Augenzeuge des Anschlags in München: "Ich habe den Motor aufheulen gehört"

Michael Jäger ist bei dem Anschlag in München vor Ort und will den Verletzten helfen. Eine Sache ärgert den 30-Jährigen im Anschluss besonders.
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Am Vormittag war ein Afghane mit seinem Auto in einen Demonstrationszug gefahren und hatte so mindestens 28 Menschen verletzt.
Am Vormittag war ein Afghane mit seinem Auto in einen Demonstrationszug gefahren und hatte so mindestens 28 Menschen verletzt. © Christoph Trost/dpa

München – Der Schock setzte bei Michael Jäger erst später ein. Als das Auto in die Menschenmenge raste, war er wie im Tunnel, beschreibt der 30-Jährige. Er habe sich nur darauf konzentriert, wie er den Verletzten helfen könne. Michael Jäger war als Mitarbeiter der Stadtwerke München (SWM) beim Demozug der Gewerkschaft Verdi, die am Vormittag auf dem Weg zur großen Warnstreik-Kundgebung am Königsplatz war. Er sei nur ungefähr 30 Meter von der Stelle entfernt gestanden, an der das Auto auf die Demo-Teilnehmer traf. "Ich habe den Motor aufheulen gehört", berichtet er der AZ, "und dann einen Knall."

Anschlag in München: "Es war volles Chaos"

Zunächst habe er gedacht, das Geräusch sei durch den Aufprall verursacht worden. Später stellte sich heraus, dass es der Schuss war, mit dem die Polizei das Fahrzeug stoppen wollte. Sofort seien viele Menschen in alle Richtungen weggelaufen, sagt Jäger. Er selbst sei zu den Verletzten gerannt, um ihnen zu helfen. Erleichtert habe er aber festgestellt, dass alle bereits von Helfern versorgt wurden. Trotzdem bot sich Michael Jäger eine dramatische Szene: "Es war volles Chaos."

Auch mehrere Meter hinter dem Auto seien noch Verletzte auf dem Boden gelegen. "Ein Bild, das mich nicht loslassen wird, ist ein Verletzter, der mit gebrochenem und abgewinkeltem Bein hinter einem Stromkasten Deckung gesucht hat", berichtet Jäger.

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Den 30-Jährigen ärgert eigenen Worten zufolge, dass die Tat bereits nach kürzester Zeit für politische Stimmungsmache genutzt werde. Kaum eine Stunde später hätten bereits "Nazis" im Internet rassistische Hetze verbreitet. Dass Politiker wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) "auf den Zug aufspringen", war für Jäger absehbar, wie er sagt. "Es geht so schnell nicht mehr um die Opfer, das ist nur noch Rassismus."

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4 Kommentare
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  • Haan am 13.02.2025 22:02 Uhr / Bewertung:

    Mich ärgert jetzt, dass hier gegen die AfD gehetzt wird. Die kritisieren den Zustand in Deutschland seit sie besteht. Und dieser Zustand lässt diese Partei immer mächtiger werden. "gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen" wäre den für diese Zustände und das Chaos in Deutschland Verantwortlichen die beste Lösung. Wer solche Taten kritisiert ist wieder mal ein rechtsradikaler Rassist, am besten noch ein "gesichert Rechtsradikaler", weil sich das gleich viel gefährlicher anhört. Am Liebsten würden manche den Täter noch bemitleiden, hat er doch sein Leben zerstört. Dem muss geholfen werden wie all den anderen.

  • tutwaszursache am 15.02.2025 00:11 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Haan

    Niemand unterstellt allen, die solche Taten kritisieren, rechtsradikal zu sein. Strohmannargumente widerlegen ist leicht, aber sinnlos. Es wird auch nicht gegen die AfD gehetzt (zumindest nicht hier in diesem Diskussionsverlauf).

    Sicherlich wäre es sinnvoll gewesen, wenn dem Täter zu geeigneter Zeit Hilfe zuteil geworden wäre.

    Die Wahrheit (die kaum jemand hören oder sagen will) lautet, dass solche Taten nicht zu verhindern sind. Auch nicht von der sogenannte Alternative. Aber solange die nichts zu sagen hat, kann die natürlich großartig einfache Antworten auf komplexe Probleme geben und dass gänzlich ohne irgendeine daraus erwachsende Verpflichtung.

  • BingoMuc am 13.02.2025 21:50 Uhr / Bewertung:

    Wo wird es gezeigt?

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