Datenpanne bei München-Inzidenz? Was am Samstag schief ging
München - Es ist ein Wert, an dem sich derzeit das öffentliche Leben orientiert: die Sieben-Tage-Inzidenz. Doch immer wieder kommt es zu Verwirrungen um den Wert, der die Anzahl der Neuinfektionen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner angibt. So kommt es vor, dass das Bayerische Landesamt für Gesundheit (LGL) einen anderen Wert ausweist als das Robert Koch-Institut (RKI). Erst an diesem Samstag war das der Fall.
Datenpanne bei Corona-Zahlen: Übertragung zwischen RKI und LGL hakt
Doch wie kann es dazu kommen? Der Meldeweg für eine Neuinfektion sieht folgendermaßen aus: Ärzte oder andere Personen, die verpflichtet sind, Corona-Fälle zu melden (zum Beispiel Leiter von Pflegeheimen oder Schulen) oder Labore, melden bestätigte Fälle an das Münchner Gesundheitsamt. Dieses meldet die Fälle dann an das LGL weiter, das wiederum die Fälle ans RKI übermittelt – elektronisch wohlgemerkt, nicht per Fax. "Der Meldeweg ist schon seit 2001 elektronisch", sagt RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher zur AZ.
Bei dieser Übertragung zwischen LGL und RKI hakt es jedoch immer wieder einmal. "Eine Abweichung ist nicht zu vermeiden", sagt Sprecherin Glasmacher. Zum einen unterscheiden sich die betrachteten Zeiträume. Das RKI verwendet den Datenstand von jeweils 0 Uhr. Das LGL hingegen hat die Stichzeit 8 Uhr morgens. Veröffentlicht werden die Zahlen des LGL immer am Nachmittag gegen 14 Uhr.
Die Unterschiede können aber auch technische Gründe haben. Zum Beispiel wenn Server streiken. "Es ist zwar grundsätzlich nicht gänzlich auszuschließen, dass eine korrekte Übertragung der Daten aus technischen Gründen verhindert wird", sagt ein Sprecher der LGL auf AZ-Anfrage. Gibt es ein derartiges Problem, füge das LGL einen entsprechenden Hinweis auf seiner Webseite ein.
Robert Koch-Institut: 270 Fälle wurden nachgemeldet
Das RKI sortiert Meldungen immer für den jeweiligen Tag ein, an dem sie beim Gesundheitsamt erfasst worden sind. Wird also ein Fall am gestrigen Montag beim Gesundheitsamt erfasst, landet er auch beim RKI bei den Zahlen für den 12. April – im Falle einer Übertragungspanne aber vielleicht nicht schon am Folgetag, sondern erst ein, zwei Tage darauf.
Auf dem Covid-19-Dashboard des RKI, das täglich eine Übersicht über die Fälle in Deutschland gibt, sind diese sogenannten Nachmeldungen in orange hervorgehoben. So wurden für Freitag, 9. April, zunächst nur 184 Fälle aus München ans RKI übermittelt, per Nachmeldung kamen dann später weitere 120 Fälle hinzu. Am Samstag, 10. April, wurden zunächst gar keine Zahlen ans RKI übermittelt, erst am Montag wurden 270 Fälle nachgemeldet.
Großer Unterschied am Samstag München-Inzidenz
Das führt jedoch dazu, dass das RKI in seiner Berechnung der Sieben-Tage-Inzidenz diese zunächst unterschätzt – weil es zum Beispiel für Samstag zunächst mit null neuen Fällen gerechnet hat. Das LGL wiederum rechnet seine Inzidenz auch mit den Zahlen, die es an einem Tag noch nicht zum RKI geschafft haben. Und die waren Samstag erheblich – daher auch der große Unterschied in der Inzidenz (94,4/116,4).
Was war also am Samstag schief gelaufen? Laut LGL gab es am Wochenende kein Datenübermittlungsproblem. "In dem konkreten angesprochenen Fall wurden alle tagesaktuellen Daten, die bis zum vorgeschriebenen Übermittlungszeitpunkt am Nachmittag des 10. April beim LGL eingegangen waren, wie gewöhnlich an das RKI übermittelt", so ein LGL-Sprecher.
War die Stadt bei der Übertragung zu langsam?
Daten, die die örtlichen Gesundheitsämter später an das LGL nachsenden, werden erst am darauffolgenden Tag an das RKI übersendet. "So erfolgte im vorliegenden Fall die Übermittlung der von der Landeshauptstadt nachgemeldeten Fallzahlen durch das LGL an das RKI am folgenden Sonntagmorgen." Sprich: Das Münchner Gesundheitsamt hat die Daten laut LGL nicht schnell genug übermittelt, damit sie noch am selben Tag zum RKI weitergereicht werden können.