Banküberfall in München: Ermittler glauben ihrer einzigen Tatzeugin immer weniger

Aus der Bank am Rüttenauplatz in Obermenzing ist ein hoher fünfstelliger Bargeldbetrag verschwunden. Angeblich wurde die Genossenschaftsbank von einem Räuber am Freitagmorgen überfallen. Offenbar hatte der Täter Hilfe. Die Rolle einer Bankangestellten ist dubios.
Ralph Hub
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Polizeiabsperrung am Tatort vor der Bank.  Foto: Ince
Polizeiabsperrung am Tatort vor der Bank. Foto: Ince

München - Der Täter scheint ein magisches Talent zu haben. Er hat am Freitagmorgen gegen 8.20 Uhr die Filiale der Genossenschaftsbank am Rüttenauerplatz in Obermenzing überfallen, ohne dass ihn irgendjemand gesehen hat. Weder ist er auf den Aufnahmen der Überwachungskameras zu finden, noch hat ihn jemand bei der Flucht gesehen, obwohl in der Nachbarschaft ein Wochenmarkt stattfand, auf dem jede Menge Leute waren. Die einzige Zeugin, die den Räuber gesehen haben will, ist eine 22 Jahre alte Mitarbeiterin der Bank. Doch deren Aussagen widersprechen sich in wichtigen Details.

Außer der Zeugin hat niemand den Täter gesehen

Nur Minuten nach dem Überfall lief in Obermenzing eine Großfahndung nach dem flüchtigen Bankräuber an. Beamte der Kriminaltechnik war den ganzen Tag damit beschäftigt, Spuren am Tatort zu sichern. Auch die Aufnahmen aus den Überwachungskameras wurden inzwischen ausgewertet.

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Aussagen passen nicht zur Spurenlage

Das gesicherte Spurenbild, das man am Tatort vorfindet, passe nicht zu den Aussagen der Zeugin, hieß es am Sonntag im Polizeipräsidium. Die 22-Jährige hatte in Befragungen zu Protokoll gegeben, dass sie "ein Mann mit einem Gegenstand bedroht" und sie genötigt habe, Geld in fünfstelliger Höhe zu übergeben. Dabei sei sie vom Täter an der Hand verletzt worden.

Keine verdächtigen Beobachtungen

Der Mann sei anschließend aus der Bank gelaufen, doch vor dem Gebäude hat ihn niemand gesehen und das, obwohl auf dem Wochenmarkt nebenan zu dieser Zeit bereits einiges los war. Kein Besucher hat sich bisher gemeldet, der etwas Verdächtiges beobachtet hat – vor allem keinen Mann, der davonläuft. Es gibt auch keinerlei Beschreibung, wie der Räuber ausgesehen haben soll.

Täter ist auf keinem einzigen Überwachungsvideo zu sehen

Unklar ist auch, wie der Täter in die Bank kam. Dort gelang ihm dann ein besonderes Kunststück: Er konnte offenbar allen Sicherheitskameras aus dem Weg gehen, er ist auf keinem einzigen der Videos der automatischen Kameras zu sehen.

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Was zudem auffällt und bisher nicht geklärt werden konnte: Die Filiale öffnet erst um 9 Uhr, der Überfall soll sich aber bereits um 8.20 Uhr ereignet haben. Das wirft die Fragen auf: Wie kam der Täter ins Gebäude? Hatte er Hilfe?

Eine Vielzahl von Widersprüchen

Die 22-Jährige war zur Tatzeit nicht alleine. Ein Kollege war in der Bank, doch den eigentlichen Überfall hat er nach bisherigen Erkenntnissen nicht mitbekommen, nichts gesehen, nichts gehört. Er hat lediglich die Polizei alarmiert, da war der Täter aber bereits verschwunden.

"Es gibt etliche Widersprüche in den Aussagen der Bankangestellten", sagte am Sonntag ein Polizeisprecher. Die Frau hat beispielsweise eine Verletzung an der Hand. Doch das Verletzungsbild passt eben nicht zu dem, wie sie behauptet, bei dem Überfall verletzt worden zu sein.

Als Polizisten die Bank nach dem Alarm stürmten, trafen sie die Angestellte im Untergeschoss. Ob sie dort überfallen wurde oder an anderer Stelle im Gebäude, ist bisher ebenfalls nicht gesichert.

Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Zeugin

Die Ermittler haben inzwischen offenbar erhebliche Zweifel am Wahrheitsgehalt der Aussagen ihrer einzigen Tatzeugin. Manches spreche dafür, dass der Überfall am Freitagmorgen sich nicht so ereignet hat, wie die 22-Jährige bisher in Vernehmungen den Ermittlern des Kommissariats K21 erzählt hat. Die Widersprüche lassen sich derzeit nicht klären, sagt ein Polizeisprecher. Ob der Bankraub eventuell sogar vorgetäuscht war, oder ob der Täter Hilfe hatte, möglicherweise durch die 22-Jährige, werden die weiteren Ermittlungen zeigen. Die Frage, ob die 22-jährige Zeugin, Person von besonderem Interesse oder bereits als Beschuldigte gilt, wollte der Polizeisprecher am Sonntag nicht kommentieren.

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7 Kommentare
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  • HanneloreH am 29.10.2024 12:20 Uhr / Bewertung:

    Gibt es eigentlich schon Neuigkeiten vom LKA zu der Polizei/Penny Implerstr. Geschichte?
    Das sollte doch untersucht werden ob man richtig gehandelt und jemand das Licht ausgeknipst hatte.

  • AllesBesser am 28.10.2024 09:21 Uhr / Bewertung:

    Ich habe jahrelang in einer Bankfiliale gearbeitet, und war als Azubi und später als jüngster Mitarbeiter auch oft der Erste.
    Die Story der jungen Dame ist vollkommen umplausibel. Es ist ausgeschlossen, dass sich der Täter alleine Zugang zum Gebäude verschafft haben könnte, dafür sind die Filialen zu gut gesichert. Ausserdem sind die meisten Kassensysteme so gesichert, dass man nicht einfach 50.000 EUR in bar rausholen kann. Und in den Tresor kommt man in der Regel auch nicht alleine. Und das außerdem niemand auf den Kameras zu sehen ist, spricht eher dafür das die Dame selbst in die Kasse gegriffen hat. Kommt gar nicht so selten vor, dass Mitarbeiter aus Not (Schulden, Spielsucht, Kleptomanie etc.) zugreifen, und fast immer fliegen solche Dinge auf. Dafür gibt es einfach zu viele Checks in den Prozessen, mittlerweile auch deutlich mehr automatische Überprüfungen und Einträge, und nichts bleibt unbemerkt. Sie wird das früher oder später gestehen, den Druck hält sie nicht aus.

  • Beisinho am 27.10.2024 20:58 Uhr / Bewertung:

    Aber es fehlt auf jeden Fall Geld?!
    Sehr dubios.

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