100 Jahre Circus Krone: Der große AZ-Rückblick
München - Es ist ein besonderer Bau, der in diesen Tagen 100 Jahre alt wird. Irgendwie steht er im Niemandsland zwischen Hackerbrücke und Nymphenburger Straße. Der Circus Krone. Und doch liegt er mitten in der Stadt. Das kann man auf dem Stadtplan sehen. Und: Man kann es spüren, wenn man mit jungen, mittelalten und alten Münchnern über ihre Erinnerungen spricht, wie sie hier als Kind spannende Stunden erlebten – und sie, in vielen Fällen, heute mit ihren Kindern oder Enkeln schöne Stunden haben.
Dabei ist der Circus Krone gar kein gebürtiger Münchner – und wäre beinahe ein Frankfurter geworden! Gegründet 1905 als Zeltzirkus in Bremen (!), verhandelte Direktor Carl Krone 1918 unter anderem in Frankfurt am Main um ein Grundstück, einigte sich aber schließlich mit der Münchner Stadtverwaltung auf den Standort am Marsfeld. Die Firma Holzbau errichtete den 4.000-Zuschauer-Holzbau, der ab 1919 jeden Winter bespielt wurde – in den Sommermonaten ging Krone, wie bis heute üblich, auf Tournee.
Zerstörung des Baus im zweiten Weltkrieg
1935 heiratete Frieda Krone, die einzige Tochter des "Cirkuskönigs" Krone den bekannten Raubtierdompteur Carl Sembach in der evangelischen Matthäuskirche an der Sonnen-/Herzogspitalstraße. "Halb München stand Spalier", heißt es dazu noch heute stolz in der offiziellen Krone-Chronik.
Krone unterhielt die Münchner auch in den Jahren des Dritten Reichs, doch Ende 1944 wurde der Krone-Bau durch alliierte Bomber zerstört. Tiere und Menschen kamen nicht zu Schaden: Sie waren im Sommer nach Weßling gebracht worden. Schon im Sommer 1945 wurde der neue Krone-Holzbau – jetzt mit 3.000 Plätzen – errichtet. An Weihnachten wurde schon wieder das neue Programm gespielt.
1962 konnte der dritte Krone-Bau eröffnet werden, fünf Jahre später wurde die angrenzende Straße auf Initiative des damaligen Oberbürgermeisters Hans-Jochen Vogel in Zirkus-Krone-Straße umbenannt.
Lautes Gekreische beim Konzert der Beatles im Circus Krone
Dabei unterhielt der Circus nie "nur" die begeisterten Zuschauer in seinem Bau mit Artisten und Tieren – sondern auch die halbe Fernsehnation mit der Wohltätigkeitsveranstaltung "Stars in der Manege" von AZ und Bayerischem Rundfunk, die von 1959 bis 2009 ausgestrahlt wurde. Und, natürlich, auch viele Tausend Konzertbesucher.
Zum Beispiel beim unvergesslichen Gastspiel der Beatles 1966. Wer dabei war, vergisst es nie. 2016, zum 50-jährigen Jubiläum, erzählte ein Ohrenzeuge der AZ, das Gekreische der weiblichen Fans sei so laut gewesen, sowas habe er nie wieder erlebt. Natürlich waren auch die Stones da – sie kamen 2003 sogar noch mal zurück.
Die Beatles in München: "In der Umkleide versteckt"
Und viele, viele weltbekannte Artisten und Raubtier-Dompteure. Dass der Circus an Tier-Nummern festhält, hat ihm bei aller Transparenz bis heute immer wieder scharfe Kritik eingebracht. Geschadet hat es seinem Erfolg nicht. Am Ersten Weihnachtsfeiertag beginnt wie jedes Jahr das neue Programm unter der achtzehn Meter hohen Circuskuppel.
Das Jubiläumsprogramm des Circus Krone
Zur Jubiläumssaison gibt es wieder drei verschiedene internationale Programme im monatlichen Wechsel. Das erste läuft ab dem Zweiten Weihnachtsfeiertag bis zum 31. Januar. 35 Artisten, Tierlehrer und Clowns aus neun Nationen laden zu "einer Gala der großen Bilder und der großen Gefühle", wie Krone verspricht. Es gibt täglich Nachmittags- und Abendvorstellungen. Tickets ab 17 Euro unter Tel.: 089/ 545 800.