Kinder und Jugendliche in München bekommen im Rathaus mehr Gehör

Nürnberg, Stuttgart oder Berlin haben Jugendbüros schon länger: Nun gibt es auch in München eine Anlaufstelle für junge Bürger. Kinder und Jugendliche können direkt im Rathaus über ihre Wünsche und Probleme sprechen und bekommen Hilfe.
Eva von Steinburg
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Maria Deingruber ist Mitarbeiterin der dritten Bürgermeisterin. Eine ihrer Aufgaben ist es, sich im Kinder- und Jugendrathaus mit dem Anliegen der jüngeren Münchnerinnen und Münchner auseinanderzusetzen.
Maria Deingruber ist Mitarbeiterin der dritten Bürgermeisterin. Eine ihrer Aufgaben ist es, sich im Kinder- und Jugendrathaus mit dem Anliegen der jüngeren Münchnerinnen und Münchner auseinanderzusetzen. © LH München

München - Kinder und Jugendliche wissen, was sie wollen - und sie wissen, was ihnen stinkt, das merken auch Stadtpolitiker. Zwei knallrote und bequeme Sitzsäcke laden ab sofort die Jugend der Stadt zum Gespräch ein - im neuen Kinder- und Jugendrathaus am Marienhof. Junge Menschen aus München - bis 21 Jahre - können hereinkommen "mit allem, was ihnen unter den Nägeln brennt", sagt Maria Deingruber, Mitarbeiterin von Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD).

Häufig sind Themen, wie: "An unserer Schule sind die Toiletten defekt. Oder: Bei mir um die Ecke müsste eine Kreuzung sicherer werden. Und: Bei uns am Spielplatz fehlt die Tischtennisplatte", erzählt die 39-jährige Sozialwissenschaftlerin.

Rote Sitzsäcke auf der Rückseite des Münchner Rathauses. Die Räume für das Kinderrathaus umfassen 30 Quadratmeter.
Rote Sitzsäcke auf der Rückseite des Münchner Rathauses. Die Räume für das Kinderrathaus umfassen 30 Quadratmeter. © abz

Maria Deingruber ist die Ansprechpartnerin für die Münchner Jugend im Kinder- und Jugendrathaus. In Nürnberg, Stuttgart, Köln oder Berlin gibt es bereits solche Jugendbüros. Deingruber kann viele kleine Dinge bewegen: "Eine Schülerin hat kein Geld für die Klassenfahrt? Ich schalte das Sozialreferat ein. Ein Rollstuhlfahrer wünscht sich ein inklusives Spielgerät? Ich kümmere mich darum." Frau Deingruber nimmt grundsätzlich jeden Bedarf auf.

Kinder- und Jugendliche in München: Neue Anlaufstelle für Probleme und Anregungen

In einer großen Kommune wie München gibt es viele Zuständigkeiten. "Ich finde Sachen heraus, ich frage nach", sagt Deingruber. Sie hat zum Beispiel kürzlich erwirkt, dass die Jugendfreizeitstätte Tatz längere Öffnungszeiten bekommen soll, bis 21 oder 22 Uhr. "So etwas ist nicht immer machbar. Dafür braucht das Freizeitheim natürlich auch mehr Personal."

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Sie zeigt ihr Gesicht und geht vor Ort - an die Eduard-Spranger-Mittelschule in Milbertshofen oder ins St.-Anna-Gymnasium im Lehel. "Der persönliche Kontakt ist wichtig", findet Deingruber: "Aha, das ist die, zu der wir bei der Stadt mit unseren Wünschen kommen können", soll bei den Münchner Schülern ankommen.

Montags macht sie oft Führungen durch das Rathaus: 60 Schüler, zwei Klassen stehen dann vor der Tür, die etwa von Bürgermeisterin Dietl wissen wollen: Was machen Sie denn den ganzen Tag? "Verena Dietl liegt das Kinderrathaus sehr am Herzen. Sie selbst hat zwei Jungs im Alter von vier und neun Jahren", sagt die Rathaus-Mitarbeiterin.

Jugendrathaus in München: Ein Mittel gegen Politikverdrossenheit

Die grün-rote Stadtregierung wolle mit dem neuen Kinderrathaus "den Traum von sozialer Gerechtigkeit weiter verwirklichen, die Coronafolgen für die Münchner Jugend abfedern und Politik greifbar und attraktiv machen", das sei der Hintergrund: "Natürlich möchten wir so etwas gegen Politikverdrossenheit tun!"

Was viele Münchner übrigens nicht wissen: Ihr Rathaus steht tagsüber offen. "Wer am Marienplatz ist, kann es betreten", wirbt die Verantwortliche für das Jugendrathaus. Bislang spazieren vor allem Touristen durch die erhabenen Gänge, doch jeder Bürger darf hinein - um auf der Besuchertribüne vom kleinen und vom großen Sitzungssaal den Debatten zu folgen.

Wenn Viertklässler den Bayernbalkon über dem Marienplatz besuchen, haben sie Probleme, über die üppigen Geranien zu schauen. Umso mehr schwärmten sie von der Juristischen Bibliothek im Rathaus: "Aus dunklem Holz mit Goldeinlassungen. Wie bei Harry Potter!"

Kinder haben Rechte, darunter das Recht auf Beteiligung: "Eure Wünsche sind wichtig! Für mich ist es eine Ehre, für Euch da zu sein", meint Maria Deingruber. Alle, die ihr schreiben, hören verlässlich von ihr. "Ich gebe auch Rückmeldung, wenn etwas nicht klappt", sagt sie.

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Und verspricht: "Es geht immer um die Sache. Traut euch!" Die Türe zum 30 Quadratmeter großen Jugendrathaus am Marienhof ist donnerstags auf - von 15 bis 17 Uhr für die offene Sprechstunde. Ab April soll der Raum täglich geöffnet sein. Typische Kommunikations-Kanäle sind sonst inzwischen Instagram und Tiktok, ab April gibt es einen Whatsapp-Kontakt.

Das Kinder- und Jugendrathaus ist zusätzlich so erreichbar: Telefon 089-2377 92555, E-Mail: kinderrathaus@muenchen.de, jugendrathaus@muenchen.de

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