Auto, Roller, S-Bahn: Die Mobilität von gestern im Verkehrsmuseum
München - "Komm mit mir ein bisschen nach Italien", singt Wolfgang Heckl, und öffnet grinsend die Horch-Wagentür, "komm ein bisschen mit ans blaue Meer!" Na, wer errät, von wem das Lied ist? Niemand? Nein, niemand. Ist eben doch schon älter, der Song. Aber das macht nichts, wir sind ja schließlich im Museum. Der Horch, der Heckl zum Singen animiert hat, ist sogar von 1926.
Wolfgang Heckl ist Generaldirektor des Verkehrsmuseums und das Verkehrsmuseum feiert diesen Sonntag seinen 20. Geburtstag. Zu diesem Anlass ist der Horch, das Luxusauto der 30er-Jahre, extra aus dem Depot in den Ausstellungsraum gewandert.
Eines der Prunkstücke: der Oldtimer von Horch, was später zu Audi wurde
"Ich erinnere mich noch, als sei es gestern gewesen, als sie die S3/6 auf einem Sattelschlepper durch München transportiert haben", erzählt Heckl. Eine riesige Dampflok, die auf einem Sattelschlepper durch München reist, eine Attraktion. "30 000 Menschen haben damals zugesehen", sagt der Generaldirektor. "Das ist jetzt 20 Jahre her."
Um genau zu sein, ist die Eröffnung des Verkehrszentrums sogar schon 20 Jahre und vier Monate her, denn eröffnet worden ist das Verkehrszentrum am 11. Mai 2003. Aber dieses Jahr findet am 10. September der "Tag des offenen Denkmals" statt und deshalb hat das Museum seine Jubiläums-Feierlichkeiten kurzerhand in den September verlegt.
Heckl steht in Halle 1 des Verkehrsmuseums, das vollständig "Verkehrszentrum des Deutschen Museums" heißt. Hinter ihm der Horch-Oldtimer von 1926, rechts die riesige Dampflok S3/6, links ein Schaubild zum Thema CO2-Emissionen der unterschiedlichen Verkehrsmittel. "Was wir zeigen wollen", sagt Horch. "sind nicht einfach nur technische Exponate, sondern die vielen verschiedenen Facetten von Mobilität."

Zum Beispiel den "Endtriebwagen ET 420 002", eine der ersten Münchner S-Bahnen. Der steht am Rande der Halle 1 und zeigt unfreiwillig eine gewisse Konstanz des Münchner ÖPNVs über die Jahrzehnte auf: An seiner vordersten Tür hängt nämlich ein Papier mit der Aufschrift "Tür unbenutzbar". Dass die Türen dauernd kaputt gehen, hat sich also nicht geändert, lernt der Besucher, dafür aber die Farbe der S-Bahnen.
3,5 Millionen Kilometer hat der Triebwagen hinter sich
Der "Endtriebwagen ET 420 002" ist blau, das war damals das Ergebnis einer Umfrage, in der sich eine Mehrheit der Münchner für kieselblaue S-Bahnen ausgesprochen hatte. Insgesamt hat der Wagen 3,5 Millionen Kilometer zurückgelegt, bis er seine letzte Fahrt ins Münchner Verkehrszentrum angetreten ist. 3,5 Millionen Kilometer, das entspricht 87 Fahrten rund um den Erdball!
Auf einer Infotafel kann man vergleichen, wie viel CO2 die jeweiligen Verkehrsmittel ausstoßen, sie zeigt Altbekanntes: Flugzeug und Auto blasen massenhaft Emissionen in die Luft, Bus und Bahn dagegen sind um einiges klimafreundlicher.

"Eigentlich sind wir ein historisches Museum", sagt Bettina Gundler, die Leiterin des Verkehrszentrums. "Aber in der Zukunft wollen wir unseren Blick auch auf die Gegenwart richten und den Transformationsprozess begleiten." Denn dass Mobilität sich verändern werde in den nächsten Jahren, das sei ausgemacht. Nur: Wohin, das sei noch nicht ganz klar. "Die Info-Wände, die wir hier ausgestellt haben, kann man schnell wieder abnehmen", sagt Gundler. "Denn vermutlich sieht die Veränderung am Ende doch anders aus, als wir uns das heute vorstellen."
Kutschensimulator, Slow-Bikes, Pferdetram-Fahrt
Verändert hat sich übrigens auch die Gegend rund um das Verkehrsmuseum, denn früher war hier alles voll mit Messehallen. Nach der Eröffnung der Messe Riem wurden die jedoch fast vollständig rückgebaut. Nur die drei Hallen des Verkehrszentrums sind noch übrig aus dieser Zeit, sie gehen auf das Jahr 1908 zurück.
Weil die Jubiläumsfeier des Museums am "Tag des offenen Denkmals" stattfindet, an dem Besuchern ein Blick hinter die Kulissen von Denkmälern und Museen gewährt werden soll, wird auch die Geschichte der Messehalle bei den Feierlichkeiten eine Rolle spielen: Wer möchte, kann sich um 10 oder 13 Uhr einen Vortrag zur Geschichte der Messehallen und des Verkehrsmuseums anhören.
Daneben erwartet die Gäste unter anderem ein Kutschensimulator, ein Slow-Bike-Wettbewerb für Kinder und jede halbe Stunde eine Fahrt mit einer historischen Pferdetram. Das Programm läuft von 10-16 Uhr.
Das Programm: Was am Aktionstag des Museums alles geboten ist
Gefeiert wird das Jubiläum am Sonntag, den 10.September mit einem "Aktionstag" im und um das Museum herum. Von 10 bis 16 Uhr ist durchgängig Programm. Ein Überblick:
Vor dem Eingang:
- ab 10 Uhr: Vintage-Cars und Oldtimertreffen
- ab 10.30: Alle 30 Minuten eine historische Pferdetram-Fahrt durch den Bavaria-Park
Vor Halle 3:
- ab 10 Uhr: Vintage-Motorräder
- 15.30 Uhr: Formations-Vorführung des Vespa-Clubs
Museumshof:
- 10.30 bis 15.30: Bewegungsspiele für Kinder (Pause 12.30-13.30)
- 15 Uhr: Slow-Bike-Wettbewerb für Kinder
Halle 1:
- 10, 12, 14, 15Uhr: Vorführung Supra-Gleiter
- 11-15Uhr: offene Restaurierungs-Werkstatt
Halle 2:
- 10.15,13.15 Uhr: Vorführung S3/6
- 10-16 Uhr: Kutschensimulator Halle 3:
- 11.15, 15.15Uhr: Vorführung Puffing Bill