Ein paar Meter Zukunft: "Supraglider" im Münchner Verkehrszentrum
München - Gleisarbeiten, gesperrte Bahnhöfe und kaputte Weichen: In München ist das Bahnfahren gerade trotz 9-Euro-Ticket keine rechte Freude.
Anstatt also schwitzend in der U-Bahn durch den Untergrund zu ruckeln, könnten Sie in Zukunft auch reibungslos in weißen Kapseln über die Dächer der Stadt gleiten. Zumindest wenn es nach Wolfgang Heckl, dem Direktor des Deutschen Museums, geht - und das Planungsreferat der Stadt bis dahin deutlich liberaler mit den Baugenehmigungen umgeht.
"Supraglider": Neue Technologie kann im Verkehrszentrum getestet werden
Aber man wird ja noch träumen dürfen, und ganz soweit weg ist diese neue wundersame Technologie dann doch nicht: Sie können sie sogar selber testen. Im Verkehrszentrum des Deutschen Museums steht seit Dienstag nämlich ein sogenannter "Supraglider".
Dieses Gefährt schwebt auf zwei Magnetschienen und einem auf minus 200 Grad gekühlten "Supraleiter". Eine Entdeckung von Nobelpreisträger Georg Bednorz macht es möglich, dass das Vehikel beim Schweben kaum Energie verbraucht - deutlich weniger als zum Beispiel ein Transrapid. "Es zeigt, was Mobilität leisten kann", erklärt Heckl stolz, bevor er zusammen mit Nobelpreisträger Bednorz den "Supraglider" enthüllt.
Schweben über Magnete
Das Gefährt der Zukunft sieht zwar noch etwas aus, wie ein übergroßer Treppenlift (und fährt in der Demonstration auch genauso schnell), doch wer einmal Platz genommen hat, und von einem Helfer angeschubst zwei Zentimeter hoch über die Schienen gleitet, merkt schon, dass der "Supraglider" etwas Besonderes ist.
Komplett lautlos schwebt der Passagier über die Magneten und über ein rotes Tuch hinweg, welches zu Demonstrationszwecken auf die Schiene gelegt wurde. Gäbe es keinen Luftwiderstand, würde der "Supraglider" immer so weiter gleiten, im Verkehrszentrum reißt den neugierigen Testfahrer aber ein Prellbock unsanft aus den Zukunftsträumen und schickt ihn die wenigen Meter Schiene zurück zum Gleisanfang.

Dass diese Technologie je für lange Strecken eingesetzt werden könne, bezweifelt der Erfinder Bednorz zwar, dafür sei sie zu teuer. Für den Münchner Nahverkehr sei sie aber vielleicht eine Option. Wie so eine Bahn aussehen könnte, hat das Deutsche Museum auch entwerfen lassen. Eine spektakuläre Teststrecke auf der Museumsinsel, die aber wohl nur als Gedankenspiel gedacht ist.

Energie mittels "Supraleiter" fast verlustfrei durch die Stadt
Dennoch - obwohl der "Supraglider" die Münchner vorerst nur ein paar Meter im Verkehrsmuseum befördern wird, hat die Technologie aus dem Gefährt auch anderweitig viele Anwendungen.
So soll zum Beispiel in München eine Leitung gebaut werden, die dank den "Supraleitern" Energie fast verlustfrei durch die Stadt bringen kann. "München kann hier Vorbild werden", meint Museumsdirektor Heckl mit Blick auf die neue Technologie und ihre Anwendungen.
Er sei stolz darauf, dass man die "revolutionäre Technik" nun hautnah erleben könne, denn es sei die Aufgabe des Deutschen Museums, den Leuten so die Technik nahezubringen und sie auch anfassbar zu machen. Den "Supraglider" können Besucher täglich auf den "Roten-Punkt-Führungen" testen.
Wem all das zu futuristisch ist, dem sei der Besuch ein paar Hallen weiter empfohlen. Dort steht ein Kutschensimulator, der einen auf der Fahrt ziemlich durchruckelt. Dagegen ist dann sogar die Münchner U-Bahn mit all ihren Problemen ein Genuss.