Auszeichnung für Karl Stankiewitz: Vertreter der Wahrheits-Presse
München - Den schon 1966 gestorbenen Namensstifter der Auszeichnung, die die Landeshaupstadt jährlich an zwei literarisch oder journalistisch tägige Münchnerinnen und Münchner vergibt, kannte der Preisträger noch persönlich.
Karl Stankiewitz kam 1948 zur Abendzeitung
Mit 94 Jahren ist Karl Stankiewitz der älteste Geehrte, dem der Ernst-Hoferichter-Preis je verliehen wurde. Während der 50er Jahre hatte er in den verrauchten und von Kerzenlicht illuminierten Schwabinger Literaturzirkeln Franziska und Ernst Hoferichter getroffen.
Das Paar aus der schillernden Mäzenatin und dem brillanten Schriftsteller war schon damals legendär. Nach dem Tod ihres Mannes stiftete die "Schwabinger Franzi" den Preis für Schreibende, die "Originalität mit Humor und Weltoffenheit verbinden".
Christian Springer über Karl Stankiewitz: "Ich wollte auch so einer werden"
Diese Eigenschaften bewies Karl Stankiewitz täglich, seit er, aus Halle an der Saale über das Ruhrgebiet an die Isar gekommen, anfing, für die Süddeutsche Zeitung zu schreiben und dann schon 1948 zu den Abendzeitung-Reportern der ersten Stunde gehörte. Danach arbeitete er auch für die Illustrierte "Stern" und das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Christian Springer bekannte während seiner Laudatio im voll besetzten Saal des Literaturhauses: "Ich wollte auch so einer werden." Aus dem Jugendlichen mit dem Berufswunsch Reporter ist inzwischen ein beliebter Satiriker geworden. Auch und gerade der verneigt sich vor der "journalistischen Dramaturgie", die Stankiewitz so gut beherrscht. Dazu gehöre auch, Pointen setzen zu können – nicht für einen Lacher, sondern "im Sinne eines geistreichen Endes".
Preisträger mahnte vor Anfeindungen der Medien
Zusätzlich zu seinen Beiträgen für Zeitschriften und Rundfunk veröffentlichte Stankiewitz 38 Bücher, die sich überwiegend mit München, seiner Lebensart, seiner Umgebung und dem Oberland beschäftigen. Eine Recherche über Bayern an seinen Texten vorbei könne es nicht geben: "Du bist einer, der nie vergessen werden kann", meinte Springer hervorhebend.
Stankiewitz erhielt einen langen und herzlichen Applaus vor allem für seine Mahnung vor den Anfeindungen der Medien als "Lügenpresse" sowie die Offenheit und auch Offensivität, mit der er mit den Folgen des Alters umgeht. Die Preisverleihung nutzte er auch für die Präsentation seiner jüngsten und sehr privaten Publikation "Meine sieben Plagen".
Deniz Aykanart wurde ebenfalls ausgezeichnet
Die zweite Trägerin des Ernst-Hoferichter-Preises in diesem Jahr ist auch eine klassische Tageszeitungsjournalistin, die gleichfalls ein Faible für bayerische Themen hat. Als Jahrgang 1985 repräsentiert Deniz Aykanart aber eine völlig andere Generation und hat einen türkischen Familienhintergrund.
Vor allem ihre SZ-Kolumne "Die Isartürkin", aus der ein gleichnamiges Buch entstand, machte sie populär. Diese deutsch-türkischen und "hingeplauderten Beobachtungen" würdigte der Stiftungsrat als "so witzig wie informierend, so verblüffend wie aufklärend" und Aykanat als "weltverknüpfende Erzählerin von Alltagsgeschichten".