Isar-Geheimtipp: Das Alpine Museum in München ist fertig

Nach drei Jahren Umbauzeit ist das historische Gebäude auf der Praterinsel in München frisch renoviert. Hell ist es – und sicher ein künftiger Geheimtipp für ein Getränk an der Isar.
Hüseyin Ince
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Der Regensburger Architekt Michael Feil entwickelte die Ideen für den komplexen Umbau des Alpinen Museums. Während der Arbeiten wurde diese historische, blumenverzierte grüne Decke im zweiten Obergeschoss wiederentdeckt. Auch die Kronleuchter sind historisch.
Der Regensburger Architekt Michael Feil entwickelte die Ideen für den komplexen Umbau des Alpinen Museums. Während der Arbeiten wurde diese historische, blumenverzierte grüne Decke im zweiten Obergeschoss wiederentdeckt. Auch die Kronleuchter sind historisch. © abz

München  – Am kommenden Sonntag, den 10. März, hat eine insgesamt zehnjährige Episode ihr vorläufiges Ende. So lang dauerte es nämlich, von der ersten Idee bis zum endgültigen Ist-Zustand samt öffentlicher Eröffnungsfeier des Alpinen Museums (Sonntag 11. Uhr). Eine Zäsur. Die historische Bedeutung ist groß. Seit 1886 gibt es das Gebäude, eröffnet als Restaurant, Café und Münchner Biergarten. Es hat eine bewegte Geschichte hinter sich.

DAV-Vizepräsidentin Melanie Grimm begrüßt die Gäste des Rundgangs am Donnerstagvormittag am völlig neuen Westeingang.
DAV-Vizepräsidentin Melanie Grimm begrüßt die Gäste des Rundgangs am Donnerstagvormittag am völlig neuen Westeingang. © abz

Seit 1908 sitzt hier der Deutsche Alpenverein. Allein das ist schon ein großer Wandel gewesen, vom ursprünglichen Café Isarlust aus gesehen. Die enorme Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und kleinteilige, verschachtelte Umbauten danach machten aus dem Alpinen Museum einen augenscheinlichen Irrgarten mit Halbgeschossen. "Ein Gewirr mit kleinteiligen Flächen", sagt Melanie Grimm, Vizepräsidentin des Deutschen Alpenvereins, der inzwischen etwa 1,5 Millionen Mitglieder hat.

Der Regensburger Architekt Michael Feil hat federführend für sein gleichnamiges Büro den Umbau gestaltet und radikal vereinfacht, um möglichst viel vom Urzustand des Hauses wiederherzustellen. Die ursprüngliche Großzügigkeit sei völlig verloren gewesen, sagt Feil über das Haus, das einst sogar eine zwiebelförmige Glashaube in der Mitte hatte.

Früher Radldurchfahrt, jetzt Haupteingang des Alpinen Museums mit digitaler Infostele und Echtholz-Sitzbank am Isarkanal.
Früher Radldurchfahrt, jetzt Haupteingang des Alpinen Museums mit digitaler Infostele und Echtholz-Sitzbank am Isarkanal. © Hüseyin Ince

Für Berliner Verhältnisse Wahnsinn, sagte Claudia Roth in München

Umbau während Corona und steigende Baukosten durch den russischen Angriffskrieg: Eine Zeit lang wurde wild spekuliert, ob die ursprünglich veranschlagte Summe von 10,5 Millionen Euro eingehalten werden kann. "Wir sind nur knapp über das Budget hinausgeraten und sind im Zeitplan geblieben", sagte Feil bei einem Presserundgang durch das neue alte Haus am Donnerstagvormittag.

Auch die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) – gebürtige Unterallgäuerin – wusste das bei einer Besichtigung im Sommer 2023 zu schätzen. Als Hauptstadt-Politikerin ergriff sie damals die humoristische Gelegenheit und sorgte für einen großen Lacher: "Für Berliner Verhältnisse ist das Wahnsinn", sagte sie. Nicht zu vergessen: Der Bund steuerte einen Großteil der Umbausumme bei.

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Ein Kaltgetränk an der leise rauschenden Isar – eine schöne Phantasie

Hell ist es hier geworden, nachdem Feil das Gebäude zur Stadt hin aufgeschnitten hat. Viel Echtholz, Licht und Naturstein sorgen schon beim neuen Eingang für ein Gefühl, willkommen zu sein. Der Eintritt ist nach Jahrzehnten auf der Westseite, nicht mehr versteckt auf der Ostseite zur Isar. "Sichtbarkeit und Offenheit für alle, auch für Nicht-Mitglieder, das war uns sehr wichtig", sagte Grimm.

Man habe sich im Vorfeld vor allem Gedanken gemacht, wie ein modernes Museum unbedingt aussehen sollte. Auch der Ausgang zur Isar wird offen sein, sobald die Terrasse ab Sommer in Betrieb gehen kann. Noch ist sie abgesperrt. Kenner des Hauses in der Nachbarschaft können es offenbar kaum abwarten, bis sie hier bei leise rauschendem Isarwasser und einem Getränk in der Hand das Leben genießen können.

Beste Laune: Die Leiterin des Alpinen Museums, Friederike Kaiser, zeigt Teile der Dauerausstellung.
Beste Laune: Die Leiterin des Alpinen Museums, Friederike Kaiser, zeigt Teile der Dauerausstellung. © abz

Im Erdgeschoss befindet sich nun im Nordflügel eine interaktive Dauerausstellung mit fünf alpinen Kernthemen (Abenteuer, Körper, Leistung, Natur, Gemeinschaft), in der Mitte des Gebäudes: der große Empfang mit Infostand sowie Getränke- und Snackverkauf und im Südflügel sind Leselounge und Bibliothek.

Die Leselounge dient auch als Café, zusätzlich zur Terrasse. Hier sieht man die historischen Säulen, die einst in den 60er Jahren lieblos seitlich gestutzt und rechteckig eingerahmt wurden. Architekt Feil legte sie selbstverständlich frei, als er bei den Umbauten darauf stieß. "Das ist das historische Erbe des Gebäudes. So etwas muss sichtbar sein", sagt der Architekt, über die Säulen, an denen sogar noch die Weltkriegsschäden zu erkennen sind.

Die freigelegten Säulen im Lesecafé. Auch sie waren eine Überraschung. An ihnen sind Weltkriegsschäden zu sehen.
Die freigelegten Säulen im Lesecafé. Auch sie waren eine Überraschung. An ihnen sind Weltkriegsschäden zu sehen. © abz

Alpines Museum in München: Mindestens drei große Überraschungen beim Umbau

Für Friedrike Kaiser, Leiterin des Alpinen Museums, war es eine von drei großen Überraschungen. "Ich hätte am liebsten auch die historische erste Treppe aus Rotmarmor erhalten, die wir zur Isarseite entdeckt haben", sagt Kaiser. Feil musste sie enttäuschen. Er hat die Treppe nun passend zum Gesamtkonzept so überbaut, dass man sie jederzeit freilegen könnte.

Berg- und Naturgefühl: Am Treppenaufgang des Alpinen Museums hat der Architekt den Naturkieselstein so belassen.
Berg- und Naturgefühl: Am Treppenaufgang des Alpinen Museums hat der Architekt den Naturkieselstein so belassen. © abz

Einig war man sich jedoch bei einer dritten großen Überraschung: die grüne, blumenverzierte Decke des gelungenen, ballsaalartigen Veranstaltungsraumes im zweiten Obergeschoss. Sie wurde restauriert und sogar in gleicher Farbe erweitert, wie auch ein dritter historischer Kronleuchter originalgetreu nachgebaut wurde.

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  • ich bins am 08.03.2024 03:37 Uhr / Bewertung:

    Endlich mal ein gelungenes Projekt, das auch zeitlich und finanziell im Rahmen geblieben ist.
    Geht doch!

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