Benkos Herzstück des Signa-Konzerns nun auch insolvent: Wirbel um Prestige-Objekte wie Elbtower und KaDeWe
Das Benko-Beben geht weiter. Die wichtigsten Einheiten der Handels- und Immobiliengruppe Signa um den österreichischen Investor René Benko streben ein Insolvenzverfahren an. Wie das Unternehmen mitteilte, habe die Signa Prime Selection AG am Donnerstag ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beim Handelsgericht Wien beantragt. Die Signa Development Selection AG werde am Freitag mit diesem Schritt folgen, hieß es. "Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens."
Topimmobilien wie KaDeWe und Elbtower gehören zu Signa Prime
Zur Signa Prime gehören in Deutschland Geschäftsimmobilien in absoluten Toplagen, darunter Filetstücke wie der Elbtower in Hamburg, das KaDeWe (Kaufhaus des Westen) in Berlin und Kaufhausimmobilien der Kette Galeria Karstadt Kaufhof. Signa Prime ist für den Bau und die Vermietung der Immobilien verantwortlich. Für das Einzelhandelsgeschäft der Kaufhäuser sind andere Gesellschaften des Konzerns zuständig.

Laut Firmenwebsite besitzt Signa Prima Objekte im Wert von insgesamt 20,4 Milliarden Euro. Alleine in München gehören dem Unternehmen das sogenannte Hermann-Tietz-Haus (ehemals Hertie) am Hauptbahnhof, die Galeria-Immobilie am Rotkreuzplatz, das frühere Kaut-Bullinger-Stammhaus in der Rosenstraße und die Alte Börse am Karolinenplatz. 2013 hat die Signa-Gruppe zudem die Alte Akademie und das dazugehörige Grundstück in Erbpacht vom Freistaat Bayern gekauft. Bei allen Münchner Immobilien herrscht derzeit ein vorläufiger Baustopp, wie es damit weitergehen soll, steht derzeit in den Sternen, denn die Signa-Gruppe ist in ziemliche finanzielle Schieflage geraten.
Laut dem Jahresbericht für 2022 hatte die Signa Prime Ende des Vorjahres Verbindlichkeiten von fast 10,8 Milliarden Euro. Signa Prime schrieb im Vorjahr rund eine Milliarde Euro Verlust, nachdem der Wert der Anlageobjekte vor allem in Deutschland um etwa denselben Betrag abgewertet worden war. Trotz dieser hohen finanziellen Verluste wurde den vier Vorständen der Gesellschaft dennoch Prämien von insgesamt 19 Millionen Euro zugesprochen.
"Trotz erheblicher Bemühungen in den vergangenen Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Es gelte, langfristige Lösungen zu finden, sagte Erhard Grossnigg, Sprecher des Vorstandes der Signa Prime Selection AG, Die Qualität des Prime Portfolios sei hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen lägen, sei sehr gut.
Insolvenzanträge kommen nicht überraschend
Die Zahlungsunfähigkeit des Konzern kam alles andere als überraschend. Bereits vergangene Woche hatte Signa Development mit Hinweis auf ihre Liquiditätssituation einen Insolvenzantrag in Aussicht gestellt. Das Vorjahr beendete Signa Development mit einem Verlust von rund 316 Millionen Euro und Vorstandsprämien im Umfang von insgesamt 9 Millionen Euro. Signa Development ist auf die Entwicklung von städtebaulichen Projekten im Wohn- und Gewerbesegment spezialisiert. Die aktuelle Bilanzsumme wird auf der Webseite mit 4,6 Milliarden Euro angegeben.
Während der Benko-Konzern in der Niedrigzins-Phase stark wachsen konnte, hat er nun, wie die gesamte Immobilienbranche, mit höheren Baukosten, Energiepreisen und Zinsen zu kämpfen, zudem steht der stationäre Einzelhandel unter wirtschaftlichem Druck.
Experte geht von Ende Münchner Galeria-Filialen aus
Bereits im Oktober hatte die Online-Sportartikelsparte Insolvenz angemeldet. In den vergangenen Wochen gaben die Signa Holding sowie eine Reihe kleinerer Teil-Gesellschaften ihre Zahlungsunfähigkeit bekannt. Die Signa Retail Selection AG, mit Sitz in der Schweiz hat angekündigt, die Gesellschaft geordnet abzuwickeln. Signa Retail ist auch die Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof zugeordnet, die damit zum Verkauf stehen dürfte.
Wirtschaftswissenschaftler Gerrit Heinemann geht davon aus, dass nach dem Weihnachtsgeschäft auch die vier Münchner Filialen (Galeria am Marienplatz, am Rotkreuzplatz in Neuhausen, im Olympiaeinkaufszentrum (OEZ) und in Schwabing) von Galeria Karstadt Kaufhof geschlossen werden. "Im Weihnachtsgeschäft werden die Lichter in den Warenhäusern noch brennen - auch weil aktuell noch ausreichend Cash in die Kassen kommt. Aber spätestens Anfang nächsten Jahres, wenn die Lichter am Weihnachtsbaum ausgeblasen werden, wird auch das Licht von Galeria ausgeblasen", so Heinemann zur AZ.
- Themen:
- Karstadt
- Marienplatz
- München