Brunner-Schläger frei: Sein kaputtes Leben

Zigaretten mit zehn, Alkohol mit elf, Kokain im Alter von 13 Jahren: Sebastian L. ist einer der Schläger, die für den Tod von Dominik Brunner verantwortlich sind. Jetzt ist er frei. Sein verpfuschtes Leben.
az/dpa |
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Sebastian L. ist wieder auf freiem Fuß. Er und ein weiterer Täter hatten im September 2009 auf den Geschäftsmann Dominik Brunner eingeschlagen, nachdem dieser Jugendliche schützen wollte. Er starb an den Folgen der Schläge.
dpa Sebastian L. ist wieder auf freiem Fuß. Er und ein weiterer Täter hatten im September 2009 auf den Geschäftsmann Dominik Brunner eingeschlagen, nachdem dieser Jugendliche schützen wollte. Er starb an den Folgen der Schläge.

München - Sebastian L. ist wieder auf freiem Fuß. Der heute 22-jährige Mann hatte am 12. September 2009 gemeinsam mit dem 23-jährigen Haupttäter an der S-Bahn-Station München-Solln auf den Geschäftsmann Dominik Brunner immer wieder eingeprügelt, der sich schützend vor vier Schüler gestellt hatte. Er hatte sich eingemischt, als die Jugendlichen von den Schülern Geld verlangten und sie bedrohten. Brunner starb nach der Attacke. Sebastian L. ist am 7. Juli wegen guter Führung vorzeitig entlassen worden, sagte die Direktorin des Amtsgerichts Neuburg an der Donau, Dorothea Deneke-Stoll

Lesen Sie hier: Fall Dominik Brunner: Erster Täter wieder auf freiem Fuß

"Er hatte über zwei Drittel seiner Haft verbüßt, und es lag eine günstige Prognose vor." Der Rest der Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt, ein Bewährungshelfer in München zu seiner Betreuung eingesetzt. Der junge Mann war im Jahr 2010 wegen Körperverletzung mit Todesfolge vom Landgericht München zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt worden.

Alles zum Fall Dominik Brunner

Schläger-Junge Sebastian L.: So verpfuscht ist sein Leben

Im August 2010 war das kaputte Leben des Angeklagten Sebastian L. Thema im Gerichts-Verfahren zum Fall Dominik Brunner. Die AZ hatte damals darüber berichtet. Der Polizei war der junge Mann zum Tatzeitpunkt bereits aktenkundig wegen drei Diebstahldelikten und einem Drogendelikt. Sein Vater war Trinker, mit 11,12 Jahren fängt er an, jüngeren Kindern Geld abzunehmen. Auch der Kontakt zu Drogen setzt früh ein. Mit zehn Jahren habe er angefangen, Zigaretten zu rauchen, mit elf Jahren seien Alkohol und Marihuana dazugekommen. Im Alter von 13 oder 14 Jahren habe er erstmals Kokain probiert. Mit 16 Jahren habe er Kokain regelmäßig, meist am Wochenende, konsumiert.

Lesen Sie hier: Ehrenamtliche Pflege für das Brunner-Mahnmal

Seine Jugend verbrachte L., nachdem seine Mutter zum Pflegefall geworden und sein Vater gestorben war, in verschiedenen Heimen. Dort wollte er Maler lernen. Nachdem er wiederholt ausgerissen war, wollte ihn das Heim nicht mehr aufnehmen.

Der 18-Jährige zeigte sich reuig und sagte damals vor Gericht: „Es tut mir wahnsinnig leid, es hätte nicht passieren sollen. Aber ich kann es nicht rückgängig machen.“ Sebastian L. lebte in einem easycontact-Haus von Condrobs. Auch ein Jugendpsychiater hatte sich vor Gericht über den jungen Mann geäußert. Er beschreibt ihn als kleinen, blassen Jugendlichen, der intellektuell unter der Norm ist und schulische Schwierigkeiten hat. Er hat eine ausgeprägte depressive Störung, auch sein Selbstbewusstsein ist sehr schwach. Sein Vater ist gestorben, die Erinnerung daran quält ihn. Denn Sebastian saß einige Zeit mit dem toten Vater im Zimmer und sah fern - bevor er begriff, dass der Vater tot war. Daran erinnert er sich oft und macht sich deshalb Vorwürfe.

Jetzt ist Sebastian L. wieder auf freiem Fuß. Nach "Bild"-Informationen hätte der junge Mann das Gefängnis eigentlich schon früher verlassen können. Allerdings habe er seine Lehre noch beenden wollen. "Eine Ausbildung stand im Raum", sagte die Direktorin des Amtsgerichts. Er soll eine Maler- und Lackiererlehre gemacht haben.

Lesen Sie hier: Fall Brunner: Sebastian L. - Eine Jugend im Heim

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