Charlotte Knobloch demonstriert gegen München-Konzert von Roger Waters: "Antisemitischer Brandstifter"

Am Sonntagabend hat das umstrittene Konzert von Roger Waters in München stattgefunden. Charlotte Knobloch nahm direkt vor der Olympiahalle an einer Demonstration gegen den Künstler teil.
AZ/dpa |
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Charlotte Knobloch hat sich klar gegen das Konzert von Roger Waters in München ausgesprochen.
Charlotte Knobloch hat sich klar gegen das Konzert von Roger Waters in München ausgesprochen. © Angelika Warmuth/dpa

München - Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat sich entsetzt über das Konzert des umstrittenen Pink-Floyd-Mitbegründers Roger Waters in München gezeigt – und schärfere Gesetze gefordert, die solche Auftritte künftig verhindern sollen.

Konzert in München: Charlotte Knobloch nennt Roger Waters "antisemitischen Brandstifter"

"Die Hetze gegen Juden hat ganz offenbar einen Platz in diesem Land. Dieser Platz ist heute die Olympiahalle", sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern am Sonntagabend bei einer Demonstration des Bündnisses "München ist bunt!" am Eingang der Halle unmittelbar vor dem Auftritt des Musikers. Knobloch nannte Waters, der Judenhass-Vorwürfe stets bestritten hat, einen "antisemitischen Brandstifter".

Charlotte Knobloch (M), frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, bei der Demo gegen den Musiker Roger Waters. Knobloch hat sich entsetzt von dem Konzert des umstrittenen Pink-Floyd-Mitbegründers Roger Waters in München gezeigt.
Charlotte Knobloch (M), frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, bei der Demo gegen den Musiker Roger Waters. Knobloch hat sich entsetzt von dem Konzert des umstrittenen Pink-Floyd-Mitbegründers Roger Waters in München gezeigt. © Britta Schultejans/dpa

Roger Waters betont, kein Antisemit zu sein

Ein Gericht in Frankfurt, wo ein Auftritt von Waters ebenfalls für große Diskussionen gesorgt hatte, habe ihm bestätigt, kein Antisemit zu sein, betont Waters dagegen in der Halle direkt zu Beginn des Konzerts über einen Einspieler. "Exzellent." Er freue sich schon sehr auf das Konzert dort. Später betont er, der zeitweise in langem, schwarzen Ledermantel und roter Armbinde auf der Bühne stand und dabei immer wieder eine pazifistische Haltung betonte, er sei auf einer Liebesmission unterwegs – nicht auf einer des Hasses, auch wenn einige anderes behaupteten.

Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters ist im Rahmen seiner Deutschland-Tour "This Is Not A Drill" in der Olympiahalle in München aufgetreten.
Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters ist im Rahmen seiner Deutschland-Tour "This Is Not A Drill" in der Olympiahalle in München aufgetreten. © Angelika Warmuth/dpa

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Knobloch sagte auf der Demonstration, sie sei frustriert darüber, dass es nicht möglich gewesen sei, das Konzert zu verbieten. "Wenn die Gesetze dieses Recht nicht abbilden, dann müssen sie geändert werden." Sie lieferte sich auch ein kurzes, aber lautes Wortgefecht mit einem Waters-Fan, der während ihrer Rede immer wieder "Roger Waters" skandierte. "Hör auf, geh rein, hör ihn an, wenn Du ihn so liebst", entgegnete Knobloch. Sie betonte: "Judenhass ist keine Meinung, Hass auf Israel ist keine Meinung."

Stadt München wollte Konzert von Roger Waters verbieten

Die Stadt München hatte Möglichkeiten erwogen, das Konzert des 79-Jährigen zu verbieten. Es sei aber aus rechtlichen Gründen nicht möglich, den Vertrag mit dem Konzertveranstalter außerordentlich zu kündigen, hieß es in einem Stadtratsbeschluss dazu.

Waters wird unter anderem für seine Nähe zur BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) kritisiert, die zum Boykott des Staates Israel und seiner Güter wegen der Palästina-Politik aufruft. Bei Konzerten ließ er Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen. Bei seinen bisherigen Deutschland-Konzerten gab es das Schwein noch immer – aber ohne den Davidstern.

Auch Äußerungen zum Krieg in der Ukraine sorgten für Aufsehen. Waters behauptete etwa, dass Russlands Präsident Wladimir Putin damit den Faschismus in dem Land bekämpfen wolle und dass die USA ein Hauptaggressor sei. Vor der Olympiahalle wehten am Sonntagabend Regenbogen-, Israel- und Ukraine-Flaggen, der Olympiaturm wurde in bunten Farbe angestrahlt.

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25 Kommentare
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  • Nico-Frank am 24.05.2023 12:41 Uhr / Bewertung:

    Wer in unserem Land das Recht auf freie Meinungsäußerung oder die Kunstfreiheit beschränken will, steht meiner Meinung nach, nicht mit beiden Beinen auf dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und verfolgt verfassungswidrige Bestrebungen. Das gilt auch für die Israelverteidiger, die zu diesem Zweck die freie Meinungsäußerung und/oder die Kunstfreiheit beschränken wollen. Wem das in unserem schönen Deutschland nicht passt, kann ja gerne nach Israel zurück kehren. Und bitte nicht mehr kommen.
    Ich war am Sonntag im Konzert von Roger Water. Für diese total feindlich gesinnte Stimmung für die d Israel-Lobby gesorgt hat, habe ich kein Verständnis und es passt zur Münchner Gastfreundlichkeit nicht.
    2015 habe ich selbst in Rosenheim mitgeholfen Flüchtlinge zu versorgen und war mit der Institution München ist Bunt e.V. sehr glücklich. Das München ist Bund e.V. bei der Hetze gegen den Künstler und Friedensaktivisten Roger Water mit an vorderster Front ist, löst nur Kopfschütteln aus.

  • Durchblicker am 22.05.2023 17:30 Uhr / Bewertung:

    Es ist schlichtweg das gute Recht von Roger Waters, wie jedes anderen Menschen auch, die israelische Besatzungs- und Siedlungspolitik zu kritisieren und auch zum Boykott von Waren aufzurufen. Was hat das mit Antisemitismus zu tun? Meinungsfreiheit gilt für alle. Abgesehen davon, so viele Demonstranten scheinen nun auch wieder nicht dagewesen zu sein!

  • Rosinerl am 22.05.2023 18:52 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Durchblicker

    Der Fotograf hat sich aber sichtlich Mühe gegeben, das durch eine geeignete Kameraperspektive zu korrigieren.

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