Erdgas-Fahrzeuge: Frust bei der Münchner Müllabfuhr
München - Erdgas statt Diesel oder Benzin soll möglichst bald fürs Fortkommen der Münchner Müllfahrzeuge sorgen. Doch das ist nicht so einfach wie es scheint. Müllwerker, die mit dem neuen Antrieb unterwegs sind, haben sich mit einer Unterschriftenliste an die Werkleitung des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM) gewandt, denn es gibt Probleme.
"Jetzt bin ich sehr gefrustet, im Allgemeinen aber sehr zufrieden mit dem Arbeitgeber", sagt Jonas Frei (Name von der Redaktion geändert). Für den Müllfahrer, der mit seinem Team Tag für Tag die Tonnen der Münchner leert, hat sich einiges geändert. Da sind einmal die Müllsammelfahrzeuge, die zwar mit Diesel fahren, deren Lift zum Heben der Tonnen aber batteriebetriebenen ist. Bis Mittag geht dem Lift der Saft aus, die Batterie muss geladen werden.
Zehn Fahrzeuge haben einen solchen Aufbau und sind beim Schütten sehr leise. Für die Müllwerker aber heißt es - nicht nur sie, auch das Fahrzeug braucht eine Mittagspause. Dazu gibt es in der AWM-Flotte noch einen elektrisch betriebenen Abroll-Lkw, der die vollen Container der Wertstoffhöfe leert.
Erdgas-Autos vor allem in der Innenstadt
Beim Erdgas ist das anders, 28 Müllautos fahren damit, 34 weitere kommen bis Mitte 2022 dazu.
"Es ist der Beginn einer Umstellung, insgesamt hat der AWM etwa 200 Müllfahrzeuge", erklärte AWM-Sprecherin Evi Thiermann auf Anfrage der AZ. "Generell möchten wir betonen, dass der AWM mit der Umstellung auf Erdgas-betriebene Sammelfahrzeuge einen Stadtratsbeschluss umsetzt." Ziel sei es, die Fahrzeugflotte des AWM so umweltschonend wie möglich zu gestalten. Doch auch Erdgas muss nachgefüllt werden und da hakt es noch gewaltig.
In ganz München gibt es lediglich zwölf Erdgas-Tankstellen, deren Vorräte wohl schnell aufgebraucht sind. "Nach zwei Lastern ist der Tank leer, ein dritter bekommt nichts mehr", so Jonas Frei.
Nur zwölf Erdgas-Tankstellen bislang
Schon vor der Unterschriftensammlung der Müllwerker hat der AWM das erkannt und umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um die Probleme nach und nach zu beheben. Man arbeitet mit anderen städtischen Partnern, zum Beispiel den Stadtwerken München und Versorgern wie Aral eng und unter Hochdruck zusammen.
"Aktuell bemühen wir uns um Lösungen im gesamten Münchner Raum", so Thiermann. Geplant sei die Erweiterung einer SWM-Erdgas-Tankstelle und einer neuen von Aral am Georg-Brauchle-Ring. Im Münchner Süden sei eine mobile Bedarfs-Tankstelle vorgesehen, für den Osten verhandle man noch.
"Wir sind leider von der teilweise schleppenden Reaktion der Anbieter am Markt abhängig", sagt Thiermann und "ob wir weiter bei Erdgas bleiben oder auf Wasserstoff oder Mischformen umsteigen, hängt von der technischen Entwicklung und den Erfahrungen ab".
Derzeit fahren die Erdgas-Autos vor allem in stark durch Schadstoffe belasteten Bezirken der Innenstadt.
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