Circus Krone: Internet-Betrug mit Zirkus-Tickets auf Viagogo
München - "Für drei Karten habe ich insgesamt 220 Euro bezahlt und habe jetzt nicht einmal einen Sitzplatz", sagt Dr. Peter Cohn, Hausarzt aus München.
Mit seiner Familie wollte der Mediziner eine Veranstaltung des Circus Krone besuchen und kaufte hierfür Tickets im Wert von jeweils 43,50 Euro auf der Website viagogo.de. Welche Kategorie Cohn gebucht hat, ist beim Kauf nicht ersichtlich. Ebenso wenig wie die anfallenden Zusatzkosten. Das böse Erwachen dann beim Erhalt der Karten: Auf die überteuerten Einzeltickets kommen Servicegebühren von rund 90 Euro hinzu und das alles für Stehplätze direkt unterm Dach. Verständlicherweise ist Cohn erbost, ein Originalticket in dieser Kategorie, würde nur 19 Euro kosten.
Viagogo arbeitet mit versteckten Tricks
Beim Circus Krone ist die Firma Viagogo bereits bekannt. Über alle öffentlichen Kanäle warnt der Zirkus vor der Ticketbörse und wirbt dafür, ausschließlich bei den offiziellen Vorverkaufsstellen zu kaufen. Wie Andreas Kielbassa, Pressesprecher des Circus Krone, der AZ berichtete, geht der Circus seit einiger Zeit auch gerichtlich gegen den Ticket-Verkauf von Viagogo vor. "Aber wir kämpfen gegen Windmühlen", so Kielbassa. Das Schweizer Unternehmen ist nur schwierig juristisch zu belangen.
Aber wo genau liegen die Gefahren bei Viagogo? Tatjana Halm, Leiterin des Rechtsreferats der bayerischen Verbraucherzentrale klärt auf: "Anders als erwartet, verkauft Viagogo keine Originaltickets, sondern vermittelt bereits gekaufte Karten Dritter", so Halm: "Der Weiterverkauf von Eintrittskarten ist zwar nicht verboten, doch der Zweck der Plattform muss für den Verbraucher erkennbar sein."
Mit dieser Gegebenheit geht ein komplexes Bündel an Risiken einher: Zunächst liegen die Ticketpreise auf Viagogo in den meisten Fällen weit über dem Originalpreis. Hinzu kommen Zusatzkosten für Vermittlungsgebühren und Umsatzsteuern, die beim Kauf zunächst nicht ersichtlich sind. Zum sofortigen Kauf regt die sogenannte "pressure-selling"-Strategie ("Verkauf durch Druck") an: "Auf den Käufer wird ein erheblicher Zeitdruck aufgebaut, der diesen davon abhält, weiter nach anderen Alternativen zu suchen", erklärt Halm. Zum Beispiel wird dem interessierten Käufer angezeigt, Tickets für die gewünschte Veranstaltung seien fast ausverkauft.
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Landgericht: Klage gegen Viagogo eingereicht
Den Erhalt der Tickets sichert Viagogo zwar ab, schränkt in seinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen die Garantie jedoch immens ein. So kann es passieren, dass man Karten für ein anderes Datum, einen anderen Rang erhält. Im schlechtesten Fall sind die Tickets ungültig und der Eintritt bleibt verwehrt. Möchte sich der Kunde beschweren, ist es nahezu unmöglich mit der Firma Kontakt aufzunehmen. Auch die AZ hat um Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten, eine Antwort blieb aus.
"Für unsere Circus-Gäste tut uns das richtig leid. Das ist in keinem Fall im Sinne der Künstler", versichert Kielbassa. Er rät den Geschädigten, sich direkt beim Verbraucherschutz zu melden. Die bayerische Verbraucherzentrale hat deshalb im Frühjahr 2018 eine Klage gegen Viagogo vor dem Landgericht eingereicht. Ein Ergebnis liegt bisher noch nicht vor. Im März, so Halm, gehe man aber in die mündliche Verhandlung. Bis dahin empfiehlt die Rechtsanwältin dem Verbraucher, sich an die offiziellen Vorverkaufsstellen zu halten. Andernfalls gilt: "Auf einer solchen Börse geht man ein erhebliches Risiko ein und bleibt im Zweifelsfall auf den Kosten sitzen."
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