Der Zeichner vom Aloisius ist jetzt (auch) im Himmel

Walter Reiner, der dem "Münchner im Himmel" ein Gesicht gab, ist am Montag im Alter von 91 in Miesbach gestorben. Sein Engel Aloisius ist bayerisches Kulturgut.
Von Lukas Schauer |
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Walter Reiner starb am Montag im Alter von 91 Jahren. Rechts seine Frau Traudl.
AZ-Archiv Walter Reiner starb am Montag im Alter von 91 Jahren. Rechts seine Frau Traudl.

München - Der Engel Aloisius sitzt ja eigentlich immer noch an der Schänke im Hofbräuhaus. Doch vielleicht hat er sich am Montag aufgemacht, seinen Schöpfer oben auf seiner Wolke zu ehren und ihm auf seiner Harfe ein Willkommens-Hosianna zu spielen: Walter Reiner, der zusammen mit seiner Frau Traudl den Zeichentrickfilm und damit die bis heute bekannte Figur des Engels erschuf, ist am Montag im Alter von 91 Jahren in Miesbach gestorben.

Der Ha-lä-lä-lä-lu-u-hu-hia - schimpfende Engel Aloisius ist Kulturgut

Die Geschichte vom fluchenden und "Luhja"-brummelnden Münchner Dienstmann Nr. 172, 1911 vom bayerischen Schriftsteller Ludwig Thoma erdacht, ist eine der meist rezitierten Kurzgeschichten der bayerischen Volksliteratur. Allgemein bekannt und berühmt wurde das Stück, als der Münchner Schauspieler Adolf Gondrell (1902-1954) Aloisius seine Stimme lieh.

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Walter Reiner lieferte dann 1962 das passende Bild dazu: Ein kleiner, vollschlanker Engel mit dicken Fingern, Knollennase und Schnauzer, der grimmig dreinblickend auf seiner Wolke sitzt und lustlos die ihm angedeihte Harfe zupft. Dienstkleidung: weißes Nachthemd und rote Dienstmannmütze. So kennt und schätzt ihn bis heute jeder.

So kennt man den "Münchner im Himmel". Walter Reiner zeichnete die Figur zusammen mit seiner Frau 1962. Foto: AZ-Archiv

Aloisius schaffte es bis ins Fernsehen und die Politik.

Der BR zeigt Reiners Zeichentrickfilm lange Zeit regelmäßig im Fernsehen, 1999 verbannte man den Dienstmann aber aus dem Programm. Es gab große Proteste, der Sender hatte seine göttliche Eingebung (auf die die bayerische Staatsregierung im Übrigen bis heute wartet) und holte den Engel zurück. Seitdem hat er seinen festen Platz in der Wiesn-Berichterstattung, im Hofbräuzelt schwebt er ja eh über den Köpfen der Bierseeligen.

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Rechtsstreitigkeiten gab es um die Figur im OB-Wahlkampf 1993. Der damalige CSU-Kandidat Peter Gauweiler warb mit Aloisius für sich. Zu Unrecht, Reiner ging juristisch gegen die CSU-Werber vor - am Ende gewann Christian Ude (SPD) die Wahl.

2008 dann erneute Aufregung, der Zeichner Thomas Resch erfand einen neuen, "moderneren" Aloisius. "Wie ein komisches Manschgerl aus der Unterwelt" sehe der aus, sagte Traudl Reiner damals der AZ.

Bis zuletzt illustrierte das Ehepaar Kinderbücher.

Der gebürtige Münchner lebte und arbeitete in seinem Haus in Fischbachau am Schliersee. Bis zuletzt zeichneten er und seine Frau dort Comics und Tiergeschichten oder illustrierten Kinderbücher, ihr letztes Werk erschien 2013. Am Montag nun ist Walter Reiner im Altersheim in Miesbach gestorben.

Er hinterlässt seine Frau Traudl. Und natürlich "seinen" Engel Aloisius.

Und wer weiß, vielleicht sitzen zukünfig ja beide, Walter und Aloisius, nach der Sperrstunde gemeinsam Arm in Arm an der Schänke im Hofbräuhaus.

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