Beschlossen: Die Schanigärten gibt's jetzt jedes Jahr in München
München - Die Schanigärten, die Freischankflächen, die Wirte während der Corona-Pandemie auf Parkplätzen aufbauen durften, können bleiben – und zwar für immer, jedes Jahr von April bis Oktober. Das beschloss am Dienstag der Stadtrat.
Schanigärten verändern das Gesicht der Stadt
"München wird damit tatsächlich zur nördlichsten Stadt Italiens", sagte der SPD-Stadtrat Andreas Schuster. "Mehr Platz für Menschen statt für Autos", jubelte Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne).
Schon im vergangenen Sommer durften Wirte Tische und Stühle in Parkbuchten stellen. Damals war das Ziel des Stadtrats, die Gastronomie zu unterstützen, die während der Corona-Beschränkungen große Einbußen erlitten hatte.
Und gleichzeitig veränderte sich das Gesicht der Stadt – laut Gudrun Lux von den Grünen zum Besseren: "Wo vorher viel Raum am Straßenrand zum schnöden Abstellen von Autos verschwendet wurde, war Begegnung möglich."
Evelyne Menges: Abwägung fiel zugunsten der Gastronomie aus
Insgesamt entstanden im vergangenen Jahr auf 1.149 Parkplätzen zirka 5.300 zusätzliche Gastplätze in Gastronomien. Oder anders ausgedrückt: Dort, wo früher ein Auto parkte, trinken heute etwa fünf Leute ihr Feierabendbier.
Doch, dass aus ihrem Parkplatz ein kleiner Biergarten wurde, fanden nicht alle toll. Bei der Stadt gingen 144 Beschwerden ein, bei denen sich Menschen über den Entfall von Parkplätzen beklagten. Besonders in der Kaiserstraße in Schwabing oder der Türkenstraße in der Maxvorstadt störte die Menschen laut KVR, dass sie länger nach einem Parkplatz suchen mussten.
SPD-Stadtrat Schuster hält diese Kritik für verkraftbar – bei anderen Projekten sei der Widerstand größer. Selbst die CSU, die sonst oft ein Verkehrschaos befürchtet, wenn es um den Wegfall von Parkplätzen geht, stimmte für die Schanigärten.
Es sei eine Abwägung gewesen, die zugunsten der Gastronomie, des Lebensgefühls ausgegangen sei, sagte Stadträtin Evelyne Menges. Nicht mittragen wollte die CSU allerdings, dass sich die Münchner ab 2022 draußen nur noch mit einer Decke wärmen sollen. Heizstrahler sind dann auf Antrag der Grünen hin verboten.
Auch Anwohner können sich künftig mehr ausbreiten
Gebühren will die Stadt für den zusätzlichen Platz von Wirten erst nach Corona verlangen, wenn keine Abstandsregeln mehr gelten.
Auch Anwohner können sich künftig mehr ausbreiten: Die SPD forderte vor kurzem, dass sie auf Plätzen Terrassen aufbauen dürfen. Und jetzt beschloss der Stadtrat, dass sie vor der Haustüre Hochbeete aufstellen dürfen – zumindest an zehn Orten, wenn die Stadt den Antrag genehmigt.
Wann dürfen die Schanigärten aufmachen?
Noch dürfen die Münchner Gastronomen ihre Außenflächen nicht öffnen, doch das dürfte sich bald ändern: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Montag angekündigt und einen Tag später offiziell gemacht, dass Gastro-Außenflächen öffnen dürfen, sobald die Sieben-Tages-Inzidenz stabil unter 100 liegt. Noch liegt der Wert in München zwar bei 112,4, die Tendenz sinkt jedoch stark. Lange dürfte es also nicht mehr dauern, bis die ersten Schanigärten auf den Parkplätzen aufgebaut werden.
Das sagt der Chef des Autoclubs "Mobil in Deutschland"
Michael Haberland, Gründer und Präsident des Autoclubs Mobil in Deutschland, sagt zur AZ: "Schanigärten sind schön. Sie sollen zu München gehören wie die Wiesn. Aber eben auch wie die Wiesn in einem festen Zeitraum. Nämlich dann, wenn es Spaß und Sinn macht: in der Zeit der Sommerreifen, von April bis Oktober. Nicht länger. Mit diesem Kompromiss können Autofahrer leben, denke ich. Wichtig ist, dass die Schanigärten dann auch tatsächlich zurückgebaut und wieder zu Parkflächen werden. Auch wenn den Grünen in ihrem Bestreben, alle Autos für immer aus der Stadt zu verbannen, am liebsten wäre, die Schanigärten ganzjährig stehenzulassen."
