Bis zu sechs Prozent! MVV wird deutlich teurer
München – Weil eine eher kleine Erhöhung nichts gebracht hat, soll jetzt eine richtig große her: Die Preise im Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) werden zum Ende des Jahres hin stark steigen – von etwa sechs Prozent ist die Rede.
Das wäre doppelt so viel wie im letzten Jahr, als der MVV die Preise um 2,9 Prozent erhöhte. Langt doch, möchte man meinen. Tut es aber nicht, sagen die Verantwortlichen der MVV. Man habe in etwa so viel Geld in der Kasse wie im Vorjahr. Die Tariferhöhung aus dem letzten Jahr sei „regelrecht verpufft“, wird MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag von der „SZ“ zitiert.
Gleich viel Geld reiche aber nicht für aktuelle Investitionen, heißt es vom MVV. Denn Lohnsteigerungen für das Personal, die Umlage für das Erneuerbare-Energien-Gesetz sowie Ausgaben für neue Fahrzeuge würden den MVV teuer kommen. Und obwohl sich die Verbunds-Oberen über konkrete Zahlen noch ausschweigen, ist klar: Fünf bis sechs Prozent dürften es schon sein, um spürbare Mehreinnahmen zu haben.
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Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste hält das für zu viel: „Wir können uns höchstens eine Zwei vor dem Komma vorstellen – und das ist schon sehr üppig“. Nagel kritisiert, dass trotz massiv steigender Preise das Angebot nicht entsprechend ausgeweitet wird. Die regelmäßige Erhöhung der Fahrpreise im MVV bezeichnet er als „geheimnisvolles Ritual“. Unklar sei, ob nun Zeitkartenfahrer stärker belastet werden oder Gelegenheitsfahrer mehr zahlen müssen. Letzteren könne der öffentliche Nahverkehr dann zu teuer werden, vermutet Nagel.
Weniger Gelegenheitsfahrer sind wohl auch der Grund für sinkende Einnahmen beim MVV – und zwar junge Gelegenheitsfahrer: Seit das Semesterticket für Studierende an den Münchner Hochschulen gilt, würden die Verkäufe beim Single-Tagesticket stetig zurückgehen, heißt es vom MVV. Man habe diesen Effekt unterschätzt, sagte MVG-Chef Herbert König der „SZ“.
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Und auch bei den Wochen- und Monatskarten verdient der Verbund weniger, seit die Tickets flexibel gültig sind – also etwa von einem Dienstag an eine Woche lang und nicht wie früher immer fix für eine Kalenderwoche.
Demgegenüber stehen steigende Ausgaben: Zum Beispiel für die Taktverdichtungen auf einigen U-Bahn-Linien oder den Ausbau der Netze sowie für zusätzliche Werkstätten. Herbert König von der MVG sagt, dass die Verkehrsbetriebe dringend genügend Geld einnehmen müssen, weil sonst nicht investiert werden könne.
Über die geplante Erhöhung dürfte aber noch gestritten werden. Schließlich sind viele Gemienmitglieder in der MVV-Spitze Politiker: die Landräte der Mitglieds-Kreise und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Sie sind allesamt erst seit wenigen Monaten im Amt und dürften kaum Interesse haben, sich gleich einmal mit einer saftigen Fahrpreiserhöhung unbeliebt zu machen.