die Bedenken der Museen am Königsplatz von der Stadtverwaltung ernst genommen. Findet Knauß.
"Allgemein haben wir Verständnis, und wollen Veranstaltungen am Königsplatz möglich machen", erklärt Knauß. "Aber bei so einem lauten Rockkonzert geht die Erschütterung an den Gebäuden nicht einfach so vorüber." Auch, dass nach den Konzerten der Platz manchmal noch verschmutzt ist und unangenehm nach Urin riecht, wissen nicht nur der Museumsleiter, sondern auch die Studenten der Musikhochschule, die den Platz fast täglich überqueren.
Renovierung der Glyptothek: Ein Blick auf die Museums-Baustelle
Königsplatz-Event: Ignoriert die Stadt Bedenken der Museen?
Zwar würde das Rockfestival Rockavaria für 2019 kürzlich erst abgesagt (AZ berichtete). Knauß aber findet, dass man grundsätzlich an das Problem ran müsse. Am ärgerlichsten findet Knauß nämlich nicht den Müll, sondern die Schäden an Objekten, die vor dem Museum stehen. So wurde zum Beispiel eine moderne Laokoon-Statue bei einer Veranstaltung massiv durch einen Gabelstapler beschädigt. Doch weder Veranstalter noch Stadt wollen zuständig sein – die Ermittlung der Staatsanwaltschaft dauert noch an.
Wenn die Stadt eine Veranstaltung am Königsplatz plant, informiert sie manchmal die Museen – wenn diese Bedenken äußern, wird dies laut Knauß aber kaum beachtet. Da gäbe es ein "übergeordnetes Gemeinwohl". Rockkonzert übertrumpft also Museum.
Allgemein würde sich Knauß mehr Wertschätzung und Rücksicht von der Stadtverwaltung wünschen.
Glyptothek-Leiter: Ausstellungen erfahren wenig Wertschätzung
Die Museen am Königsplatz sind beide zwar staatlich, doch zu Ausstellungseröffnungen oder Events der Museen kommen kaum Vertreter des Freistaates oder der Stadt. Bei anderen Museen, mit deren Direktoren Knauß ein gutes Verhältnis hat, sei das anders. Erklären kann sich das der Museumsleiter kaum. "Vielleicht sehen manche Vertreter die Glyptothek und Antikensammlung kritisch und als feudal und imperial – ein Zeugnis der vergangenen Monarchie."
Mit der Glyptothek wollte König Ludwig I. eigentlich das Gegenteil bewirken. Der Eintritt war kostenlos. Münchner Bürger sollten sich unabhängig von Rang und Geld an den Kunstwerken erfreuen können. "Es wäre doch schön, wenn das Verhältnis zu Stadt und Staat heute nicht oft so eine Einbahnstraße wäre", bedauert Knauß.
Auch Christian Krimpmann (CSU), der Vorsitzende des Bezirksausschusses Maxvorstadt, versteht Knauß. Obwohl er betont, dass man auch die Stadt verstehen müsse, hat er manchmal den Eindruck, dass die Verantwortlichen "den Ruf überhören".
Johannes Mayer, Sprecher des Kreisverwaltungsreferats, das von Stadt-Seite für die Veranstaltungen verantwortlich ist, sagt, man sei sich der "Verantwortung bewusst", aber: "Der Königsplatz ist in der Innenstadt einer der wenigen Plätze, an denen Großveranstaltungen und Konzerte stattfinden können", so Mayer.
Die Probleme der Museen würden aber immer angehört und respektiert. So würde die Stadt auch in Zukunft "für Gespräche mit den Museen über die Nutzungsaspekte des Königsplatzes jederzeit zur Verfügung stehen", sagt Mayer.
In zwei Jahren eröffnet die Glyptothek wieder, vielleicht wäre dies ja Anlass für die Stadt, die Beziehung mit ihrem ältesten Museum wieder zu verbessern. Gesprächsbedarf scheint es auf jeden Fall eine Menge zu geben.
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