Ein paar Meter Zukunft: "Supraglider" im Münchner Verkehrszentrum

Im Verkehrszentrum können Münchner ein innovatives Verkehrsmittel testen. Der Museumsdirektor hat Großes vor.
Paul Nöllke |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
6  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Nobelpreisträger Bednorz (l.) neben Museumsdirektor Heckl auf dem "Glider".
Nobelpreisträger Bednorz (l.) neben Museumsdirektor Heckl auf dem "Glider". © Sigi Müller

München - Gleisarbeiten, gesperrte Bahnhöfe und kaputte Weichen: In München ist das Bahnfahren gerade trotz 9-Euro-Ticket keine rechte Freude.

Anstatt also schwitzend in der U-Bahn durch den Untergrund zu ruckeln, könnten Sie in Zukunft auch reibungslos in weißen Kapseln über die Dächer der Stadt gleiten. Zumindest wenn es nach Wolfgang Heckl, dem Direktor des Deutschen Museums, geht - und das Planungsreferat der Stadt bis dahin deutlich liberaler mit den Baugenehmigungen umgeht.

"Supraglider": Neue Technologie kann im Verkehrszentrum getestet werden

Aber man wird ja noch träumen dürfen, und ganz soweit weg ist diese neue wundersame Technologie dann doch nicht: Sie können sie sogar selber testen. Im Verkehrszentrum des Deutschen Museums steht seit Dienstag nämlich ein sogenannter "Supraglider".

Dieses Gefährt schwebt auf zwei Magnetschienen und einem auf minus 200 Grad gekühlten "Supraleiter". Eine Entdeckung von Nobelpreisträger Georg Bednorz macht es möglich, dass das Vehikel beim Schweben kaum Energie verbraucht - deutlich weniger als zum Beispiel ein Transrapid. "Es zeigt, was Mobilität leisten kann", erklärt Heckl stolz, bevor er zusammen mit Nobelpreisträger Bednorz den "Supraglider" enthüllt.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Schweben über Magnete

Das Gefährt der Zukunft sieht zwar noch etwas aus, wie ein übergroßer Treppenlift (und fährt in der Demonstration auch genauso schnell), doch wer einmal Platz genommen hat, und von einem Helfer angeschubst zwei Zentimeter hoch über die Schienen gleitet, merkt schon, dass der "Supraglider" etwas Besonderes ist.

Komplett lautlos schwebt der Passagier über die Magneten und über ein rotes Tuch hinweg, welches zu Demonstrationszwecken auf die Schiene gelegt wurde. Gäbe es keinen Luftwiderstand, würde der "Supraglider" immer so weiter gleiten, im Verkehrszentrum reißt den neugierigen Testfahrer aber ein Prellbock unsanft aus den Zukunftsträumen und schickt ihn die wenigen Meter Schiene zurück zum Gleisanfang.

Voilà, hier kommt der "Glider" zum Vorschein.
Voilà, hier kommt der "Glider" zum Vorschein. © Sigi Müller

Dass diese Technologie je für lange Strecken eingesetzt werden könne, bezweifelt der Erfinder Bednorz zwar, dafür sei sie zu teuer. Für den Münchner Nahverkehr sei sie aber vielleicht eine Option. Wie so eine Bahn aussehen könnte, hat das Deutsche Museum auch entwerfen lassen. Eine spektakuläre Teststrecke auf der Museumsinsel, die aber wohl nur als Gedankenspiel gedacht ist.

Ein Entwurf für einen"Supraglider" auf der Museumsinsel.
Ein Entwurf für einen"Supraglider" auf der Museumsinsel. © GRAFT Gesellschaft von Architekten mbH

Energie mittels "Supraleiter" fast verlustfrei durch die Stadt 

Dennoch - obwohl der "Supraglider" die Münchner vorerst nur ein paar Meter im Verkehrsmuseum befördern wird, hat die Technologie aus dem Gefährt auch anderweitig viele Anwendungen.

So soll zum Beispiel in München eine Leitung gebaut werden, die dank den "Supraleitern" Energie fast verlustfrei durch die Stadt bringen kann. "München kann hier Vorbild werden", meint Museumsdirektor Heckl mit Blick auf die neue Technologie und ihre Anwendungen.

Er sei stolz darauf, dass man die "revolutionäre Technik" nun hautnah erleben könne, denn es sei die Aufgabe des Deutschen Museums, den Leuten so die Technik nahezubringen und sie auch anfassbar zu machen. Den "Supraglider" können Besucher täglich auf den "Roten-Punkt-Führungen" testen.

Wem all das zu futuristisch ist, dem sei der Besuch ein paar Hallen weiter empfohlen. Dort steht ein Kutschensimulator, der einen auf der Fahrt ziemlich durchruckelt. Dagegen ist dann sogar die Münchner U-Bahn mit all ihren Problemen ein Genuss.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
6 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • tutnixzursache am 22.06.2022 12:02 Uhr / Bewertung:

    Nette Technologie-Spielerei, leider wirtschaftlich unsinnig

  • hundundkatz am 22.06.2022 07:07 Uhr / Bewertung:

    Also mir gefällt das. Passt in die Zeit des Firlefanz perfekt mit rein.

  • Candid am 22.06.2022 05:47 Uhr / Bewertung:

    Da sind welche aus ihrem Traum noch nicht erwacht.

    Technisch sicher möglich; der Bedarf an flüssigen Stickstoff, um die tiefen Temperaturen zu halten, ist aber zu hoch.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.