Blitzlicht-Gewitter: Chaos in München!

Montagmorgen: Heftige Gewitter ziehen mit Blitz und Donner über München hinweg. Im Dach des Hofgartentors bricht Feuer aus. Hunderte Ampeln in der Stadt geben den Geist auf. Chaos auf den Straßen. S-Bahn, U-Bahn und Tram ohne Strom.
München - Es beginnt um 5 Uhr morgens mit einem Paukenschlag. Donner und Blitze schrecken die Münchner aus dem Schlaf. Unaufhörlich prasselt Starkregen aus dunklen Unwetterwolken.
Blitzeinschläge in der Innenstadt - Feuer am Hofgartentor
Gleich mehrere Blitze schlagen im Hofgartentor am Odeonsplatz ein. Die Energie saust durchs Dach, brennt Löcher durchs Mauerwerk und trifft schließlich die beiden Engel über der Durchfahrt. Ein Dachbalken fängt Feuer. Grauer Rauch steigt auf. Minuten später löscht die Feuerwehr den Brand. Über dem gesamten Stadtgebiet tobt eine gewaltige Gewitterfront. Bis zu 25 Liter Regen pro Quadratmeter fallen laut Deutschem Wetterdienst in München innerhalb kürzester Zeit. Keller laufen voll, Straßen stehen unter Wasser, Unterführungen werden geflutet.
Regen, Blitz und Donner - Chaos auf Münchens Straßen
An der Ifflandstraße am Englischen Garten unterschätzt ein Autofahrer die Wassertiefe. Der Motor säuft ab. Die Feuerwehr zieht Auto samt Besitzer aus den Fluten. Das Unwetter lässt reihenweise Alarmanlagen und Feuermelder losgehen. Insgesamt rücken Berufs- und Freiwillige Feuerwehr rund 70 Mal aus. 250 Mann sind stundenlang in der ganzen Stadt im Einsatz. Blitz und Donner wechseln sich im Sekundentakt ab.
„Morgens um 5 Uhr ging bei mir in der Küche plötzlich das Licht an“, berichtet eine Münchnerin aus der Beethovenstraße. Ein paar Kilometer weiter am Alten Nordfriedhof ein ähnliches Phänomen. „Bei mir plärrt einfach so die Stereoanlage im Wohnzimmer los“, erzählt ein AZ-Leser. Immer mehr Blitze schlagen im gesamten Stadtgebiet ein. Die Luft knistert vor Elektrizität. Überspannung lässt elektrische Sicherungen und Leitungen durchschmoren. Hunderte Ampeln fallen aus.
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50 Ampeln fallen aus - Polizei und Feuerwehr im Dauereinsatz
320 Störmeldungen laufen in der Verkehrszentrale in der Schragenhofstraße auf. Rund 50 Ampelanlagen quittieren komplett den Dienst. Rund 50 weitere arbeiteten nicht mehr störungsfrei. Notfallteams der Stadt müssen jeden einzelnen Standort anfahren. „Die Techniker haben Bauteile und Sicherungen ausgetauscht“, sagt Dagmar Rümenapf, Sprecherin im Baureferat. Im einsetzenden Berufsverkehr wird das Chaos auf den Straßen von Minute zu Minute größer. Polizisten versuchen an 15 besonders neuralgischen Kreuzungen der Stadt den Verkehr per Handzeichen zu regeln. Betroffen sind Maximiliansplatz, Isartor, Schwanthaler-, Landwehr-, Augusten-, Schleißheimer, Ludwig-, Einstein- und Candidstraße, Siemens- und Alte Allee.
Unwetter legt Verkehrsmittel lahm - Verspätungen und Ausfälle
Blitzschläge legen auch die Stromversorgung einiger Tram- und U-Bahnlinien lahm. Natürlich bleibt die S-Bahn nicht verschont. Im Stellwerk in Haar schlägt ein Blitz ein. Ein Relais brennt durch, die Verbindung zum Stellwerk Trudering ist unterbrochen. Auch bei der S2 nach Erding legt ein Blitz das Stellwerk lahm. Züge haben bis zu 20 Minuten Verspätung, oder fallen ganz aus. Das gesamte S-Bahn-Netz ist betroffen. Viele Pendler bleiben buchstäblich im Regen stehen. Bei Pullach fällt an einem Bahnübergang die Technik aus. Die Lokführer der S-Bahnen müssen auf Sicht fahren.
Abreisende Gäste des G7-Gipfels in Elmau vorübergehend Teile des Mittleren Rings, damit die Limousinen sicher durch die Stadt kommen.
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Unfälle, Verletzte und ein Toter
Bei einem Unfall im Sturm werden ein Mensch getötet und zwei weitere schwer verletzt. Auf der B 28 bei Senden (Kreis Neu-Ulm) verliert eine 51-Jährige die Kontrolle über ihr Auto und rast in eine Böschung. Als Zeugen helfen wollen, rast ein weiteres Auto in die Unfallstelle. Ein Helfer stirbt, zwei weitere werden schwer verletzt. Bei Glonn (Kreis Ebersberg) rammt ein Auto auf verschlammter Fahrbahn einen Schulbus. Vier Kinder und zwei Erwachsene werden zum Teil schwer verletzt.