Bilder: Großes Ramadama auf der Tram-Stammstrecke
München - Die Autos rauschen wie jeden Tag in und um die Sonnenstraße, in der Hitze flirrt die Luft über der Blechlawine. Und doch ist am Stachus derzeit einiges anders – ein sonst so bekanntes Geräusch fehlt. Das Rattern der Trambahnen, die sich hier normalerweise im Minuten-Takt an der Tram-Stammstrecke begegnen.
Seit gut sechs Wochen saniert die MVG die Gleise zwischen Sendlinger Tor und Stachus. Vier Weichen und drei Gleiskreuzungen müssen neben den 850 Metern normalen Gleisen altersbedingt ausgetauscht werden.
"Larifari ist hier nichts"
"Das Material stammt teilweise noch von vor 25 Jahren, die neueren Teile sind 2006 eingebaut worden", sagt Bauleiter Marco Maurer, mit dem sich die AZ auf der Baustelle getroffen hat. "Bei der hohen Frequenz an Trambahnen, die täglich über die Gleise fahren, ist so ein Eingriff irgendwann unumgänglich." Vor allem die Belastung auf Kreuzungen und Weichen ist enorm, so Maurer, "die halten baubedingt einfach weniger aus als ein gerades Gleisteil". Und so eine Weiche muss an einem normalen Arbeitstag bis zu 1.500 Trambahnen "ertragen".
Zusammen mit zwei Kollegen des Bauleiters geht es dann hinein in die Baustelle – oder besser gesagt hinunter. "Wir stehen hier direkt auf der Decke des Stachus-Untergeschosses", erläutert Maurer, alle Schichten darüber sind seit Mitte Juni abgetragen. Direkt über der freigelegten Betondecke liegt jede Menge Schotter, darüber Abdichtungen und dann der Straßenasphalt.
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Zwei Jahre haben MVG und Stadt die Sanierung geplant, unzählige Auflagen mussten beachtet werden. Besonders das Umweltreferat und das KVR sind eingebunden. Böse Überraschungen? "Gab es bisher nicht – und wird es hoffentlich auch nicht geben", sagt Maurer. Doch nur eine falsche Baggerschaufelbewegung würde ausreichen, und im Untergrund geht das Licht aus oder die Ampeln fallen aus: "Larifari ist hier nichts."
Auf der Baustelle selber ist es trotz des Verkehrs außenrum erstaunlich ruhig, fast wie auf einer Insel. Drei Arbeiter sind gerade damit beschäftigt, eine sogenannte Sauberkeitsschicht zu betonieren. Sie stehen knietief in der grauen, flüssigen Masse. Insgesamt 20 Mann arbeiten werktags ab 7 Uhr, jeder Schritt ist durchgeplant. Noch bis Ende Juli werden die Bodenarbeiten verrichtet, immer in Etappen. Ist die eine Richtung fertig, fängt man hinten in die andere wieder an.
"Wir sind voll im Zeitplan"
Im August kommt dann das eigentlich schwierigste Unterfangen: Die neuen Gleise werden ausgerichtet. "Das hat allerdings wenig mit Modelleisenbahnbau zu tun", sagt Maurer und lacht, "da geht es um Zehntelmillimeter". Auch das Wetter muss mitspielen: Ist es zu heiß, weiten sich die Schienen zu stark aus.
Die bisherige Streckenführung wird nicht verändert, ebenso wenig die Haltestelle am Stachus. Lediglich neue Sprechanlagen und Zielanzeiger soll es geben.
"Wir sind voll im Zeitplan", erläutert Maurer auf Nachfrage, "bis zum Schulbeginn sind wir fertig." Was die Fahrgäste freut, wird für Autofahrer noch mal anstrengend: Während der Ausrichtung der Gleise wird ab Mitte August die Sonnenstraße in Richtung Sendlinger Tor gesperrt. Komplett!
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Auch für die MVG ist die Baustelle eine Herausforderung. Durch die geänderte Linienführung bei acht von 13 Linien mussten sämtliche Dienstpläne angepasst, neue Umsteige- und Wendepunkte für die Fahrer gefunden werden. "Das ist auch für uns mit viel Planung verbunden gewesen", sagt MVG-Sprecher Matthias Korte. "Aber wir haben jedes Jahr im Sommer Baustellen, das ist nichts Neues." Die Verlängerung der Tram in Steinhausen, die Sanierung der U3 ab August – an Projekten mangelt es nicht.
"Wir versuchen aber immer, die Einschränkungen so gut es geht zu minimieren", versichert Korte. Die sind im Sommer nicht ganz so hoch, denn da sind Ferien. Doch der 12. September als Ende der Bauarbeiten ist fix. Fünf Tage später beginnt die Wiesn. Und spätestens dann muss alles fahren.