CSU: Die Münchner Stadtrats-Urgesteine werden ausrangiert

Interner Kampf um Stadtrats-Listenplätze für die Kommunalwahl 2020: Die Jungen booten noch mehr Altgediente CSU-Stadträte aus.
von  Irene Kleber
Marian Offman, Walter Zöller und Richard Quaas.
Marian Offman, Walter Zöller und Richard Quaas. © Sigi Müller, AZ-Archiv, Quaas

München - In der Bogenhauser CSU bricht offener Streit aus. Nach der Ausbootung von CSU-Stadtrat Marian Offman (71), den sein Heimatkreisverband 3 (Bogenhausen) am Dienstag nicht mehr als Kandidat für die CSU-Stadtratsliste zur Kommunalwahl 2020 vorgeschlagen hat, gibt es nun erste Rücktritte – aus Protest.

Mit "sofortiger Wirkung" hat bereits Venanz Schubert, Offmans Vize im CSU-Ortsverband Bogenhausen-Ost, sein Amt hingeworfen. "Die intrigante Art", mit der Offman "in einem abgekarteten Spiel" ausgebootet worden sei, offenbare einen "so miserablen Zustand der Partei", dass er die CSU nicht weiter vertreten wolle, formuliert Schubert in einem Schreiben an den CSU-Bezirksverband, das der AZ vorliegt.

Offman abgesägt: Brannekämper (CSU) wird "Kalkül" vorgeworfen

Heftige Attacken von der CSU-Basis richten sich vor allem gegen den CSU-Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper, Chef des Bogenhauser Kreisverbands. Er hatte 60 Delegierte, die üblicherweise gemeinsam über die Bogenhauser Vorschlagsliste für den Stadtrat entscheiden (und die für Freitag bereits eine Einladung hatten), kurzerhand wieder ausgeladen. Und die Entscheidung über den Rauswurf Offmans bereits am Dienstag im kleinen Vorstandskreis fällen lassen.

Die Mitglieder bringt das massiv auf. In einer internen Mail, die der AZ ebenfalls vorliegt, ist von "Hauruckverfahren" und "Kalkül" die Rede. Kreisvize Peter Reinhardt wirft Brannekämper darin offen vor, "Mehrheitsbeschaffung" betrieben zu haben. Das sei "in kleinem Kreis schließlich leichter als in großer Runde".

Und es droht noch mehr Ärger in der Partei. Nach Marian Offman müssen zwei weitere Stadtrats-Urgesteine ihre Posten räumen, weil die Jungen sie vorab gezielt ausbooten: der Kulturpolitiker Richard Quaas (68) und Planungsexperte Walter Zöller (79).

CSU: Richard Quaas und Walter Zöller ebenfalls keine Kandidaten

Kommenden Mittwoch kommen im Kreisverband 1 (München-Mitte), dem Heimatverband von Quaas, 80 Delegierte zusammen, um ihre Listen-Kandidaten festzulegen. Schon jetzt ist klar: Die Mehrheiten sind beschafft. Gegen Quaas – wie Offman einer, der dem liberalen Flügel der CSU angehört und der sich in der Flüchtlingsarbeit engagiert.

Der Kreisverband Mitte wird stattdessen seinen Kreischef, Stadtrat Hans Theiss, für die Stadtratsliste empfehlen. Auf Platz 2 gehen mindestens vier Bewerber ins Rennen: die örtlichen CSUler Armin Gastl, Simon Herzog, Michael Laub und Rudi Cermak – gegen sie hat Quaas keine Chance. Dass es so kommen wird, hat man Quaas schon wissen lassen. "Darum trete ich nicht mehr an", sagt er zur AZ. "Wenn sowas im Hintergrund läuft, tu ich mir kein Schaulaufen mehr an."

Genauso wird es Walter Zöller, der seit 47 Jahren Stadtrat ist, in seinem Kreisverband 7 (München-Nord) ergehen, Er sei nicht weiter vorgesehen, hat man ihm zutragen lassen. "Nach 60 Jahren in der CSU finde ich das stillos", sagt er zu AZ.

Münchner Kommunalwahl 2020: Verjüngung und Rechtsruck der CSU

Das Hauen und Stechen um die Listenplätze in den insgesamt neun Münchner Kreisverbänden ist auch deshalb so groß, weil die CSU für die Kommunalwahl im März 2020 mit einem schwachen Wahlergebnis – und noch bestenfalls 18 Sitzen im Stadtrat – rechnet (2014 waren es noch 24 Sitze gewesen).

Wer am Ende die vorderen, aussichtsreichen Plätze bekommt, entscheidet am 16. Oktober die Aufstellungsversammlung der Münchner CSU. Ein Funktionär zur AZ: "Ich gehe davon aus, dass es in der künftigen CSU-Fraktion eine starke Verjüngung, aber auch einen deutlichen Rechtsruck geben wird."

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