Beschluss vom Stadtrat: Verkehrsberuhigte Sommerstraßen kommen
München - Neue Tische vorm Italiener, vorm Mexikaner, vor der Kneipe am Eck. In vielen Straßen sind neue Freischankflächen entstanden, wo eigentlich Parkplätze sind. 1.600 neue Gastplätze anstelle von 299 Stellplätzen, meldet das KVR, und seit Dienstag dürfen alle Gastronomen sich ausbreiten, etwa auch jene Eiscafés, die bisher nicht profitierten. Die meisten Münchner freut's, weil trotz des Regens der letzten Tage ein urbanes Sommergefühl entsteht.
Stadtrat stimmt für Sommerstraßen
Und es kommt noch besser: Weil viele Münchner coronabedingt die Sommerferien in der Stadt verbringen werden (und Platz brauchen, um Abstand halten zu können), hat die Stadtratsvollversammlung am Mittwoch für den Vorschlag der grün-roten Rathauskoalition gestimmt, in jedem Stadtviertel temporär verkehrsberuhigte Sommerstraßen einzurichten.
Schon letzten Sommer gab es Pilotversuche wie am Alpenplatz in Obergiesing, der acht Wochen eine saisonale Fußgängerzone war. Oder an der Schwanthalerstraße, wo acht Parkplätze zu Sitzgelegenheiten mit Blumen wurden.

Große Chancen haben in diesem Sommer vier Projekte, zu denen es früher schon Ideen gab: Die Südliche Auffahrtsallee in Nymphenburg könnte im Bereich Grünwaldpark eine Spielstraße werden. Dass dafür 55 Parkplätze zeitweise wegfallen würden, sieht das Planungsreferat als "verträglich" an. Die Westenrieder- zwischen Frauenstraße und Radlsteg (elf Parkplätze), auf der morgens und abends viel Lieferverkehr stattfindet, könnte temporär verkehrsberuhigte Zone werden (mit Zufahrtsmöglichkeiten für Anwohner, Hotelgäste und Laden-Lieferanten).
Am Zenettiplatz sind schon beim Pilotprojekt letzten Sommer acht Parkplätze zu Freiflächen mit Hochbeeten und Bücherschrank geworden, das ließe sich heuer leicht wiederholen. Ob auch an der Ehrengutstraße, die eine Fahrradstraße ist, der Verkehr noch mehr beruhigt werden kann, muss noch debattiert werden. Jedenfalls, so heißt es in der Vorlage, ist denkbar, dass die jeweiligen Umnutzungen auch über die Sommerferien hinaus verlängert werden könnten.
Verkehrsberuhigte Zone, Spielstraße oder temporäre Fußgängerzone
Auf die Schnelle werde es nicht in allen 25 Stadtbezirken möglich sein, zwei Sommerstraßen zu schaffen, heißt es in der Vorlage aus dem Planungsreferat. Es schlägt deshalb zehn bis 15 verkehrsberuhigte Bereiche vor. Welche genau, das sollen die Bezirksausschüsse vorschlagen, die am besten einschätzen können, was die Bewohner vor Ort sich wünschen – und wo sie etwa auf Parkplätze verzichten können. Auch wie eine Sommerstraße konkret aussehen soll, soll einzeln entschieden werden.
Möglich sind drei Varianten: Eine verkehrsberuhigte Zone (dort wären Autos zwar zugelassen, aber nur im Schritttempo, Fußgänger haben Vorrang). Oder eine "echte" Spielstraße (mit Fahrverbot für Autos und Fahrräder, wobei es Zeiten geben kann, in denen Anwohner oder Handwerker einfahren dürfen). Dritte Variante: eine temporäre Fußgängerzone, in die Anwohner und Gewerbeleute nur mit Ausnahmegenehmigung fahren dürfen. Weil es dafür mehr Vorlauf brauche, seien verkehrsberuhigte Zonen und Spielstraßen empfehlenswerter.
Die CSU-Fraktion hatte bereits im Vorfeld Zustimmung signalisiert. "Wir unterstützen die Sommerstraßen", sagt Fraktionschef Manuel Pretzl auf AZ-Anfrage, kritisiert aber, dass das Thema im Zusammenhang mit Corona diskutiert wird. "Wir sollten Sommerstraßen unabhängig von Corona einrichten."
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