Am Königsplatz: Münchner Künstler lässt 3.000 Kunstblumen pflanzen
München - Düstere und klotzige Denkmäler sind passé – als Erinnerung an Krieg, Entsetzen, Flucht und millionenfachen Tod. Fließende und poetische Installationskunst spricht Menschen heute weit wirkungsvoller an – das ist die Erfahrung vieler Kreativer, auch die des Münchner Aktionskünstlers Walter Kuhn.
Bei der Open-Air-Vernissage mit dem Münchner Aktionskünstler Walter Kuhnam 11. November um 11 Uhr am Königsplatz wird sich ein Meer aus 3.000 roten Mohnblumen im Wind wiegen. Kuhns hauchzarte Blumen aus Kunstseide sind hüfthoch. Sie zittern und taumeln wirkungsvoll bei jedem Luftstoß auf 30 Zentimeter langen Stengeln.

Das Programm am 11. November am Königsplatz
Ab 11 Uhr ist am Königsplatz vor den Propyläen die öffizielle Eröffnung der Installation "Never Again - Mohnblumen auf dem Königsplatz" von Walter Kuhn geplant. Anlass der Kunstaktion ist der 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs. Es sprechen der Künstler sowie Christian Krimpmann, Vorsitzender des Bezirksausschusses der Maxvorstadt sowie Tatjana Lukina, Präsidentin des Russischen Kulturzentrums MIR, Martin Hinrichs von der Internationalen Kampagne zur atomaren Abrüstung und Friedensnobelpreisträger 2017, sowie Ernst Grube, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau.
Singen wird der Syrische Friedenschor und der Gewerkschaftschor "Quergesang". In einem Container an der Glyptothek werden zudem Videoaufnahmen mit Lesungen von Schülern der städtischen Anita-Augspurg-Berufsoberschule und Texte und Dokumente über den Ersten Weltkrieg präsentiert. Die Kunstaktion wird begleitet von Konzerten und Lesungen. "Never Again" steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dieter Reiter und ist Teil der stadtweiten Veranstaltungsreihe "1918/2018. Was ist Demokratie?"
Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkrieges
Vor 100 Jahren, am 11. November 1918, haben an der Westfront die Feindseligkeiten des Ersten Weltkriegs geendet. Der Krieg hat 17 Millionen Tote hinterlassen, Soldaten wie Zivilisten. In England weiß jedes Kind wofür "Poppies" stehen, die zarten, roten Klatschmohnblüten. "Auf aufgewühlter Erde gedeihen Mohnblumen. Sie blühten auf den Schlachtfeldern, darum sind sie Symbol für das Meer aus Blut, vergossen im Ersten Weltkrieg", sagt Künstler Walter Kuhn.
München als "Hauptstadt der Bewegung"
Der 71-jährige Münchner verweist auf das berühmte Gedicht eines kanadischen Offiziers von 1915 für seinen gefallenen Freund: "In Flander’s fields the poppies blow ...", heißt die erste Zeile. In Belgien, England und Frankreich gilt Mohn seitdem als Gedenkblume für Kriegsopfer.
"Mein Anliegen ist, mit einer spektakulären Installation zum Frieden aufzufordern, damit nicht vergessen wird, welche Schrecken Krieg bedeutet, auch heute in Syrien und Afghanistan", erklärt Kuhn. München als "Hauptstadt der Bewegung", als wichtige Stadt für die Rüstungsproduktion und Schauplatz der Sicherheitskonferenz hält der Aktionskünstler für prädestiniert für seine Kunstaktion. Den Königsplatz sowieso: "Dort, wo Hitlers Soldaten paradierten, werden große Mohnblumen deren Platz einnehmen", freut sich der Künstler.
Ab 11. November bis 2. Dezember präsentiert er an einem schwarzen Container am Königplatz Texte von Kurt Tucholsky, Erich-Maria Remarque und Bert Brecht, gelesen von Münchner Schülern in Dauerschleife auf Video.
Über 3.000 Mohnblumen sollten für die Open-Air-Vernissage sturmfest im Erdreich verankert werden. Dazu wird für jede ein 45 Zentimeter tiefes Loch gebohrt. Gemeinsam mit freiwilligen Helfern hat der Münchner Aktionskünstler Walter Kuhn am Donnerstag mit dem Aufstellen der hüfthohen Blumen aus Kunstseide begonnen.
Mehr Info zur Installation "Never Again" im Internet unter: www.niemalswieder.com
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